Название: Ermordet in Kabul
Автор: Heidemarie Führer
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783775174916
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Was Simone über die Schiffs-Arbeit erfahren, was sie bei Besuchen von OM Deutschland in Mosbach an Gemeinschaft erlebt hatte, verstärkte in ihr den Wunsch, sich zu diesem Dienst und Wagnis aufzumachen. Sie betete um Gewissheit, besprach sich mit guten Freunden und ihrem Gemeindepfarrer. Bald war sie sicher, dass sie sich für einen zweijährigen Missionseinsatz auf der Doulos bewerben sollte. Dieses Schiff bereiste damals besonders die asiatische Welt, Indien, den Nahen Osten und Ostafrika. Es schreckte Simone nicht ab, dass sie mit äußerst harten Bedingungen konfrontiert werden könnte. Sie wollte die Nagelprobe machen: Tauge ich zur Missionarin? Kann ich Schwierigkeiten aushalten? Ertrage ich auch problematische klimatische Verhältnisse? Kann ich mich auf völlig anders geprägte Menschen um der Liebe Jesu willen einlassen? Oder träume und rede ich nur davon?
Nach verschiedenen Gesprächen mit der Personalführung in Mosbach wurde sie als Mitarbeiterin auf dem Missionsschiff Doulos angenommen. Nach und nach fand sie für den freiwilligen zweijährigen Schiffseinsatz auch einen Kreis, der sie während dieser Zeit verbindlich mit Gebeten und finanziell unterstützte.
Am 4. August 1996 war es so weit. Vor der versammelten Gemeinde in der Stiftskirche von Dettingen, in der sie konfirmiert worden war, wurde sie für den Dienst auf der Doulos ausgesandt und gesegnet. Hans-Jörg Dinkel, der Gemeindepfarrer, mit dem sie viel über ihren Einsatz gesprochen hatte, sagte unter anderem: »Gott hat Ihnen die Tür geöffnet für einen Dienst auf dem Missionsschiff Doulos … Dass dies kein normales Schiff ist, zeigt schon sein Name. ›Doulos‹ heißt Knecht, Sklave. Es stellt sich Gott ganz zur Verfügung zur Verbreitung des Evangeliums in der Welt. Ich meine, auch bei Ihnen die Bereitschaft zu erkennen, sich ganz dem Herrn Jesus Christus zur Verfügung zu stellen. Das ist großartig. Auch für eine Gemeinde, wenn sie solche jungen Leute in ihrer Mitte hat. Das bedeutet auch für uns ein bleibender Segen, auch wenn Sie von hier weggehen. Aber das macht anderen Mut, es auch so mit Gott zu wagen.«
Und Pfarrer Gerhard Gläser gab ihr ein vertrautes Bibelwort mit auf den Weg: Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben (Römer 1,16). Er fuhr fort: »Liebe Simone! Du hast vor acht Jahren am Tag deiner Konfirmation an dieser Stätte dieses Wort schon als deinen Denkspruch empfangen, als Wort für dein ganzes Leben. Damals hat sich freilich äußerlich noch nichts in deinem Leben verändert. Du bist nach wie vor im Elternhaus geblieben in unserer Dettinger Gemeinde. Aber nun ist ein großer Einschnitt in deinem Leben: Du brichst auf zum Dienst für Jesus mit Menschen aus ganz verschiedenen Ländern, die du noch nicht kennst, zum Dienst in einer ganz anderen Welt, an Menschen, die einen anderen Glauben haben, in einer ganz anderen Lebenssituation stehen … Gehe getrost und gehorsam unter diesem Wort in deinen neuen Lebensabschnitt hinein, in den besonderen Dienst für Jesus, deinen Herrn, in Ostasien und anderswo. Du darfst dich auf dies Wort, auf diesen Herrn, verlassen.«
Simone erzählte kurz, wie sie Gottes Führung bisher erlebt hatte, und dankte für das Vorrecht, eine betende Gemeinde hinter sich zu wissen. Nach dem feierlichen Gottesdienst hieß es Abschied nehmen von lieben Menschen, die vertraute Umgebung und die Heimat am Fuße der Schwäbischen Alb zu verlassen. Sie erlebte wieder eine Ent-Bindung, diesmal aus einer Welt der Ordnung und Struktur, wo Kontakte und Beziehungen leicht zu knüpfen sind.
