Mein geniales Leben. Jenny Jägerfeld
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Название: Mein geniales Leben

Автор: Jenny Jägerfeld

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783825162313

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СКАЧАТЬ Oma, die mit ihrer Arbeit inzwischen wohl fertig war. Sie setzte sich neben Krille Marzipan und steckte sich eine Zigarette an.

      »Ich erzähle Sigge von meiner Filmidee«, erklärte Krille.

      »Nun, da möchte ich nicht stören. Erzähl ruhig weiter!«

      »Soll ich noch einmal von vorne anfangen?«

      »Nein, nein, das ist wirklich nicht nötig!«, wehrte Oma rasch ab.

      »Bist du sicher? Okay. Also. Nachts …«

      Krille erhob sich und breitete die Arme aus. Seine Stimme wurde dramatisch.

      »Da führt Basil Hollinghurst ein anderes Leben! Da ist er unterwegs und trifft schöne Frauen! Geht mit ihnen aus, ins Theater, in die Oper. Er ist ungeheuer beliebt.«

      Plötzlich erwachte mein Interesse.

      »Aha«, sagte ich. »Warum ist er so beliebt?«

      »Nun«, sagte Krille. »Er sieht gut aus, er ist reich. Und kolossal charmant.«

      Neben meine Skizze notierte ich: Sieht gut aus. Reich. Charmant.

      »Aber Basil Hollinghurst ist ein Lügner!«, fuhr Krille fort. »Er verspricht den Damen ein Luxusleben. In Saus und Braus! Teure Reisen, Schmuck, Autos. Er macht drei Frauen gleichzeitig den Hof. Zufällig sind alle drei Ärztinnen. Chirurgen. Aber sie wissen nichts voneinander.«

      »Gujken«, sagte Bobo.

      »Nein, nicht Gurken«, sagte ich. »Chirurgen. Das sind Ärzte, die operieren, wenn Leute sich verletzt haben und so.«

      Krille Maräng streckte seinen langen, dünnen Zeigefinger in die Luft.

      »Hört jetzt zu! Basil Hollinghurst verspricht jeder Einzelnen von den dreien, sie zu heiraten, verspricht ihnen, sie in seinem Schloss wohnen zu lassen, ein Schloss, das nur in Basils Fantasie existiert. Er verspricht ihnen alles! Aber durch einen Zufall erfahren sie, was Basil wirklich treibt, und da werden sie vollkommen rasend vor Wut! Sie beschließen, sich zu rächen.«

      »Aber«, sagte ich, »ist es nicht ein bisschen seltsam, dass alle drei Chirurginnen sind? Aus purem Zufall?«

      »Genau!« Oma deutete so eifrig mit der Zigarettenhand auf mich, dass Asche auf mein Papier fiel. »Guter Einwand, Sigge!«

      Ich grinste und wischte die Asche weg. Das Rad an dem einen Inliner wurde trotzdem ganz gut. Ich begann es mit Gelb auszumalen.

      »Ja, ja, aber jetzt ist es nun mal so!«

      Krilles Stimme klang leicht angespannt. Ich ahnte, dass er keine weiteren kritischen Fragen wünschte.

      »Jedenfalls«, fuhr er sehr laut fort. »Eines Abends, als Basil Hollinghurst mit einer der chirurgischen Damen bei einem romantischen Dinner sitzt, betäubt sie ihn. Sie presst ihm eine in Chloroform getränkte Serviette gegen Nase und Mund! Schwer wie ein Stein fällt er zu Boden. Zu dritt befördern die Frauen ihn ins Auto. Sie fahren direkt ins Krankenhaus, in die Chirurgie, und legen ihn auf eine Pritsche! Man sieht, wie das erste Skalpell gezückt wird, dann die rachelüstern lächelnden Gesichter.«

      Krille schwang ein unsichtbares Skalpell durch die Luft.

