Heilung. Wolfgang J Bittner
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Название: Heilung

Автор: Wolfgang J Bittner

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия: Paráklesis

isbn: 9783862567690

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СКАЧАТЬ gibt. Heilung ist nicht Frage einer Methodik.

      Bemerkenswert bleibt jedoch, dass Jesus im Unterschied zu den Heilpraktikern seiner Zeit keine Beschwörungsformeln vollzog. Von ihm werden auch keine bindenden Austreibungs- oder gar Zauberformeln überliefert, die es sonst in seiner Umwelt in reichem Maß gegeben hat.50

      Es ist auffallend, wie das Neue Testament an vielen Stellen betont, dass Jesus alle, die zu ihm kamen, geheilt hat. An keinem hat seine Macht zu heilen versagt. Und keinen, der sich um Hilfe an ihn wandte, hat er mit einem anderen Bescheid von sich gewiesen. So sagt Matthäus: »und er heilte alle Kranken« (8,16). Bei Lukas heißt es in der Parallele: »Jedem von ihnen legte er die Hände auf und heilte sie« (Lukas 4,40; vgl. Apostelgeschichte 10,38: »… und er heilte alle, die vom Teufel überwältigt waren«).50 Bemerkenswert ist auch, dass Jesus keinen der Vorbehalte je gebraucht hat, mit denen wir oft zur Frage nach Heilung Stellung nehmen. Keinen Menschen, der mit der Bitte um Heilung zu ihm kam, hat Jesus mit einem anderen Bescheid weggesandt. Er heilte alle. Er hat auch niemand ärgerlich angefahren, als ob die Bitte um Heilung irgendwie ungehörig wäre. Jesus hat auch nie gemeint, mit der Bitte um körperliche Wiederherstellung bitte man um etwas Nebensächliches, das einem den Blick auf das Erstrangige, das Heil der Seele, verstellen würde.51

      Das ganze Bündel unserer »Vorbehalte«, das Jesus offensichtlich nicht gekannt hat, muss noch besonders besprochen werden. Es kommen hier Probleme zur Sprache, die zum Teil eine lange Geschichte haben und die in der Seelsorge immer wieder auftauchen.52 Halten wir aber bereits fest: Jesus hat alle Kranken geheilt, die zu ihm gebracht wurden oder selbst zu ihm kamen. Jesus hat nie eine Krankheit als von Gott zu irgendwelchen Erziehungszwecken verordnet bezeichnet. Jesus hat nie gesagt, Krankheit könne einem Menschen zum Segen werden. Jesus hat sich zwar der Krankheit direkt voll Ärger zugewandt, aber nie einem Kranken, der sich um Heilung an ihn gewandt hat. Jesus hat die Bitte um Heilung auch nie als Bitte um etwas Zweitrangiges bezeichnet.

      Man könnte diese Liste weiterführen. Sie sollte uns auf jeden Fall zu denken geben. Warum äußern wir solche Vorbehalte oft so schnell? Warum sind sie uns so geläufig?

      Bedeutet die Betonung der Krankenheilung nicht ein Ablenken vom wahren Auftrag Jesu, vom eigentlichen Anliegen der Kirche, den Menschen das Heil Gottes zu bringen? Kann sich die Frage nach der Heilung, nach der körperlichen Gesundheit nicht konkurrenzierend vor die wichtigere Frage nach dem Heil schieben? Stehen wir nicht in Gefahr, aus Zweitrangigem Erstrangiges zu machen?

      Auszugehen haben wir von der Feststellung, dass Gott den Menschen zu dessen Heil sucht. So einfach sich das sagen lässt, so wenig selbstverständlich ist es. Gott sucht nicht bloß die Seele des Menschen. Er hat ihn in der Ganzheit von Leib und Seele erschaffen. Dem Menschen in dieser seiner Ganzheit wendet er sein Heil zu. Wenn Gott uns Menschen in Jesus Christus, seinem Sohn, sein Heil schenkt, dann bedeutet das, dass er uns aus der Verfallenheit an all das Böse, in dem wir stehen, herauslöst. »Heil«, das ist Gottes entschlossenes Nein zum Bösen in allen seinen Erscheinungsformen und allen seinen Auswirkungen.

      So zeigt es uns schon der wichtige Text Jesaja 53, der neben anderen Texten dem Selbstverständnis Jesu zugrundeliegt. Gesprochen wird vom »Knecht Gottes«, der stellvertretend für die Menschen stirbt. »Er war durchbohrt um unserer Sünden und zerschlagen um unserer Verschuldungen willen« (5 a). Das Böse wird wurzelhaft in der Schuld des Menschen vor Gott erkannt. Das ist jedoch nur eine Seite, wie der Text selbst zeigt. Einen Vers vorher lesen wir: »Doch wahrlich, unsere Krankheiten hat er getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen …« Und einen Vers später steht: »… und durch seine Wunden sind wir geheilt«. Die Vergebung der Schuld wird von der Heilung der Krankheit gleichsam eingerahmt, so als wollte uns die Bibel zeigen, dass von Gott her die Schuldfrage völlig in die Frage nach der Heilung unseres ganzen Menschseins eingebettet ist. Dieser Zusammenhang wird von Gott in seinem Handeln für uns auch beachtet.

