Название: Verantwortlich leben
Автор: Timothy J Geddert
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783862567348
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Was habe ich schon falsch gemacht?
12. »Geh unter der Gnade«: Johannes 8,2–11
Vorwort von Peter Strauch
Es ist ein überraschendes und vermutlich für Sie ungewohntes Buch, das Sie gerade aufgeschlagen haben. Angenommen, Sie lesen jetzt weiter, wird es Sie vielleicht geradezu irritieren. Viele Themen begegnen Ihnen auf den folgenden Seiten, und nicht nur das. Auch die Art, wie Tim Geddert ihnen zu Leibe rückt, ist ungewöhnlich. Mal gibt er Prinzipien weiter, dann legt er ganz unterschiedliche Bibeltexte aus, und dann wiederum lässt er Sie in seine ganz persönliche Art hineinsehen, mit schwierigen Fragen umzugehen und sie zu beantworten.
Aber sollten Sie trotz allem weiter lesen, ergeht es Ihnen wahrscheinlich wie mir. Sie lernen einen Autor kennen, der mit Ihnen das Gespräch beginnt und dabei Schritt für Schritt Themen durchdenkt, denen verantwortungsbewusste Christen nicht ausweichen sollten: Sexualität, Ehe und Ehescheidung, Homosexualität, Umgang mit Geld und Besitz. Das alles sind Bereiche, die uns herausfordern und auf die wir Antworten zu finden haben, nicht angelernte und vorgefertigte Sätze, sondern persönliche Antworten, durchdacht und vor allem biblisch begründet. Und genau das geschieht hier.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich halte dieses Buch für wichtig und will Ihnen gerne mitteilen, weshalb.
Viele Jahre habe ich vorwiegend mit jungen Leuten gearbeitet. Eine Reihe von ihnen kamen aus christlichen Elternhäusern, kannten die Bibel von klein auf und hatten doch nicht gelernt, mit ihr zu leben. Vor allem hatten sie die gute Nachricht Gottes vom Leben nicht wirklich als Befreiung erfahren. Ihr frommer Erfahrungshintergrund bestand aus einer Vielzahl von Regeln, die oft negativ formuliert wurden: »Du sollst nicht!« und »Du darfst nicht!« Das hatte sie tief geprägt und führte bei manchen dazu, dass sie sich nie wirklich über ihren Glauben an Jesus Christus freuen konnten. Selbst bei schönen und angenehmen Lebenserfahrungen wurden sie das Gefühl nicht los, dass da irgendwo ein Haken sein müsse, dass es ihnen eigentlich zu gut ginge und dass sie mindestens in der Gefahr stünden, die Ernsthaftigkeit eines Lebens mit Gott zu verlieren. Christsein bedeutete für sie vor allem Verzicht. Hatten sie bei Weggabelungen nach dem Willen Gottes zu fragen, so stand für sie von vorneherein fest, dass nur der schwerere Weg seiner Führung entsprechen könne. Nicht alle, die ich kennen lernte, hielten diese Frömmigkeit auf Dauer durch. Manche tauchten weg in eine innere Emigration, formal waren sie noch dabei, aber privat lebten sie ihr eigenes Leben. Andere machten ganz offenkundig Schluss mit dem Glauben. Mehr oder weniger demonstrativ brachen sie mit ihrer frommen Vergangenheit und versuchten alles, was sie bisher entbehrt hatten, nachzuholen.
Und auch eine andere Art Christen habe ich kennen gelernt: Sie leben eine liberale Frömmigkeit, bei der die Gnade Gottes billig wird. Was immer man tut, die Gnade wird’s richten. Bei diesen Leuten wird Gott zu einem liebenswürdigen Herrn, der in der Regel beide Augen zudrückt und der niemandem wirklich böse sein kann. Für solche Leute gehören die biblischen Gebote zu einem zeitgebundenen Moralsystem, das für uns heute praktisch keine Bedeutung mehr hat. Nur die Liebe zählt, und was aus Liebe geschieht, kann nicht böse sein. Auf diese Weise lässt sich jeder Ehebruch begründen und für fast jede moralische Entgleisung Verständnis aufbringen.
Wie gesagt, mit beiden Positionen hatte ich zu tun und nicht nur bei jungen Leuten. Die Erwachsenen waren kaum anders, wenigstens was ihr Denken betraf. Sie zeigten es nur nicht so offen wie die Jungen, nahmen mehr Rücksicht auf ihr Umfeld, wagten oft nicht den offensichtlichen Ausbruch aus einem System, in dem sie aufgewachsen und zu Hause waren.
Und was mir dabei besonders auffiel, war die Tatsache, dass sowohl die gesetzliche wie auch die liberale Frömmigkeit dieselbe Wurzel hatte: Ein übernommenes Regelsystem, das von einem in der Freiheit an Jesus gebundenen Vertrauen meilenweit entfernt ist. Nicht dass biblische Begriffe wie Freiheit und Freude nicht vorgekommen wären. Aber es war wie in der früheren DDR. Auch dort wurde viel von Freiheit geredet, obwohl man sie nicht kannte. Es ist ja tatsächlich so: Was wir am wenigsten haben, davon reden wir am meisten.
Nein, mit Schlagworten lässt sich ein erstarrtes Christentum nicht aufbrechen, und wer einer liberalen Frömmigkeit mit verstärkten Gesetzen zu Leibe rücken will, erntet geradezu das Gegenteil. Es hilft ja nicht, wenn Eltern, Gemeindeälteste und Pastoren immer wieder sagen: »Das gehört sich nicht!« Was wir brauchen, ist ein begründeter Glaube, der die aktuellen Fragen und Auseinandersetzungen nicht ausblendet, sondern sie einbezieht und gerade angesichts solcher Herausforderungen aufzeigt, was der reformatorische Grundsatz Sola Scriptura, »allein die Schrift«, bedeutet.
Und genau das geschieht in diesem Buch. Tim Geddert verschweigt dabei nicht, dass selbst der Satz: »allein die Schrift« nicht so eindeutig ist, wie er klingt. Gibt es in der Bibel nicht tatsächlich auch zeitgebundene Aussagen? Können wir denn wirklich alles 1:1 übernehmen? Und was kann uns helfen, nicht willkürlich das eine vom anderen zu unterscheiden? Sorgfältig geht der Autor diesen Fragen nach. Er nimmt uns mit hinein in diese Problematik und führt uns zu begründeten Antworten. Und nicht nur das. Was mich an dem Buch besonders fasziniert, ist der Weg, den Tim Geddert dabei mit uns gemeinsam geht. Er leitet zur Eigenarbeit an. Sein Vorgehen СКАЧАТЬ