Название: Captain Future 08: Im Zeitstrom verschollen
Автор: Edmond Hamilton
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783946503651
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Eine kurze Stille trat ein und der grauhäutige Neptunier schüttelte sich.
»Eine schöne Gutenachtgeschichte«, brummte er. »Diese kleinen Welten jagen mir einen Schauer über den Rücken.«
Sie hoben die Blicke, als Melton wieder zu ihnen ans Feuer trat. Das gebräunte Gesicht des jungen Manns war aschfahl und er wirkte sehr aufgeregt. Er setzte sich und starrte in die Flamme des Atomfeuers, seine langen Finger schlossen und öffneten sich unentwegt, seine blauen Augen waren weit aufgerissen und er hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen. Er schien mit sich selbst im inneren Widerstreit zu liegen wegen etwas, was ihn fürchterlich aufwühlte.
Der Rest der Crew wandte den Blick ab und unterhielt sich weiter, sie berichteten einander von ähnlichen Erlebnissen, die sich auf verschiedenen weit entfernten Welten und Monden abgespielt hatten. Von Abenteuern auf dem küstenlosen Neptunmeer, Exkursionen in die lichtlosen Höhlen des Uranus, Minenarbeiten auf der Sonnenseite des Merkur und gefahrvollen Expeditionen zwischen den scharf gezackten Planetoiden der Saturnringe.
Abrupt wandte sich Brad Melton an den alten marsianischen Wissenschaftler.
»Nilga, Sie kennen sich in den Wissenschaften aus – ich habe eine Frage. Ist es je einer lebenden Person gelungen, herauszufinden, wie man zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her wechselt?«
Der Marsianer drehte sich um und starrte ihn überrascht an.
»Sprichst du vom Zeitreisen? Wie kommst du darauf, Melton?«
»Hab mich nur so gefragt«, erwiderte der junge Mann ausweichend. Er wirkte ängstlich und angespannt, als er noch einmal nachhakte: »Hat denn je jemand dieses Geheimnis ergründet?«
Der alte rothäutige Marsianer schüttelte den Kopf.
»Nein, wieso? Bisher ist niemandem gelungen, durch die Zeit zu reisen, auch wenn sich in den letzten Jahrhunderten viele Wissenschaftler mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Du musst wissen, Melton, dass die Wissenschaftler unseres Systems seit Langem wissen, dass die Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, theoretisch besteht. Zeit ist nichts weiter als eine vierte Dimension des Existierenden – Länge, Breite, Dichte und Dauer. Theoretisch sollte es möglich sein, sich entlang der Zeitachse zu bewegen, aber bisher war niemand dazu imstande. Niemand außer …«
»›Niemand außer …?‹«, erkundigte sich Melton eifrig. »Soll das heißen, dass es doch jemanden gibt?«
»Nun ja, es gibt Personen, die behaupten, dass Captain Future das Geheimnis des Zeitreisens gelüftet hat – aber das sind vielleicht nur Märchen. Man erzählt sich so viele Geschichten über Captain Future, dass es nur natürlich ist, wenn die Wahrheit hier und dort etwas gedehnt wird.«
»Captain Future?«, wiederholte der junge Erdling mit ehrfürchtig glänzenden Augen. »Natürlich. Warum habe ich nicht gleich an ihn gedacht? Wenn es jemandem gelungen ist, dahinterzukommen, dann Captain Future.«
»Das bezweifle ich«, sagte der alte Marsianer skeptisch. »Oh, ich weiß, Future und seine merkwürdigen Kameraden, die Futuremen, haben schon unzählige wissenschaftliche Wunder vollbracht – aber Zeitreisen? Nein, nicht einmal Captain Future ist dazu in der Lage.«
»Aber er wäre immerhin dazu in der Lage«, widersprach der Brad Melton. »Vielleicht haben sie das Rätsel gelöst, ohne das System davon zu unterrichten.«
»Möglich wäre es schon«, sagte der alte Wissenschaftler. »Wir kennen nicht einmal die Hälfte der rätselhaften Dinge, die er in seinem Labor auf dem Erdmond vollbracht hat. Aber in der Tat – die Fähigkeit des Zeitreisens würde wahrscheinlich sogar Captain Future in Staunen versetzen.«
Der jovianische Captain warf seine Rial-Zigarette fort und gähnte.
