Vision und Wirklichkeit. Группа авторов
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vision und Wirklichkeit - Группа авторов страница 5

Название: Vision und Wirklichkeit

Автор: Группа авторов

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия: Edition IGW

isbn: 9783862567799

isbn:

СКАЧАТЬ dieses Miteinander.

      Heute ist im deutschsprachigen Europa eine Rückkehr zu diesen Wurzeln sichtbar. Immer mehr Kirchen bemühen sich darum, den Menschen mit Wort und Tat und damit ganzheitlich zu dienen. Die Kirchen der Zukunft haben damit bereits begonnen. Dabei geht es nicht darum, etwas zu tun, um gehört zu werden. Es geht nicht um einen Marketingtrick, weil wir es uns nicht leisten können, sozial im Abseits zu stehen. Es geht um die Wiederentdeckung der Ganzheit des Evangeliums. Noch sind nicht alle Teile der evangelikalen Gemeinschaft aus der babylonischen Gefangenschaft einer bürgerlichen Weltanschauung befreit, aber ein Anfang ist gemacht. Die missionale Theologie ist Anstifterin dazu und kritische Begleiterin auf diesem Weg. Sie wird auf diesem Weg Fehler machen, vielleicht mal über das Ziel hinausschießen, aber dennoch wichtige Impulse vermitteln. Das darf zuversichtlich stimmen für die Zukunft.

      Im Westen ist die Religion weitgehend aus der öffentlichen Debatte verschwunden. »Schön, wenn dein Glaube dir hilft«, lautet das Motto. Glaubensfragen muss jedes Individuum selbst beantworten. Allgemeingültige Antworten kann es in der Welt der Postmoderne nicht geben. Wenn der Versuch trotzdem unternommen wird, empfindet man das als moralisierend. Glaubensfragen sind für viele Menschen sekundär und eine Sache des persönlichen Geschmacks. Sie sind auf der gleichen Stufe anzusiedeln wie musikalische Präferenzen oder die Frage, ob man lieber bei Migros oder Aldi einkauft. Kaum jemand fragt noch wie Martin Luther vor 500 Jahren, ob er einen gnädigen Gott bekommen kann. Die Frage, ob Jesus Christus leiblich auferstanden ist, ist für die meisten Zeitgenossen weniger wichtig als die Frage, wer die Champions League gewinnt.

      Hat die Kirche in dieser Welt der Belanglosigkeiten eine Zukunft? Hat sie etwas zu sagen, das alle angeht? Es ist verlockend, sich angesichts dieser Situation in einen beschaulichen Eigenheimpietismus zurückzuziehen, wo man sich bequem einrichten kann und Pastoren geistliche und psychologische Bedürfnisse zufriedenstellen. Aber das ist keine Option für eine Kirche, welche die Kirche von Jesus Christus sein will. Denn so, wie er in der Welt war, ist auch sie in der Welt. Das bedeutet, immer wieder die Entscheidung zu treffen, den aufreibenden Mittelweg zwischen Beschaulichkeit und Anpassung zu gehen. Beschauliches Christsein kann es nicht geben, weil das Evangelium mitten in die Welt gehört. Angepasstes Christsein kann es nicht geben, weil die Botschaft des Evangeliums mitsamt seinen anstößigen Elementen auch heute gehört werden muss.

      Der Urkirche waren Herausforderungen dieser Art bestens bekannt. Die antike Welt war im Grunde genommen pluralistisch, allerdings nur, solange der messianische Anspruch des Staates nicht infrage gestellt wurde. Die ersten Christen hätten nur auf den Satz »Jesus ist der Herr« verzichten müssen und sie hätten sich die Auseinandersetzung mit dem römischen Kaiser ersparen können. Sie hätten sich darauf verständigen müssen, dass ihr Glaube der persönlichen Erbauung dient und den Verehrungsanspruch des Kaisers nicht tangiert, und sie wären völlig sicher gewesen. Doch genau das taten sie nicht, denn es wäre eine Verleugnung ihres Glaubens gewesen, der besagt, dass Jesus der Herr ist.

      Dass der Glaube eine öffentliche Angelegenheit ist, war keine Erfindung der Urkirche, sondern geht auf Jesus zurück. Jesus beschränkte sich nicht darauf, die Menschen aufzufordern, an das Evangelium zu glauben. Er rief nicht zu einer Gotteserfahrung, welche die Gläubigen in eine geistliche Welt entführte, in welcher man seinen Frieden fand, weil man sich nicht um die Belange der Gesellschaft kümmerte. Jesu Predigtmenü reichte von den großen religiösen Fragen (ist Scheidung erlaubt? – Mt 19,2–12) über aktuelle gesellschaftliche Fragen (wie geht man mit dem Abschaum der Gesellschaft um? – Lk 15,1–32) bis zu den brennenden politischen Fragen seiner Zeit (wie verhält man sich gegenüber seinen politischen Unterdrückern? – Mt 5,41; soll man dem Kaiser Steuern zahlen? – Lk 20,20–26).

