Die Fälle der Shifter Cops. Natalie Winter
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Название: Die Fälle der Shifter Cops

Автор: Natalie Winter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Fall der Shifter Cops

isbn: 9783948483685

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СКАЧАТЬ dem normalen Braun ge­­wichen war.

      »Ich habe gehört, die Chefin hat einen neuen Auftrag für dich«, wechselte Kaja das Thema. Sie spürte wohl, dass Madocs Liebesleben kein geeignetes Thema war, das er im Hauptquartier der Shifter Cops erörtern wollte. »Du sollst dich so schnell wie möglich in ihrem Büro ­blicken lassen.«

      Madoc fuhr sich durch sein kurz geschnittenes blondes Haar und seufzte. »Ich wollte eigentlich zwei Wochen Urlaub in Florida machen«, sagte er und klopfte auf die Brusttasche seiner abgetragenen Lederjacke. »Das Ticket ist bereits bezahlt. Aber das kann ich dann ja wohl abschreiben.«

      »Ja, als Shifter Cop hat man es nicht leicht.« Kaja tätschelte ihm die Wange. »Immer wartet der nächste paranormale Fall auf dich und du musst wieder einmal die Welt retten. Sag ihr einfach, dass du schon was Wichtigeres vorhast!«

      »Als ob er das täte«, mischte sich Rick ein. »Du kennst doch Madoc. Es gibt keinen Cop, der pflichtbewusster wäre als unser großer Junge hier.«

      Kaja rollte mit den Augen. Sie hatte eine ausgezeichnete Aufklärungsquote, aber Disziplin war nicht ihre Stärke.

      »Wenn das so ist – warum gibst du mir nicht das Ticket, und ich gönne mir einen kleinen Ausflug in die Everglades. Ich könnte auch mal wieder Urlaub vertragen.« Mit hypnotisierendem Blick starrte sie auf Madocs Brusttasche.

      Er seufzte theatralisch, holte das Ticket heraus und reichte es ihr. »Der Flug geht heute Punkt achtzehn Uhr. Du solltest dich also beeilen, wenn du noch packen möchtest.«

      »Dazu brauche ich keine fünf Minuten. Ich reise im­­mer mit leichtem Gepäck. Danke, mein Lieber! Dafür hast du was gut bei mir.« Kaja verabschiedete sich mit einem Kuss auf Madocs Wange und Rick kam in den Genuss einer Umarmung. Dann schlug sie den Weg in Richtung Waffenkammer ein.

      Die beiden Männer sahen ihr nach.

      »Okay«, sagte Madoc, »ich möchte die Chefin nicht länger warten lassen.« Damit wollte er gehen, aber Rick hielt ihn zurück.

      »Ich habe gehört, dass ein altes Übel bei dir in Neuengland wieder auf dem Vormarsch ist.«

      Madoc seufzte erneut. Die Leichtigkeit des Gesprächs war verschwunden. »Dann weißt du mehr als ich«, erwiderte er ruhig. »Du sprichst von den Institorianern?«

      Rick schüttelte sich und nickte. »Ich wollte nur sa­­gen – falls du meine Hilfe brauchst, melde dich! Ich habe noch eine Rechnung mit diesen skrupellosen Mistkerlen offen, die ich gerne begleichen würde.«

      Im grellen Licht der Flurlampen war es schwierig, Gefühle zu verbergen. Madoc sah, wie sich die Reißzähne im Oberkiefer seines Freundes abzeichneten, und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. Bärenwandler waren empfindlich und emotional, konnten sich aber durch eine freundliche Berührung in Sekundenschnelle wieder in die geduldigen Wesen zurückverwandeln, die sie eigentlich waren.

      »Versprich mir eins«, setzte Rick nach. »Sei vorsichtig! Ich habe Magengrummeln, und das ist kein gutes Zeichen.«

      »Ich weiß, alter Freund.« Madoc grinste. »Die Welt war immer schon verrückt. Und wer, wenn nicht wir Shifter Cops, sollte sie retten?«

      KAPITEL 1

      Der Wagen

      Julie nahm kurz die Hände vom Lenkrad und lockerte sie. Boston lag seit zehn Minuten hinter ihr und der Verkehr auf der Interstate 95 in Richtung Portland hielt sich ausnahmsweise einmal in Grenzen. Was ihr zu schaffen machte, war der Regen. Er begleitete sie seit ihrer Abreise aus New York und schien einfach nicht aufhören zu wollen. Je weiter sie in Richtung Yarnville fuhr, desto finsterer wurde der Himmel. Nun zuckten sogar schwefel­­gelbe Blitze durch das stumpfe Grau.

