Die Fälle der Shifter Cops. Natalie Winter
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Fälle der Shifter Cops - Natalie Winter страница 3

Название: Die Fälle der Shifter Cops

Автор: Natalie Winter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall der Shifter Cops

isbn: 9783948483685

isbn:

СКАЧАТЬ bestimmte, und ihr nahender Tod gab ihrer geliebten Nichte nun die Gelegenheit, ihren Lebens­­kreis zu schließen.

      Julie schnitt eine Grimasse. Einerseits war sie dankbar dafür, New York und alles, was sie damit verband, hinter sich lassen zu können. Aber andererseits fühlte sie sich noch zu jung, um in einem Kaff wie Yarnville den Rest ihres Lebens zu verbringen. Nun, sie würde erst einmal sehen, wie es ihrer Tante ging, und den Laden so lange weiterführen, wie es sein musste. Wie üblich war Laurie wenig auskunftsfreudig gewesen, was ihren Gesundheitszustand betraf, und Julie ahnte mehr, als dass sie es wusste, wie schlimm es tatsächlich um sie stand.

      Ich hätte Alastair anrufen sollen, überlegte sie, während sie den Blinker setzte und von der Interstate ab­­bog.

      Er war Lauries bester Freund und, wie Julie vermutete, auch ihr zeitweiliger Liebhaber gewesen. Vielleicht hätte er ihr verraten, wie es Laurie wirklich ging und was die Ärzte meinten. Ihre Tante hatte ihr nicht einmal sagen wollen, welcher Therapie sie sich unterzog.

      Ein greller Lichtblitz in unmittelbarer Nähe, gefolgt von einem Donnern, ließ Julie zusammenzucken. Ihr Kopf stieß fast gegen das Wagendach, als sie das Auto durch ein besonders tiefes Schlagloch steuerte, das sie übersehen hatte. Die Stoßdämpfer hätten ebenfalls schon lange ­ausgetauscht werden müssen, aber der alte Wagen kämpfte sich tapfer über die unebene Fahrbahn.

      »Braves Auto«, murmelte Julie.

      Es war natürlich Unsinn, aber sie hatte das Gefühl, dass die Klapperkiste nach der Ermutigung ruhiger lief. Vielleicht hatte sie ihre Kindheit als Teil einer Hexenfamilie doch nicht so vollkommen abgestreift, wie sie immer geglaubt hatte. Ihre Großmutter, die ihr die Karten der großen Arkana erklärt hatte und sich zu jedem Bild eine Geschichte hatte einfallen lassen, kam ihr in den Sinn.

      »Wenn du in den Wagen steigst, dann trägt er dich fort aus deiner gewohnten Welt«, hörte sie Grannys Stim­­­­me.

      Sie musste nicht einmal die Augen schließen, um sich die Karte in allen Einzelheiten zu vergegenwärtigen. Der junge Mann in schimmernder Rüstung, der aufrecht im Wagen stand, den Stab in der Rechten, die blonde, lockige Mähne im Zaum gehalten von einem goldenen Stirnreif, hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Es gab Augenblicke, in denen sie seine Gegenwart zu spüren glaubte, und sogar seine melodische Stimme war ihr bis zum Beginn ihrer Teenagerzeit im­­mer gegenwärtig gewesen.

      Ihre Eltern waren bei einem Unfall gestorben, als sie noch ganz klein gewesen war, und sie war in Gesellschaft ihrer Großmutter und Tante aufgewachsen. Ihre Granny war eine harte, unbeugsame Frau gewesen, die ihre Zuneigung nicht einfach so verschenkt hatte. Weder Laurie noch Julie hatten es leicht mit ihr gehabt. Doch als Julie dreizehn geworden war, hatte sich alles geändert. Ihre Großmutter war gestorben, was Julie trotz ihres schwierigen Verhältnisses schwer getroffen hatte. Und dann hatte ihre Tante den Laden für Hexereibedarf übernommen und ein anderer, sanfterer Wind hatte zu wehen begonnen. Ohne Laurie, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Großzügigkeit säße Julie wohl heute noch in Yarnville fest und würde von einem anderen Leben träumen. Und nun kehrte sie ausgerechnet wegen Laurie dorthin zurück.

      Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel und riss Julie aus ihren Gedanken. Sie schaltete einen Gang runter. Die Scheibenwischer konnten mittlerweile gar nichts mehr gegen den Regen ausrichten und Julie hatte das Gefühl, sich inmitten eines Ozeans mühsam voranzukämpfen. Aus dem Radio kam nur noch ein schwaches Rauschen, aber sie wagte es nicht, die Hände vom Lenkrad zu nehmen, um einen anderen Sender zu suchen. Stattdessen warf sie einen kurzen Blick auf die Uhr und fragte sich, wann sie in Anbetracht des Schnecken­tempos, mit dem sie sich vorwärtsbewegte, ihr Ziel erreichen würde.

