Название: Die Propeller-Insel
Автор: Jules Verne
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Jules Verne bei Null Papier
isbn: 9783962817848
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Und dennoch bleiben die Häuser geschlossen, die Schläfer erwachen auch jetzt nicht. Das Musikstück endigt mit den Prachtsätzen seines mächtigen Finale, ohne dass Freschal ein Lebenszeichen von sich gibt.
»Da sitzt doch der Teufel drin!« polterte Sébastien Zorn auf dem Gipfel der Wut hervor. »Bedarf es denn für die Ohren dieser Wilden eines Charivari, wie für den Bären?… Auch gut, wir fangen noch einmal von vorne an, doch du, Yvernes spielst in D-, du, Frascolin in E- und Pinchinat in G-dur. Ich selbst bleibe in H-moll, und nun aus Leibeskräften los!«
Das gab aber einen Missklang zum Trommelfellzersprengen! Es erinnerte an das improvisierte Orchester, das der Prinz von Joinville dereinst in einem unbekannten Dorfe des brasilianischen Gebietes dirigierte. Es klang, als ob man auf »Essigkannen« eine entsetzliche Symphonie mit verkehrtem Bogenstrich exekutiert hätte.
Pinchinats Gedanke erwies sich übrigens als vortrefflich. Was ein ganz ausgezeichneter musikalischer Vortrag nicht erzielte, das erzielt dieses gräuliche Durcheinander. Freschal fängt an aufzuwachen. Da und dort erhellen sich die Fenster. Die Bewohner des Dorfes sind also nicht tot, da sie jetzt Lebenszeichen verraten. Sie sind auch nicht taub, da sie hören und lauschen.
»Die Leute werden uns mit Äpfeln bombardieren«, sagt Pinchinat während einer Pause, denn trotz mangelndem Einklang des Tonstücks ist dessen Takt doch eingehalten worden.
»O, desto besser; dann essen wir sie«, antwortet der praktische Frascolin.
Und auf Kommando Sébastien Zorns beginnt das kakophonische Konzert von Neuem. Nach Beendigung desselben mit einem mächten »Dis«-Akkord in vier verschiedenen Tonlagen halten die Musiker ein.
Nein, mit Äpfeln wirft hier keiner aus den zwanzig oder dreißig geöffneten Fenstern, sondern laute Beifallsbezeugungen, kräftige Hurras und scharftönende Hips schallen daraus hervor. Die freschalischen Ohren haben sich jedenfalls noch niemals eines solchen musikalischen Hochgenusses erfreut, und es unterliegt keinem Zweifel, dass jetzt jedes Haus willig ist, so unvergleichliche Virtuosen gastlich aufzunehmen.
Doch während diese sich ihrer musikalischen Verzückung völlig hingaben, ist ein Zuschauer und Zuhörer, ohne dass sie seine Annäherung bemerkten, bis auf wenige Schritte herangetreten. Diese aus einer Art elektrischen Kremsers ausgestiegene Persönlichkeit wartet an einer Ecke des Platzes. Es ist ein hochgewachsener wohlbeleibter Mann, soweit das bei der Dunkelheit zu erkennen war.
Während sich dann unsere Pariser Kinder noch fragen, ob sich nach den Fenstern auch die Türen der Häuser öffnen werden, um sie aufzunehmen – was mindestens noch ungewiss ist –, nähert sich der neue Ankömmling noch weiter und spricht in liebenswürdigstem Tone und im reinsten Französisch:
»Ich bin Kunstliebhaber, meine Herren, und eben jetzt so glücklich gewesen, Ihnen Beifall zollen zu dürfen.«
»Während unseres letzten Musikstücks?« erwidert Pinchinat ironisch.
»Nein, meine Herren, während des ersten; ich habe das Quartett von Onslow selten in so vollendeter Weise spielen hören.«
Der Mann ist offenbar ein Kenner.
»Mein Herr«, antwortet ihm Pinchinat im Namen seiner Gefährten, »wir sind Ihnen für Ihre Anerkennung sehr verbunden. Hat unsere zweite Nummer Ihre Ohren zerrissen, so kommt das daher …«
»Mein Herr«, fällt ihm der Unbekannte ins Wort und schneidet damit einen Satz ab, der jedenfalls sehr lang geworden wäre, »ich habe niemals mit gleicher Vollendung so falsch spielen hören. Ich durchschaue es aber, weshalb Sie zu diesem Auswege griffen: Sie wollten die wackeren Bewohner von Freschal, die schon im tiefsten Schlafe liegen, aufwecken. Nun, meine Herren, gestatten Sie mir, Ihnen das anzubieten, was Sie mit jenem seltsamen Mittel erstrebten …«
»Gastliche Aufnahme?« fragt Frascolin.
»Gewiss, eine ultraschottische Gastfreundschaft. Irre ich mich nicht, so steht vor mir das Konzert-Quartett, das in unserem herrlichen Amerika überall berühmt ist, und gegen das letzteres mit seinem Enthusiasmus nicht gegeizt hat …«
»Verehrter Herr«, glaubt Frascolin hier einflechten zu müssen, »wir fühlen uns aufs höchste geschmeichelt. Doch … die gastliche Aufnahme … wo könnten wir die durch Ihre Güte finden?«
»Zwei Meilen von hier.«
»In einem anderen Dorfe?«
»Nein … Nein, in einer Stadt.«
»Einer bedeutenderen Stadt?…«
»Gewiss.«
»Erlauben Sie, man hat uns gesagt, dass hier und vor San Diego keine Stadt liege …«
»Ein Irrtum … wirklich ein Irrtum, den ich nicht zu erklären vermag.«
»Ein Irrtum?…« wiederholt Frascolin.
»Ja, meine Herren, und wenn Sie mir nur folgen wollen, verspreche ich Ihnen einen Empfang, wie er sich für solch hervorragende Künstler gebührt.«
»Ich denke, das erschiene annehmbar«, ließ sich Yvernes vernehmen.
»Ganz meine Ansicht«, bestätigt Pinchinat.
»Halt, halt … noch einen Augenblick«, ruft Pinchinat; »niemals schneller als der Leiter des Orchesters.«
»Das bedeutet?«… fragt der Amerikaner.
»Dass wir in San Diego erwartet werden«, antwortet Frascolin.
»In San Diego«, fügt der Violoncellist hinzu, »wo die Stadt uns zu einer Reihe von musikalischen Matinées engagiert hat, СКАЧАТЬ