Название: Ulysses
Автор: James Joyce
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788726642858
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Röte schoss in Buck Mulligans Wangen; er sah auf einmal jünger und angenehmer aus.
«Hab ich das gesagt?» fragte er. «Na, was ist denn dabei?»
Er schüttelte nervös alle Verlegenheit von sich.
«Und was ist denn der Tod?» fragte er. «Der deiner Mutter oder deiner oder meiner? Du sahst nur deine Mutter sterben. Ich sehe sie jeden Tag im Mater und Richmond abkratzen und wie man im Seziersaal im Gedärm rumschneidet. Es ist eine Biesterei, weiter nichts. Einfach nicht der Rede wert. Als deine Mutter dich darum bat, wolltest du an ihrem Sterbebett nicht niederknien und für sie beten. Warum? Weil du innerlich ein verdammter Jesuit bist, nur wirkt sich das nicht richtig bei dir aus. Für mich ist alles entweder Spott oder Biesterei. Ihre Gehirnlappen funktionieren nicht. Sie nennt den Doktor Sir Peter Teazle und pflückt Butterblumen auf der Bettdecke. Tu ihr doch jeden Willen, bis alles überstanden ist. Ihren letzten Wunsch im Sterben hast du nicht erfüllt und doch bist du mir böse, weil ich nicht flenne wie ein x-beliebiger Leichenbitter von Lalouette. Toll! Schon möglich, dass ich das gesagt habe. Aber ich wollte damit das Andenken deiner Mutter nicht beleidigen.»
Er hatte sich ganz mutig geredet. Stephan, der die klaffenden Wunden schützte, die die Worte seinem Herzen schlugen, sagte ganz kühl:
«Ich meine auch nicht die Beleidigung meiner Mutter.»
«Was denn?» fragte Buck Mulligan.
«Die Beleidigung, die du mir zufügtest», antwortete Stephan. Buck Mulligan drehte sich auf dem Absatz um.
«Ein ganz unmöglicher Mensch!» rief er.
Er ging schnell an der Brustwehr entlang. Stephan rührte sich nicht vom Fleck, sah über das ruhige Meer hinüber nach dem Vorgebirge. Meer und Vorgebirge wurden jetzt undeutlich. Blut klopfte ihm in den Augen, verschleierte ihren Blick, und er fühlte das Fieber seiner Wangen.
Im Turm rief eine laute Stimme: «Mulligan, bist du oben?» «Ich komme», antwortete Buck Mulligan.
Er wandte sich Stephan zu und sagte:
«Sieh aufs Meer. Was kümmert es sich um Beleidigungen. Setz Loyola an Land, Kinch, und komm mit runter. Der Engländer will seinen Morgenspeck fressen.»
Als sein Kopf mit dem Turmdach in gleicher Höhe war, blieb er wieder einen Augenblick auf der Treppe stehen und sagte: «Grüble nicht den ganzen Tag darüber. Ich bin inkonsequent. Lass das mürrische Brüten.»
Sein Kopf verschwand, aber das Dröhnen seiner herabsteigenden Stimme klang aus dem Treppenhaus nach oben:
Nun wende dich nicht länger ab und brüte
Nicht länger über Liebe bitteres Geheimnis,
Denn Fergus lenkt die ehernen Wagen.
Waldschatten fluteten still vorbei durch den Morgenfrieden vom Treppenkopf seewärts, wohin er blickte. Dicht am Strande und weiter draussen weisste sich der Wasserspiegel, gespornt von leichtgeschuhten, eilenden Füssen. Weisse Brust der trüben See. Aneinander emporrankende Klänge. Eine Hand, die die Harfensaiten zupft, die ihre rankenden Akkorde ineinander verschlingen. Engverbundene wogenweisse Worte, die auf der düstern Flut schimmern.
