Название: Perry Rhodan 151: Sternenfieber (Silberband)
Автор: Ernst Vlcek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Silberband
isbn: 9783845351148
isbn:
Doran Meinster und seine Gefährtin Agid Vendor hatten die Kapitulation der Traditional-Cloreonen entgegengenommen und damit für meine Begriffe einen entscheidenden Fehler begangen. Ich musste sie verstärkt im Auge behalten. Die vier handelten im Auftrag meines Freundes Homer G. Adams, dessen war ich mir sicher. Inzwischen war ich auch davon überzeugt, dass sie sich Dinge anmaßten, die weit über ihren Auftrag hinausgingen.
Dieses Problem war dennoch nur von untergeordneter Bedeutung, weil es nicht direkt mit dem Krieger Kalmer und der Letzten Schlacht zusammenhing. Ich streifte das Permit von meiner Linken, das ich letztlich für alle Wirren hier im System Virgo-Tor verantwortlich machte. Ich verwünschte Stalker und seinen angeblichen Passierschein für die Mächtigkeitsballung Estartu, der nur böse Geister zu wecken schien.
»Vielleicht wäre es angebracht, dass du dich erst einmal beruhigst«, versuchte mich die sanfte Vishna-Stimme des Schiffes zu besänftigen.
»Genau das probiere ich gerade«, fauchte ich zurück. »Bei mir steht der Sturm vor der Ruhe. Nicht umgekehrt. Klar?«
Vi – das war die Kurzform für »Virenschiff«, die nahezu alle Vironauten verwendeten – schwieg wieder. Das gab mir Gelegenheit, zu meinen Überlegungen zurückzufinden.
Die Viererbande, wie ich Doran Meinster, Colophon Bytargeau und die beiden Frauen Agid Vendor und Mirandola Cainz insgeheim nannte, hatte Stronker und Lavoree überrumpelt. Es spielte alles zusammen, der Kodex des Ewigen Kriegers, Stalker, die Cloreonen – und sogar die Vironauten.
Oder dachte ich da zu sehr in eingefahrenen Bahnen? Hatte ich den vom Fernweh Geplagten nicht alle Freiheiten eingeräumt? Die Viererbande war sogar dagegen angegangen. Ich schimpfte von Neuem.
»Du kommst vom Thema ab«, mischte sich Vi wieder ein. »Ging es dir nicht eher um Stalkers Permit?«
»Es mutet mich an wie ein neuer gordischer Knoten. Ist es so?«
Das Schiff antwortete nicht sofort. Ich dachte an Gyhdai. Der tote Planet war für mich wie ein Fanal. Die Letzte Schlacht drohte zu einem ähnlichen tödlichen Fiasko zu werden. Der Bruderkrieg der Cloreonen war kaum abwendbar, falls nicht Entscheidendes geschah.
Ich ließ mich in den Sessel sinken. »Den Cloreonen droht die Auslöschung ihrer Zivilisation. Ich muss diesen Wahnsinn verhindern, Vi. Dazu brauche ich deine Hilfe.«
»Du hast gefragt, ob Stalkers Permit wie ein gordischer Knoten sei, Reginald Bull.« Die Stimme verriet Anteilnahme an meinen Gefühlen. »Das mag in gewisser Hinsicht zutreffen. Trotzdem habe ich ähnliche Schwierigkeiten wie du, denn aus den vielen Fakten ergibt sich kein geschlossenes Bild. Aber ich bemerke auch Dinge, die du nicht erkennen kannst.«
»Welche? Heraus mit der Sprache!«
»Das Permit ... Du siehst in ihm eine entscheidende Ursache für unsere Probleme.«
»Und?«, knurrte ich.
»Die Faust des Kriegers kann nicht nur lenken. Sie ist sogar in der Lage, einen Bruderkrieg zu entfesseln, denn in ihr lebt eine tiefe und unergründliche Symbolkraft.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Das war nicht zu übersehen.«
»Du hast in diesem Instrument von der Minute an, als andere darauf reagierten, immer nur das Momentane und Pragmatische gesehen. Tatsächlich benutzt hast du es eigentlich nicht.«
»Falsch!«
»Du irrst dich, Reginald Bull. Du hast den ideellen und vor allem den ideologischen Wert des Permits erfahren. Aber du hast dich von ihm benutzen lassen.«
»Das ist ein harter Vorwurf«, setzte ich mich zur Wehr.