      Sie richtete die Augen wieder nach vorn. War das ein Straßenschild, das ihre Scheinwerfer streiften? Sie nahm den Fuß vom Gas und starrte durch die Scheibe. Verdammt, sie konnte nicht einmal mehr ­erkennen, ob sie sich immer noch auf der Straße befand. Jetzt ­meldete sich auch noch ihr Handy, das auf dem ­Beifahrersitz lag. Sie schaute zur Seite und sah Alastairs Namen, der in grünen Leuchtbuchstaben auf dem Display pulsierte.

      Langsam brachte sie den Wagen dort zum Halten, wo sie den Standstreifen vermutete. Ein Gutes hatte das Unwetter zumindest: Alle anderen Fahrer hatten sich die Warnung offenbar zu Herzen genommen und waren zu Hause geblieben. Julie musste also wenigstens nicht befürchten, von einem fremden Fahrzeug gerammt, von der Straße geschubst oder überfahren zu werden. Im Gegensatz dazu war die Aussicht, vom Blitz getroffen und zu einem Häufchen Asche pulverisiert zu werden, natürlich deutlich besser.

      Bleib vernünftig, ermahnte sie sich. Ironie hilft dir jetzt auch nicht weiter. Ganz abgesehen davon, dass die Wahrscheinlichkeit nicht besonders hoch ist, vom Blitz getroffen zu werden. Sie griff nach dem Telefon und betätigte die Rückruftaste, halb in der Erwartung, nicht einmal ein Freizeichen zu hören.

      Doch nach nur zwei Sekunden meldete sich Alastair. »Julie«, sagte er mit einer Mischung aus Anspannung und Erleichterung in der Stimme, die ihr durch und durch ging. »Wo bist du?«

      »Ich habe keine Ahnung«, gab Julie zurück und versuchte, ihr laut pochendes Herz mit schierer Willenskraft zu beruhigen.

      Sein Anruf konnte nur eines bedeuten. Wie um ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen, hörte sie ein leises Fluchen am anderen Ende der Leitung. Wenn der stets höfliche Alastair sich so weit gehen ließ, sein Missfallen in starken Worten kundzutun, musste es schlimm um Tante Laurie stehen.

      »Es kann nicht mehr weit sein. Ich bin schon an Salem vorbeigefahren und nicht mehr auf der Interstate. Das Problem ist nur …«

      »Julie, du musst so schnell wie möglich herkommen!«, unterbrach Alastair sie. »Der Arzt sagt, es wird nicht mehr lange dauern, bis …« Er sprach den Satz nicht zu Ende.

      Julie wusste auch so, was er nicht sagen wollte. Sie hörte, wie er tief Luft holte.

      »Bleib, wo du bist!«

      »Du musst mich nicht abholen«, versicherte sie ihm. »Mein Wagen wird den Rest der Strecke schon schaffen. Ich kann nur nicht abschätzen, wie lange es dauern wird.«

      »Julie«, sagte Alastair ungeduldig, »ich hatte nicht vor, dich abzuholen. Ich werde mich darum kümmern, dass dieses Unwetter sich von dir fortbewegt. Um es ganz enden zu lassen, reicht meine Kraft leider nicht.«

      Julie schloss kurz die Augen. »Du weißt, was ich davon halte.«

      Sie hörte, wie er mit leiser Stimme etwas zu jemandem sagte. Wahrscheinlich war es Tante Laurie, die wissen wollte, wo ihre Nichte blieb.

      »Mir ist egal, was du davon hältst«, entgegnete er. »Du musst mir nur einen Gefallen tun: Geh zu einem ­Straßenschild und sieh nach, wo du dich befindest! Je zielgerichteter ich die Energie lenken kann, desto besser.«

      »Ich will das nicht«, wehrte sich Julie, aber sie wusste bereits, dass sie auf verlorenem Posten stand.

      Und tatsächlich nahm Alastairs Stimme einen scharfen Klang an: »Es geht hier nicht darum, was du willst. Deine Tante liegt im Sterben und sie will dich sehen, bevor sie geht. Mir ist es gleichgültig, ob du mit der Magie abgeschlossen hast oder nicht, Julie Mireau. Vergiss nicht, dass die Magie vielleicht noch nicht mit dir abgeschlossen hat! Und jetzt beweg dich und sieh nach, wo du bist! Ich brauche deine Koordinaten so genau wie möglich.« Er legte auf.

      Julie presste die Lippen zusammen und lauschte den Geräuschen des Sturms. Sie erwog, seinen Befehl einfach zu ignorieren. Einzig und allein der Gedanke an Tante Laurie ließ sie schließlich seufzend nach der Taschenlampe im Handschuhfach suchen. Sie funktionierte, und zwar ganz ohne Magie.

СКАЧАТЬ