Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Читать онлайн книгу Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold страница 24

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      Dass sie noch nicht durchgedreht ist, grenzt an ein Wunder.

      »Ich bin unverletzt«, erwidert sie leise, aber das ist nicht das, was ich hören möchte. Ich sehe ihr an, dass es ihr nicht gut geht, doch ich weiß auch, dass es nicht meine Aufgabe ist, sie zu trösten. Ich bin bloß der Bote. Derjenige, der die Hexe beim König abliefert und dafür seinen Lohn bekommt.

      Dass die Hexe nicht alt und seltsam ist, sondern jung und schön ist, sollte kein Problem sein, und es sollte schon gar nicht zu meinem werden.

      Ich lasse ihre Hände los, als hätte ich mich an ihr verbrannt.

      »Gut«, stoße ich hervor und versuche mich aufzurichten. »Denn wir sollten weiter. Hier ist es nicht sicher.«

      Sofort ist sie an meiner Seite und stützt mich. Dafür, dass sie blind ist, kann sie erstaunlich viel. Es fühlt sich nicht an, als würde ihre Erkrankung sie einschränken.

      Ich schnalze, damit Saga zu uns kommt. Sie lässt sich nicht zweimal bitten. Ein treueres Pferd habe ich noch nicht gesehen.

      »Geht es?«, fragt Freya besorgt.

      »Es geht schon irgendwie.« Ich greife nach dem Sattel, ziehe mich an ihm hoch, um in den Steigbügel zu treten und sitze einarmig auf. Trotzdem spanne ich dabei meine Schulter so sehr an, dass die Schmerzen heiß durch meinen Körper schießen. Verfluchtes Diebespack.

      Wenigstens ist Christiania nicht mehr fern. Wenn wir in einen weiteren Hinterhalt geraten würden, könnte ich uns nicht mehr retten.

      Ich löse meinen Fuß aus dem Steigbügel, damit Freya ihn ebenfalls als Aufstiegshilfe nutzen kann. Es dauert eine Weile, weil sie mir nicht wehtun will, aber schließlich sitzt sie vor mir. Ich lege einen Arm um ihre schlanke Taille und fasse nach den Zügeln, die verletzte Seite lasse ich schlaff hinunterhängen.

      »Geht das?«, fragt sie leise. Schon wieder. Ihre Besorgnis rührt mich und weil ich ihr das nicht zeigen will, treibe ich Saga an, bis wir uns den Weg vom Bach zurück in den Wald gebahnt haben. Das muss Antwort genug sein.

      Wir reiten absichtlich einen Bogen um die Straße, die nach Christiania führt, aber wir haben Glück. Dieses Mal begegnet uns niemand, und schon bald entdecken wir die ersten Häuser.

      Freya spannt sich merklich an, als die neuen Geräusche auf sie einprasseln. Vermutlich war sie noch nie in einer so großen Stadt. Ich versuche mir vorzustellen, wie sie die neue Umgebung empfindet, aber es fällt mir schwer, denn ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Straßen im Auge zu behalten.

      Es ist noch früh, aber selbst um diese Uhrzeit befinden sich schon einige Menschen in den Gassen und öffnen ihre Geschäfte. Ein Mann fegt den Gehweg vor seinem Haus, eine Frau küsst ihre beiden Kinder zum Abschied. Jemand reißt die Fenster auf, um frische Luft ins Haus zu lassen und sein Bettzeug zu lüften. Vor uns führt ein Pferd einen Karren mit Fässern an.

      Als wir an der nächsten Kreuzung ankommen, steigt der Geruch nach frischen Backwaren in meine Nase. Sofort meldet sich mein Magen zu Wort. Ich halte Saga an.

      »Hast du Hunger?«, frage ich Freya, die schüchtern nickt. Also rufe ich mir einen Burschen heran und bitte ihn, für uns etwas aus der Backstube zu kaufen und das Wechselgeld zu behalten. Er läuft ins Gebäude und kommt kurz darauf freudestrahlend zurück, um uns zwei süße Teilchen zu reichen. »Vielen Dank.«

      Er salutiert, bevor er davonläuft und uns mit unserem Frühstück allein lässt. Ich reiche Freya ihr Stück und beiße von meinem eigenen ab, während ich Saga zurück auf den Weg lenke.