»Im Gegenteil: Das sind hilfreiche Worte«, widersprach mir die Seele des Schiffes. »Hast du dir überlegt, dass ein kleines Instrument, das in der Lage ist, eine Schlacht zu entfesseln, ebenso in der Lage sein müsste, diese zu verhindern? Dann jedenfalls, wenn sein Träger das nicht nur will, sondern das Instrument richtig einsetzt?«
Ich gab keine Antwort.
»Hast du dir je überlegt, dass es neben dem ideellen oder ideologischen Wert von Stalkers Permit zugleich einen effektiven, praktisch nutzbaren Wert geben kann oder geben muss?«
Ich zog es vor, weiter zu schweigen.
»Hast du dich schon gefragt, ob die Faust eines Kriegers so drohen kann, dass sie eine Schlacht vorzeitig unterbindet?«
Mir lag eine Antwort auf der Zunge, aber ich behielt sie für mich.
»Hast du darüber nachgedacht, dass die Faust des Kriegers ein technisches Instrument ist, um das sich Ideologien ranken?«, fuhr die Vishna-Stimme fort. »Und dass der Benutzer eines technischen Instruments damit meist die Wirkung erzielt, die er haben will?«
Ich rieb mir die Augen.
»Wenn du ein Kampfraumschiff kommandierst, Reginald Bull, kannst du mit seinen Waffen in Sekundenschnelle das Wasser eines Sees verdampfen und alles Leben darin auslöschen. Du kannst das Raumschiff aber auch in den See eintauchen und den Wasserspiegel dadurch deutlich ansteigen lassen, dann spült das Wasser neue Nährstoffe aus dem Boden, die seine Bewohner dringend brauchen. Es kommt immer darauf an, was man erreichen möchte. Welche Wirkung willst du mit der Faust des Kriegers erzielen?«
Ich hatte nie das Verlangen gehabt, die möglichen Wirkungen von Stalkers Permit zu ergründen. Plötzlich hatte ich keine andere Wahl.
»Du bist nachdenklich geworden«, bemerkte die Seele meines Schiffes nach einigen Minuten. »Das ist ein erster Schritt. Immerhin bist du derjenige, der sich geistig mit der Faust des Kriegers auseinandersetzen muss. Ich kann es nicht.«
»Geistig?«, wiederholte ich zögernd.
»So ist es«, bestätigte Vi. »Nur muss ich dich davor warnen. Die Auseinandersetzung könnte durchaus nachteilige Folgen haben.«
»Für wen?«
Das Virenschiff antwortete nicht, und ich seufzte leicht verärgert. »Das finde ich großartig«, bemerkte ich. »Du entwickelst dich zum Orakel, aber kaum stelle ich eine wichtige Frage, schweigst du. Geht das auch anders?«
Ich starrte auf die Faust des Kriegers, die ich auf die Konsole an der Seitenwand gestellt hatte. Viel ging mir dabei durch den Sinn, und alles das drehte sich um die Letzte Schlacht.
Ich atmete ruhiger. Mein Herz schlug langsamer. Beides erkannte ich überraschend deutlich, als wäre meine Wahrnehmung geschärft worden. Ich spürte zugleich, dass meine Lider schwer wurden. Ein Gefühl wohliger Mattigkeit breitete sich in mir aus.
Bevor mich jedoch die Schläfrigkeit überkam, riss ich die Augen weit auf und kämpfte gegen den fremden Einfluss an, der sich einschleichen wollte.
... in dem Moment hatte ich den Eindruck, dass eine große Gestalt sich aus dem Permit löste. Sie kam mir so nahe, dass ich eigentlich nur den Arm auszustrecken brauchte, um sie zu berühren.
»Stalker«, murmelte ich und schüttelte die Benommenheit vollends von mir ab. Sotho Tal Ker war gewiss nicht hier im Virenschiff erschienen, sein Permit projizierte eine lebensechte Holografie. Oder entstand das Bild nur in meinen СКАЧАТЬ