      Die Kirche muss sich auf die Fährte des Galiläers setzen lassen, wenn sie nicht in der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit versinken will. Christen folgen ja einem Propheten, der sich eingemischt hat. Jesus war ein Störenfried der Mächtigen. Es war Lesslie Newbigin, der Spiritus Rector der Missional Church, der in den 1980er-Jahren darauf hingewiesen hat, dass die Kirche die Einschränkung ihrer Rolle auf den privaten Sektor niemals hinnehmen darf. Zweifellos hat er damit Jesus und die Urkirche auf seiner Seite. Und er hat damit der Kirche den Weg gewiesen, den sie zu gehen hat.

      Kreuzen am Wind

      Alles das macht deutlich, dass die Aufgabe, die vor der Kirche liegt, herausfordernd und voller Unwägbarkeiten ist.

      Bei einem Marathonlauf über 42 Kilometer holen die Läufer die letzten Reserven aus sich heraus. Als Hilfe dient ihnen eine blaue Linie am Boden, der sie stur folgen, um direkt auf das Ziel zuzulaufen. Das Rezept ist quasi simpel: Einfach so schnell wie möglich der blauen Linie folgen und nicht darüber nachdenken, was links und rechts von ihr liegt.

      Wenn es um den Bau der Kirche geht, gibt es so etwas wie eine blaue Linie nicht. Es wäre verlockend, eine solche zu haben (und manche denken, es gäbe sie), denn dann müsste man ihr nur treu folgen und wir kämen ans Ziel. Aber es reicht nicht, einfach nur treu zu sein und die Dinge so zu machen, wie man sie schon immer gemacht hat. Wir müssen nicht nur treu sein in der Ausführung unsere Auftrags, wir brauchen ebenso Umsichtigkeit, Weisheit und Kreativität.

      Für die Kirche der Zukunft bietet sich ein anderes Bild an. Kirche der Zukunft zu bauen, ist wie Kreuzen am Wind auf offener See. Mal kommt der Wind von hier, mal von dort. Ihn vorauszusagen, ist schwierig und manchmal unmöglich. Darauf muss man weise und schnell reagieren und wissen, wie man die Segel richtig setzt. Man muss erkennen, welcher Wind der Wind des Zeitgeistes ist und wo der Heilige Geist weht. Was heute funktioniert, funktioniert in 20 Jahren vielleicht nicht mehr. Der Wind kann drehen, ja er wird drehen, und wir haben bereit zu sein.

      Die Unwägbarkeiten der Zukunft verlangen danach, fest in der Welt des Evangeliums verwurzelt zu sein und ebenso in der Welt, in welcher Kirche gebaut wird, zu Hause zu sein, sodass man die beiden Welten miteinander verbinden kann. Wo dies geschieht, kann die Kirche in der Zukunft nicht nur überleben, sondern Zukunft auch gestalten.

      BIOGRAFISCHES

      Dr. theol. Roland Hardmeier, Jahrgang 1965, verheiratet mit Elisabeth Hardmeier-Gurtner. Von 1995 bis 2010 Pastor im Bund der Freien Evangelischen Gemeinden der Schweiz. Autor mehrerer Bücher, selbstständiger Dozent und Referent, Dozent bei IGW.

       Kontakt: [email protected].

      KLOSTER ALTE GÄRTNEREI STEFFISBURG

       Ein Familienkloster in der evangelikalen Gemeindelandschaft

       Mike Bischoff

      Unsere Kirche: Warum ein Kloster gründen?

      Familienkloster! Was hat ein Kloster in einem Buch über die Zukunft der Kirche zu suchen? Eine ernst zu nehmende Frage, die sich nicht in drei Sätzen beantworten lässt. Innerhalb der evangelikalen Gemeindelandschaft sind wir Exoten. An diesen Status haben wir uns gewöhnt. Wir sind evangelisch, die meisten von uns sind verheiratet und haben Kinder, niemand von uns trägt eine braune Kutte und die lichte Gegend auf meinem Kopf ist höhere Gewalt und keine Tonsur. Trotzdem nennen wir uns Kloster Alte Gärtnerei. Wie kommt das? Der bekannte Kirchenforscher und Autor von Gebet für die Welt, Patrick Johnstone, hat einmal vereinfacht von drei Formen gesprochen, wie sich Kirche im Lauf der Geschichte manifestiert hat:

      ► ekklesiastisch (Fokus auf Versammlung/Gottesdienst und Gebäude)

      ► monastisch (Fokus auf Gemeinschaft und Ausbildung)

      ► apostolisch (mobil, unterwegs, pionierhaft)

      In СКАЧАТЬ