      »Hmm, das ist ja himmlisch!«, seufzt Freya genießerisch.

      »Nur das Beste für meine Heldin.«

      Sie kichert und klapst mir auf den Oberschenkel. »Du bist wohl der größere Held von uns beiden.«

      Ich lächle in mich hinein und genieße das Teilchen, aber als das Schloss in Sichtweite kommt, vergeht mir mein Lachen, weil ich mich daran erinnere, wieso sie überhaupt hier ist.

      Aber wenn wir erst den König erreicht haben, wird sie mich sowieso nie wiedersehen.

      Düsseldorf, 2018

      Louisa

      ❤

      Der Duft nach frischem Kaffee holt mich sanft aus dem Schlaf. Ich blinzle gegen das Sonnenlicht, das durch ein Fenster in den Raum fällt, und schlage die Augen auf. Mein Körper fühlt sich an wie gerädert. Nach ein paar winzigen Augenblicken des Vergessens erinnere ich mich auch daran, wieso er sich so anfühlt.

      Nach einer Verfolgungsjagd und einem Fast-Sturz von einer Feuertreppe ist es kein Wunder, dass ich überall Muskelkater habe.

      »Guten Morgen«, begrüßt mich eine Stimme mit rauem Akzent, die ich selbst im Schlaf erkennen würde.

      »Alex«, murmle ich, um mir die Ereignisse wieder in Erinnerung zu rufen. Vielleicht habe ich das sogar ein bisschen. Irgendwie erscheint es mir nämlich einfacher, das Geschehene zu verdrängen, statt mich damit auseinanderzusetzen. Aber je wacher ich werde, umso mehr vermischen sich die Bilder meiner Erinnerung mit denen des Märchens, welches er mir vor dem Einschlafen erzählt hat.

      Es war einmal ein blindes Mädchen, welches in einem kleinen Dorf in Norwegen wohnte. Der Verlust der Mutter, die zu Unrecht als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, weckte in ihr alte, magische Fähigkeiten. Nur ein Wächter konnte sie aus dieser lebensbedrohlichen Situation befreien. Sein Name war Mikael …

      Jetzt verstehe ich zwar, dass es Hexen schon ewig und drei Tage gegeben hat – aber wirklich viel schlauer bin ich nicht, inwieweit das mich betrifft.

      »Ich dachte, du hast vielleicht Hunger.« Alex deutet auf ein Tablett auf dem Beistelltisch. Daher also der Kaffeegeruch.

      Ich lasse mich erschöpft zurück in die Kissen fallen und fahre mir durchs Gesicht. Das fühlt sich alles zu real für einen Traum an.

      »Ist das ein Nein?«, fragt er, und ich höre das Schmunzeln aus seiner Stimme heraus.

      »Eher ein Wieso zur Hölle ausgerechnet ich?« Seufzend stehe ich auf und wäre beinahe über meine Hosenbeine gestolpert. Ein kurzes Check-up später stelle ich fest, dass ich seine Sachen trage. Also hat er mich umgezogen.

      Und nackt gesehen.

      Oh Gott.

      Ich kremple die Hosenbeine hoch und setze mich mit schmerzenden Gliedern in den anderen Sessel. Alex sitzt mir gegenüber. Er sieht überhaupt nicht müde aus, obwohl die Nacht viel zu kurz war. An seinem Ausschnitt blitzt das dünne, goldene Kreuz hervor.

      »Kaffee?«

      »Mit Milch und Zucker.« Ich halte ihm gähnend meine Tasse hin. »Viel Zucker.«

      Er lacht leise auf und füllt unsere Tassen. Mein Blick gleitet zu meinen Armen, die von Schrammen übersäht sind. Ich will gar nicht wissen, wie es unter der Kleidung aussieht. So wie es sich anfühlt, muss mein Körper aus einem einzigen blauen Fleck bestehen.

      Ich nehme mir ein Croissant und bestreiche es СКАЧАТЬ