Langsam zog eine Wolke vor die Sonne, dunkler wurde das Grün der Bai. Sie lag hinter ihm, eine Schale mit bitterm Wasser. Fergus’ Gesang: Ich sang ihn oben im Hause, hielt die langen, dunklen Akkorde. Ihre Tür stand offen: sie wollte meine Musik hören. Stumm vor Angst und Mitleid trat ich an ihr Bett. Sie jammerte auf ihrem elenden Lager. Wegen dieser Worte, Stephan: der Liebe bitteres Geheimnis.
Wohin jetzt?
Ihre Geheimnisse: alte Federfächer, quastengeschmückte Tanzkarten, die nach Moschus duften, ein Schmuck aus Bernsteinperlen in ihrer verschlossenen Schublade. Im sonnigen Fenster ihres Hauses hing ein Vogelkäfig, als sie noch Mädchen war. Sie hörte den alten Royce in der Pantomime: Turko der Schreckliche, singen und lachte wie die andern, wenn er sang:
Ich bin der Mann,
Der sich
Unsichtbar machen kann.
Geisterhafte Freude, weggelegt: moschusduftend.
Nun wende dich nicht länger ab und brüte.
Weggelegt in das Gedächtnis der Natur mit ihrem Tand. Erinnerungen bedrängen sein brütendes Hirn. Ihr Glas Wasser aus dem Küchenkran, wenn sie sich dem Tisch des Herrn genähert hatte. Ein ausgehöhlter, mit braunem Zucker gefüllter Apfel, der an einem dunklen Herbstabend für sie auf dem Kamin schmorte. Ihre schöngeformten Fingernägel, die vom Blut zerquetschter Läuse aus den Hemden der Kinder gerötet waren. Im Traum war sie still zu ihm gekommen, ihr verbrauchter Leib im losen Grabgewand roch nach Wachs und Rosenholz, ihr Atem neigte sich über ihn mit stummen, geheimnisvollen Worten, roch leicht nach feuchter Asche.
Ihre glasigen Augen starrten aus der Tiefe des Todes, meine Seele zu erschüttern und zu beugen. Auf mich allein. Die Geisterkerze, die ihrem Todeskampf leuchtete. Geisterhaftes Licht auf dem gequälten Gesicht. Ihr heiserer, lauter Atem, der so schauerlich rasselte, während alle auf den Knien lagen und beteten. Ihre auf mich gerichteten Augen wollten mich niederzwingen. Liliata rutilantium te confessorum turma circumdet: iubilantium te virginum chorus excipiat.
Ghül! Leichenfresser!
Nein, Mutter. Lass mich in Ruh und lass mich leben.
«Kinch, ahoi!»
Aus dem Innern des Turmes sang Buck Mulligans Stimme. Sie kam die Treppe hinauf, rief wieder. Stephan, noch zitternd vom Aufschrei seiner Seele, hörte warm rieselndes Sonnenlicht und freundliche Worte in der Luft hinter sich.
«Dädalus, sei lieb und komm runter. Das Frühstück ist fertig. Haines entschuldigt sich, dass er uns vergangene Nacht weckte. Ist alles in bester Ordnung.»
«Ich komme», sagte Stephan und wandte sich um.
«Um Jesus Christi willen, tu das», antwortete Buck Mulligan. «Tu es um meinet- und unser aller willen.»
Sein Kopf verschwand und erschien wieder.
«Ich hab ihm dein Symbol der irischen Kunst erzählt. Er sagt, es wäre sehr gut. Jag ihm ein Pfund ab. Ich meine eine Guinea.»
«Ich krieg heute morgen Geld», sagte Stephan.
«Den Zaster für die Penne?» sagte Buck Mulligan. «Wieviel? Vier Pfund? Leih mir eins.»
«Wenn du es brauchst», sagte Stephan.
«Vier leuchtende Sovereigns», rief Buck Mulligan in hellster Freude. «Wir wollen uns einen herrlichen saufen, dass die alten Druiden vor Staunen nicht wissen sollen, wohin. Vier allmächtige Sovereigns.»
Er warf die Hände hoch, stampfte die Steintreppe hinunter, sang falsch, wobei er die Worte dialektisch färbte.
Jetzt wird’s lustig, jetzt wird’s fein,
Trinken Whisky, trinken Wein,
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