»Ich leg mich aufs Ohr, Jungs. Morgen wird früh aufgestanden und mit der Schürferei losgelegt.«
Schon bald hatten fast alle ihren Schlafplatz rund um den Atomofen herum gefunden. Eingewickelt in ihre Decken aus Synthetikwolle gaben sie sich dem sorglosen Schlummer interplanetarer Abenteurer hin, die keinen Gedanken an das Morgen verschwenden.
Brad Melton bildete die Ausnahme. Er saß da und starrte in das Atomfeuer, die Augen weit aufgerissen, das Gesicht angespannt vor Konzentration. Sein innerer Kampf schien ganz plötzlich zu einem Höhepunkt zu gelangen. Mit nervöser Entschlossenheit sprang er auf die Füße.
»Ich werde es tun!«, flüsterte er. »Vielleicht bin ich verrückt. Ich sollte das Ganze einfach ignorieren, aber das kann ich nicht. Diese weit entfernt klingende, flehentliche Stimme … das Leben all dieser von der Auslöschung bedrohten Menschen – ich muss es tun!«
Mit leisen, schnellen Schritten ging er zu einem der beiden Raumschiffe und bereitete es klammheimlich auf die Abreise vor.
Die schlafenden Meteoritenschürfer wurden von einem abrupten stakkatoartigen Brummen geweckt. Verwundert richteten sie sich auf und rieben sich den Schlaf aus den Augen. Die Flammenzunge einer Antriebsdüse schraubte sich in den Himmel – eins der Schiffe war fort.
»Was im Namen aller jovianischen Teufel!«, fluchte ihr Kapitän aufgebracht. »Wer ist mit unserem Schiff abgehauen?«
»Der junge Melton«, lautete die Antwort. »Er muss den Verstand verloren haben.«
»Er hat sich mit unseren Schätzen davongemacht!«
»Falls das stimmt, ist mir mein Riecher für die menschliche Natur abhandengekommen«, dröhnte der Jovianer. »Nein, er hat die Beute nicht mitgenommen. Seht ihr?«
Die kleinen, schweren Säcke mit Tantalum, Tellurium und anderen Edelmetallen lagen auf dem Boden. An einem von ihnen war eine Nachricht befestigt.
Ich lasse die Hälfte meines Anteils hier, um das Schiff zu bezahlen. Wenn ihr diesen Hilferuf gehört hättet, hättet ihr euch ebenfalls dazu entschieden, ihm zu folgen. Ich fliege zu dem einzigen Mann im Universum, der dieser Sache gewachsen ist.
»Er muss wirklich völlig von Sinnen sein, sich einfach so aus dem Staub zu machen!«, rief der Jovianer.
»Er hat sich gestern Abend sehr seltsam verhalten«, bemerkte der alte Marsianer. »Er redete über Stimmen, die er gehört haben wollte, und von Zeitreisen.«
Voller Unbehagen schweiften die Blicke der Männer durch den dunklen, schweigenden Dschungel.
»Irgendwas an diesem Ort hat ihn aus der Umlaufbahn geworfen«, brummte der Neptunier abergläubisch. »Das hier ist einer dieser verfluchten Asteroiden, über die du gesprochen hast.«
»Lasst uns hier verschwinden, bevor wir ebenfalls anfangen, Stimmen zu hören und durchzudrehen!«, rief der Saturnier aufgebracht.
Die anderen stimmten ihm lautstark zu. Sie alle waren Männer, die sich nicht leicht ins Bockshorn jagen ließen, doch sie spürten, dass etwas Fremdartiges und möglicherweise Bedrohliches über diesem stillen, einsamen Planetoiden hing; etwas, das die Macht hatte, ihnen den Verstand zu rauben.
»Na СКАЧАТЬ