Название: Tarzan – Band 3 – Tarzans Tiere
Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Tarzan bei Null Papier
isbn: 9783962817992
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Nach Afrika entführt
Gerade als Tarzan mit seinem Begleiter im Dunkel der Kaianlage verschwand, war eine tief in Schleier gehüllte Dame eilig in die enge Gasse eingebogen, nicht weit mehr von der Kneipe, die die beiden eben verlassen hatten.
Sie blieb stehen, sah sich um und schien befriedigt. Endlich war sie da. Sie fasste Mut und trat in die Winkelkneipe ein.
Halbbetrunkene Matrosen und »Kai-Ratten« blickten von ihren Tischen auf. Das war etwas Neues: eine vornehm gekleidete Dame hier mitten unter ihnen. Sie ging sofort auf die Kellnerin am Schanktisch zu. Die hatte bereits ihre glücklichere Schwester mit neidischem Blick aufs Korn genommen.
Haben Sie einen großen, gutgekleideten Herrn hier gesehen? fragte sie. Er muss vor einigen Minuten noch hier gewesen sein. Muss sich hier mit jemandem getroffen haben und dann mit ihm fort sein. Die Kellnerin bestätigte dies. Wohin sie gegangen seien, könne sie nicht sagen.
Ein Matrose hatte zugehört; er kam heran und versicherte, wie er gerade in die Kneipe hereingegangen, seien zwei Männer nach dem Kai fortgeschlendert.
In welcher Richtung? Die Dame drückte ihm rasch ein Trinkgeld in die Hand. Der Bursche zog sie sogleich auf die Straße. Sie wandten sich zum Kai und, wie sie so am Wasser entlang eilten, beobachteten sie, dass ein kleines Boot gerade in den dichten Schatten eines Dampfers untertauchte. Es schien nicht weit zu sein.
Da sind sie ja, flüsterte der Matrose ihr zu.
Zehn Pfund für ein Boot und wenn Sie mich gleich auf dies Schiff hinüberbringen! Wie ein Aufschrei klang das.
Schnell also, bestätigte er. Donnerwetter, das muss gut gehen, wenn wir die »Kincaid« noch fassen! Seit drei Stunden schon steht sie unter Dampf. Gerade auf den da haben sie noch gewartet. Ich hab’s gehört, vor einer Stunde. Da erzählte einer von der Mannschaft was … Mit diesen Worten waren sie am Ende der Kaimauer. Ein Boot war dort festgemacht; er half ihr hinein, schwang sich nach und ruderte los. Sie jagten nur so durch die Fluten dahin.
Am Schiff forderte der Mann sein Geld.
Sie zählte gar nicht, mit einem Griff drückte sie ihm ein Bündel Banknoten in die ausgestreckte Hand. Gleich der erste Blick mochte ihn überzeugt haben, dass er mehr als genug bezahlt sei. So half er ihr die Strickleiter hinauf, und wartete mit dem Boot dicht am Schiff. Das Geschäft sollte ihm nicht entgehen! Vielleicht würde die noble Dame auch wieder an Land zurückwollen?
Aber fast im gleichen Augenblick dröhnte die Hilfsmaschine, er hörte das Klirren einer Kette und das Knarren der Winde. Kein Zweifel, die »Kincaid« lichtete den Anker. Und schon setzten sich auch die Schrauben in Bewegung. Langsam glitt der Dampfer von ihm weg. Hinaus in den Kanal.
Er wandte sich, um zum Kai zurückzurudern. Da, eine Frauenstimme, ein Schrei. Das war auf Deck. Komische Sache! murmelte er vor sich hin. Ich sollte mir genarrt vorkommen, hätt’ ich nicht dieses hübsche Paketchen da.
*
Jane war oben an Deck angelangt. Die »Kincaid« schien völlig verlassen. Keine Spur von denen, die sie suchte; einfach nichts war zu sehen. Und doch, wozu sich aufhalten! Die Hoffnung beflügelte ihre Schritte, gewiss, die bloße Hoffnung, Mann und Kind hier wiederzufinden.
Sie stürzte nach der Kajüte,1 die halb über das Deck herausragte. Es ging eine kleine Treppe in den Hauptraum hinab, und auf der anderen Seite lagen sicher die kleineren Offizierskabinen. Sie stutzte. Vor ihr musste sich eben rasch eine Tür geschlossen haben, so klang es. Sie durchschritt den ganzen Hauptraum der Länge nach, dann dämpfte sie ihre Schritte. Sie horchte an jeder Tür und suchte die Klinke leise niederzudrücken. Still war es, unheimlich still. Nur ihre Nerven schienen aufs höchste gereizt. Wild pochte ihr zu Tode gemartertes Herz, und es wollte ihr vorkommen, als müsse diese wogende Stimme ihres Blutes wie ein mächtiger Alarm bis in alle Winkel dieses Schiffes dringen …
Eine Tür nach der anderen tat sich vor ihr auf, und immer wieder stand sie vor derselben unheimlichen Leere. Äußere Eindrücke schienen sie nicht mehr zu treffen. Sie merkte nicht, dass plötzlich Leben in das Schiff kam, dass die Maschinen stampften und die Schrauben das Wasser peitschten.
Die letzte Tür rechts stieß sie eben auf; da wurde sie von einem starken Männerarm gepackt. Finstere Blicke funkelten ihr entgegen, dann wurde sie in die Kabine hineingezerrt.
Bis ins Mark erschrocken über diesen plötzlichen und unerwarteten Überfall entrang sich ihrer Brust ein einziger durchdringender Schrei, dann presste der Rohling seine Faust auf ihren Mund.
Ruhe, du liebes Ding, du, herrschte er sie an. Erst wollen wir mal ein Stückchen weiter von Land weg sein. Kannst dir dann meinetwegen dein ganzes reizendes Herz aus dem Leibe schreien.
Die Lady drehte sich um. Sie sah einem struppigen Menschen dicht in die bösen Augen. Da ließ der Druck seiner Faust langsam nach. Ein neuer Schrecken durchzitterte sie. Das war der also – –. Sie wich zurück.
Nikolaus Rokoff! Herr Thuran! Sie hier? rief sie laut. Ihr gehorsamster Diener, erwiderte der Russe und verbeugte sich leicht.
Sie würdigte seine anzüglichen Schmeicheleien keines Wortes. Wo ist er? fragte sie kurz. Ich will ihn sehen. Nikolaus Rokoff, wie können Sie so grausam sein, eben Sie gerade? Kennen Sie keine Barmherzigkeit? Haben Sie denn nicht wenigstens ein Fünkchen Mitgefühl? Kommen Sie, sagen Sie mir, wo er ist. Ist er überhaupt hier an Bord? O, bitte, wenn Sie überhaupt noch ein Herz im Leibe haben, geben Sie mir meinen Jungen wieder!
Nichts soll Ihnen geschehen, wenn Sie meinen Befehlen folgen, entgegnete Rokoff. Übrigens: Es ist nur Ihre höchst eigene Schuld, dass Sie hier sind. Ich stelle fest, Sie sind aus freien Stücken erschienen. Die Folgen müssen Sie selbst tragen.
Er murmelte noch, ohne dass sie es hätte hören können, so etwas wie: Donnerwetter, solch verteufeltes Glück kann auch ich СКАЧАТЬ