      »Als Basil aufwacht, ist sein ganzer Kopf bandagiert! Er fängt an, den Verband abzuwickeln, und muss feststellen, dass er umoperiert worden ist! In ein Kaninchen! Die Ohren! Die Zähne! Ein winziges Schnäuzchen! Das ganze Gesicht voller Fell!«

      »Kaninsche!«, verkündete Bobo lachend und sah von ihrer Zeichnung auf.

      Vom Mund des Kopffüßlers ging inzwischen ein Strich ab, aus dem wirbelnder Rauch aufstieg.

      »Aus der Ratte ist ein Kaninchen geworden«, erklärte ich.

      »Oh dear!« Oma tat einen langen Zug an ihrer Zigarette.

      »Warum ausgerechnet ein Kaninchen?«, fragte ich.

      Krille sah mich mit gerunzelter Stirn an.

      »Also«, fuhr ich fort, »ich meine ja nur, warum nicht ein weniger niedliches Tier? Ein Otter oder ein Alligator, zum Beispiel, oder vielleicht eine Ratte? Die wollen ihn doch bestrafen. Da sollte er wohl nicht unbedingt niedlich aussehen?«

      »Hm … ja, hast an und für sich recht.«

      Krille zog den Block aus der Gesäßtasche und machte sich ein paar Notizen.

      »Wie soll Basil jemals wieder als Moderator arbeiten können? Wer kann einen Sprecher, der wie ein Otter aussieht, ernst nehmen?«

      »Ottej?«, sagte Bobo.

      »Vielleicht ist die Ratte kein Kaninchen geworden, sondern ein Otter«, flüsterte ich.

      »Ratte«, sagte Oma. »Ratte ist am besten. Unsympathisches Aussehen, du weißt schon. Wer mag schon eine Ratte?«

      »Und was passiert dann?«, fragte ich.

      Krille starrte mich an.

      »Nachdem Basil operiert worden ist?«

      Kurz wurde es ganz still.

      »Äh … tja, darüber hab ich noch nicht so richtig nachgedacht«, sagte er dann.

      »Trotzdem ein guter Anfang«, sagte ich ermunternd und begann die Harpune zu kolorieren.

      »Ratte?«, fragte Bobo neugierig.

      »Das ist noch nicht ganz geklärt«, sagte Oma. »Vorläufig unklar.«

      Sie beugte sich über Bobos Zeichnung.

      »Na so was! Hast du mich da gezeichnet, Boel? Mit Zigarette und allem Drum und Dran? Das müssen wir rahmen! Du bist ja ein künstlerisches Genie, Darling! Aber bei so einem Modell kann es natürlich nur ein Meisterwerk werden, nicht wahr!«

      Sie zwinkerte Bobo mit einem Auge zu, und Bobo lächelte so begeistert, dass ihr der Schnuller aus dem Mund fiel.

      NOCH 52 TAGE

      EINSTEIN, MEIN GELIEBTES PELZMÜTZCHEN

      Eine kurze Sekunde lang sah ich Einsteins schwarze glänzende Schnauze im Türspalt, dann drängte er sich ganz und gar ins Zimmer. Die Tür gab ein langgezogenes Quietschen von sich. Er lief an mein Bett und wedelte so begeistert mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil wackelte. Sein Maul war geöffnet, und er zeigte seine spitzen wolfsähnlichen Zähne in einem breiten Lächeln. Er war immer so happy! Morgens, mittags, abends! Immer gut aufgelegt. Machte sich keinerlei Sorgen um das Leben. Einfach toll!

      »Hallo, Einstein«, murmelte ich schläfrig. »Ja, ja, ich seh dich.«

      Ich kitzelte ihn hinterm Ohr, er leckte mir die Hand und die Backe und ich musste schnell den Mund fest zukneifen, um keinen Zungenkuss abzubekommen. Dann hörte ich Schritte auf der Treppe. Ein paar Sekunden später schaute Mama herein. Sie hatte ihre Jeansjacke an und ihre hellbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.

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