Nochmals gute Wünsche: »Gott segne Dich!« »Ich bete für Dich!« »Bleib behütet und bewahrt!« »Lass von Dir hören!« Hände schütteln, letzte Umarmungen – die Trennung fiel schwer. Doch Simone musste noch manche Dinge erledigen, musste packen, höchstens 23 kg Gepäck, mehr war nicht erlaubt. Und dann ging die Reise los, erste Station: die Niederlande.
3. EINE GROSSE HERAUSFORDERUNG
Jesus rief seine Jünger
und die Menschenmenge zu sich und sagte:
»Wer mein Jünger sein will,
darf nicht mehr sich selbst in den Mittelpunkt stellen,
sondern muss sein Kreuz auf sich nehmen
und mir nachfolgen.
Denn wer sich an sein Leben klammert,
der wird es verlieren.
Wer aber sein Leben für mich
und für Gottes rettende Botschaft aufgibt,
der wird es für immer gewinnen.«
Markus 8,34-35 (HFA)
Wer mit einem Schiff von OM auf Missionsreise geht, begibt sich nicht auf eine fidele Kreuzfahrt, sondern muss sich auf eine starke physische, psychische und geistliche Herausforderung einstellen. Darauf werden alle Teilnehmer – so gut es geht – vorbereitet. Dies geschieht durch gute Vorträge über Gemeinschaft, Einsatzfreude und Gebet und durch das Studium von Bibeltexten wie Markus 8,34-35. Allerdings braucht es ein ganzes Leben, solche Texte wirklich im Innersten zu begreifen.
Simones Missionseinsatz begann am 1. September 1996 mit einer zweiwöchigen intensiven Schulung in Zwolle am IJsselmeer auf einer GO Conference. »GO« steht für »Global-Orientation«. Es kann aber auch in einem übertragenen Sinn gedeutet werden: Geh!
2018 erlebte ich eine GO Conference mit. Ich setzte mich unter die jungen Leute, die ausgesandt werden sollten, nahm mit ihnen die Mahlzeiten auf den rötlich-braunen Bänken der Biertischgarnituren ein, hörte ihnen zu, radebrechte mit ihnen auf Englisch, so gut es ging. Der Personalchef, der selbst in dieser Eigenschaft manchen Schiffseinsatz mitgemacht hatte, sagte mir, dass in der Regel nur junge Leute den Härten und Herausforderungen eines solchen Einsatzes gewachsen seien. Ich begegnete einigen Teilnehmern, die mit Simone auf der Doulos zusammen gewesen waren. Bei allem stellte ich mir Simone vor, mittendrin unter so einer großen Gruppe junger Leute, die sich für ihren Einsatz vorbereiteten, wie sie neugierig und interessiert zuhörte und sich an allen Begegnungen erfreute.
In Zwolle traf Simone zum ersten Mal die Ansprechpartner für ihr Einsatzgebiet und alle anderen sechsundsechzig Neu-Einsteiger, die mit ihr den Flug nach Hongkong antreten würden. Dort sollten dann noch andere aus dem asiatischen Raum hinzukommen. Auf der GO Conference konnte sich jeder nochmals ganz klar darüber werden, was es bedeutet, sich von Jesus in Dienst nehmen zu lassen: Bin ich dazu bereit, tagein, tagaus Gemüse zu putzen, in der Wäscherei oder in der Reinigung zu arbeiten, unter Deck im Maschinenraum zu verschwinden, während sich an Deck das pralle Leben mit Besuchern und Empfängen abspielt? Bin ich dazu bereit, mich auf dem Schiff und an Land dorthin senden zu lassen, wo ich gebraucht werde? – Engagierte Gespräche darüber, leidenschaftliche Gebetsgemeinschaften und gegenseitige Ermutigung ließen die Gruppe zusammenwachsen.
Schon auf dem Schiff würden sie mit Menschen aus ganz verschiedenen Nationen und ihren kulturellen Prägungen auf engstem Raum aufeinandertreffen. Deshalb wurden die angehenden Missionare auf die kulturellen Unterschiede und die anderen Lebensstile vorbereitet, mit denen sie bald konfrontiert werden würden. Scheinbar alltägliche Situationen konnten zu Konflikten führen, wie zum Beispiel: Wie nehme ich meinen Nachbarn wahr, den ich lieben soll wie mich selbst (Markus 12,31), der aber mit seinen Schweißfüßen die ganze Kabine verpestet? Wie reagiere ich auf seine Nationalität, sein Äußeres, seinen Charakter? Wie verträgt sich deutsche Gründlichkeit СКАЧАТЬ