      Julie hasste Gewitter – beinahe genauso sehr wie die Dunkelheit. Komm schon, du bist eine erwachsene Frau, sagte sie sich. Und du kannst ein Naturphänomen in so klischeehafte Worte fassen, wie du willst, aber du kannst es nicht fortwünschen.

      Unwillkürlich verkrampften sich ihre Hände erneut. Immerhin hatte sie »wünschen« gedacht, nicht ­»zaubern«. »Zaubern« war eines der Worte, die sie ebenfalls nicht besonders leiden konnte. Sie schaltete die Scheiben­wischer eine Stufe höher und bedauerte, nicht auf den Rat ihres Mechanikers gehört zu haben. Neue Wischerblätter hatte sie als unnötige Ausgabe abgetan. Jetzt zerrte das monotone Quietschen an ihren Nerven. Um es zu übertönen, stellte sie das Radio an. Glenn ­Millers »Chattanooga Choo Choo« verbannte das Geräusch der ­Scheibenwischer in den Hintergrund.

      Noch fünfundsechzig Meilen bis Portland. Yarnville lag ungefähr auf halber Strecke zwischen Salem und der größten Stadt Maines. Julie hatte also noch ei­­nen Auf­schub von rund dreißig Meilen, bis sie ihre Hoff­­nun­gen auf ein vernunftbetontes Leben vollkommen begraben konnte.

      Eine gute Stunde später seufzte sie zum gefühlt tausendsten Mal. Die Aussicht auf ein Leben in dem Kaff, in dem sie geboren und aufgewachsen war, weckte das Monster in ihr, und es wollte all die Dinge tun, die Julie normalerweise nicht tat. Sie war eigentlich ein selbstbeherrschter, klar denkender Mensch – außer wenn es um Gewitter, die Dunkelheit oder ihre Kindheit ging.

      Ihr Psychologiestudium hatte sie mit Auszeichnung abgeschlossen und danach zwei Jahre lang im Bridgewater State Hospital gearbeitet, bevor einer der besten forensischen Psychologen des Landes sie nach New York geholt hatte. Nicht einmal ein halbes Jahr hatte das Intermezzo gedauert. Viereinhalb Monate, in denen sie mehr gelernt hatte als in der gesamten Zeit am Bridgewater, zumindest bis zur großen Katastrophe.

      Sie biss sich auf die Unterlippe und verdrängte den ­Ge­danken an ihre Fehleinschätzung. Das war jetzt nicht wichtig. Ihre einzige noch lebende Verwandte lag im ­Sterben, nur das zählte. Nachdem Julie von Tante Lauries Krankheit erfahren hatte, hatte sie ihren Job gekündigt, ihre wenigen Habseligkeiten in Kartons gepackt und sich von David getrennt. Für all das hatte sie nicht mehr als zwei Wochen gebraucht.

      Ihr Mund verzog sich zu einem schwermütigen Lä­­cheln. Was sagte diese Flucht wohl über ihr bisheriges Leben aus? Sie wurde bald dreißig und hatte innerhalb von vierzehn Tagen alles grundlegend geändert. Ihre Trennung von David war reibungslos verlaufen – zu reibungslos, sogar für ihren Geschmack. Doch seine Erleichterung darüber, dass sie endlich den finalen Schritt getan hatte, hatte ihrem Selbstbewusstsein trotz allem einen Hieb versetzt.

      Die Musik im Radio wurde abgelöst von der Stimme des Moderators, der alle Hörer dazu aufforderte, es sich vor dem Kamin bequem zu machen und das nahende Unwetter mit noch mehr genialer Swing-Musik zu übertönen.

      Schön wär’s, dachte Julie und versuchte, durch die glitzernden Regentropfen auf der Frontscheibe die verbliebenen Meilen bis zu ihrem Ziel zu erkennen.

      Salem mit seiner dunklen Vergangenheit lag bereits hinter ihr. Früher, als ihre Großmutter noch gelebt hatte, war sie oft dort gewesen, vor allem im Hexen­museum. Ihre kleine Hand in die weichen, von Altersflecken übersäten Finger ihrer Großmutter geschmiegt, hatte sie gebannt zugehört, wenn die alte Frau ihre Schauergeschichten erzählt hatte. Schlimmer als jedes gruselige Detail war für Julie die Vorstellung gewesen, eines Tages in die Fußstapfen jener Frauen und Männer treten zu müssen, die damals verbrannt worden waren. Einzig Tante Lauries Entschlossenheit war es zu verdanken gewesen, dass es ihr möglich gewesen war, Yarnville den Rücken zuwenden und sich ein eigenes Leben aufzubauen.

      Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der Krebs, den man bei Laurie ­diagnostiziert hatte, Julie eine Möglichkeit СКАЧАТЬ