      Die Wirksamkeit Jesu bestätigt diesen Zusammenhang. Matthäus bezeichnet ausgerechnet die Heilungen Jesu als Erfüllung dieser Jesajastelle (Matthäus 8,16–17). Heil und Heilung sind für die Bibel eine unlösbare Einheit. Weil Gott unser Heil will, weil er dabei uns Menschen als ganze meint, will er, dass wir an Geist, Seele und Leib heile Menschen werden. »Auch in Bezug auf den Leib ist nicht Sünde, sondern Erlösung und Heil das letzte Wort« (Bernhard Häring).54 Unsere Bedenken, die Frage nach der Heilung würde vom »Eigentlichen«, dem Heil der Seele, wegführen, machen eines deutlich: In unserer Auffassung vom Menschen trennen wir das, was von Gott her so unlösbar zusammengehört. Dieses Denken hat in der Geschichte der Christenheit eine lange und problembeladene Vorgeschichte.54a Wir stehen in einer Tradition, die bis heute dazu neigt, den Leib des Menschen abzuwerten, ja als »Gefängnis der Seele« aufzufassen.55 Die Rückbesinnung auf die Bibel muss uns auch hier helfen, den rechten Maßstab für unser Menschsein zu finden.

      4. Krankenheilung durch Jünger und Gemeinde

      Die ersten drei Evangelien berichten von der Berufung und Aussendung der Jünger Jesu. Markus trennt zeitlich zwischen der Auswahl der Zwölf durch ihren Herrn und der späteren Aussendung. Zunächst heißt es: »Und er bestimmte die Zwölf, damit sie um ihn wären und damit er sie aussenden könnte zur Predigt (des Evangeliums) und mit der Macht, Dämonen auszutreiben« (3,13ff). Die Aussendung erfolgt erst später (6,7ff). Über die Durchführung dieses Auftrages durch die Jünger hören wir: »Da zogen sie aus und predigten, man solle Buße tun, und trieben viele Dämonen aus, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie« (6,12). Die Parallele dazu finden wir bei Matthäus (10,5ff). Dort heißt es: »Wenn ihr aber hingeht, so prediget: ›Das Reich der Himmel ist genaht.‹ Heilet Kranke, wecket Tote auf, machet Aussätzige rein, treibet Dämonen aus.« (17,7f). In der Lukasparallele (9,1f) wird der Auftrag in die zwei Weisungen zusammengefasst: »… und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen und zu heilen.«

      Lukas ist es, der uns über die Aussendung der zwölf Jünger hinaus von der Aussendung des größeren Jüngerkreises der siebzig berichtet (10,1ff): »Und wo ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da esset, was euch vorgesetzt wird, und heilet die Kranken, die darin sind und saget zu ihnen: ›Das Reich Gottes ist zu euch genaht!‹« (10,8f).

      Es ist unübersehbar: Den Jüngern wird nie der Auftrag erteilt, nur zu predigen. Der Auftrag wird immer in mindestens zwei Grundelemente zerlegt. Verkündiget und heilet! Das Reich Gottes soll den Menschen in der helfenden, befreienden Tat und im verkündigten Wort nahe kommen. Dieser Auftrag wird nicht nur gegeben, sondern nach dem durchgängigen Zeugnis der Texte auch in dieser doppelten Weise ausgeführt.

      Zunächst gilt dieser Auftrag nur den zwölf bzw. den siebzig Jüngern. Wir haben das sehr ernst zu nehmen. Die Texte sagen nichts davon, dass der Auftrag später einmal auf andere Personen erweitert werden soll. Auch findet sich keine Notiz, dass er irgendwie über die unmittelbare Sendung hinaus zeitlich fortdauern soll. Alle erwähnten Texte beinhalten zunächst eine personelle Eingrenzung und eine zeitliche Beschränkung.

      So müssen wir danach fragen, ob es im Neuen Testament Spuren davon gibt, dass dieser Auftrag über den zunächst engen Kreis hinaus erweitert wurde. Nur dann haben wir theologisch das Recht, aber auch die Verpflichtung, in diesen Texten nach der Grundlage für den Auftrag unserer heutigen Kirche zu fragen.

      Eine Reihe wichtiger Texte sowohl aus den Evangelien, der Apostelgeschichte wie in den neutestamentlichen Briefen СКАЧАТЬ