Das dritte bis sechste Buch Esra. Hermann Gunkel
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       Das Ende kommt, wann die Zahl der Gerechten voll ist.

      

      35 Diese deine Frage haben schon die Seelen der Gerechten in ihren Kammern[49] gethan[50]; die sprachen: Wie lange ’sollen wir‘[51] noch ’hier‘[52] ’bleiben‘?[53] Wann erscheint endlich die Frucht auf der Tenne unseres Lohns? 36 Aber ihnen hat der Erzengel Jeremiel[54] geantwortet und gesprochen: wann die Zahl von Euresgleichen voll ist[55]!

      Denn Er hat auf der Wage den Äon gewogen,

      37 Er hat die Stunden mit dem Maße gemessen

      und nach der Zahl die Zeiten[56] gezählt[57].

      Er stört sie nicht und weckt sie nicht auf,

      bis das angesagte Maß erfüllt ist[58].

      38 Ich antwortete und sprach: Herr, mein Gebieter, aber auch wir sind voller Sünden. 39 Wird nicht vielleicht unsertwegen die Tenne der Gerechten aufgehalten, um der Sünden der Erdenbewohner willen? 40 Er antwortete mir und sprach: Geh hin, frage die Schwangere, ob ihr Schoß, wenn ihre neun Monate um sind, noch das Kind bei sich behalten kann? 41 Ich sprach: Gewiß nicht, Herr. Er sprach zu mir: Die Wohnungen der Seelen[59] im Hades sind dem Mutterschoße gleich; 42 denn wie ein gebärendes Weib der Schmerzen[60] der Geburt möglichst bald sich zu entledigen ’strebt‘[61], so streben auch sie darnach, möglichst bald das zurückzugeben, was ihnen im Anfang vertraut ist. 43 Dann wird man dir zeigen, was du zu schauen begehrst.

      

       Das Ende kommt bald.

      

      44 Ich antwortete und sprach: Wenn ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, wenn es möglich ist, und wenn ich dazu[62] fähig bin[63], 45 so zeige mir auch dies: ob noch längere Zeit, als schon vergangen ist, uns bevorsteht, oder ob wir bereits das Meiste hinter uns haben[64]? 46 Denn wieviel vergangen ist, weiß ich wohl[65]; aber die Zukunft kenne ich nicht. — 47 Er sprach zu mir: Tritt nach rechts, so will ich dir den Sinn eines Gleichnisses erklären. 48 Als ich nun hintrat, da sah ich, wie ein glühender Ofen an mir vorüberfuhr[66]; und als das Feuer vorüber war, sah ich, wie noch Rauch zurückblieb. 49 Darnach zog eine Wolke, voll Wassers, an mir vorüber; die ließ einen mächtigen Regenguß[67] herab. Als aber der Regenguß vorüber war, blieben noch einzelne Tropfen darin zurück. 50 Da sprach er zu mir: Nun überlege selbst: wie des Regens mehr ist[68] als der Tropfen und des Feuers mehr ist als des Rauchs, so ist das Maß der Vergangenheit bei Weitem größer gewesen; zurück aber sind nur noch geblieben — Tropfen und Rauch.

       Dem Ende gehen folgende Zeichen voraus.

      

      51 Ich flehte und sprach: Glaubst du, daß ich leben werde bis zu jenen Tagen? ’Was‘[69] wird in jenen Tagen geschehen?52 Er antwortete mir und sprach: Die Zeichen, nach denen du fragst[70], kann ich dir zum Teil sagen; über dein Leben aber dir etwas zu sagen, bin ich nicht gesandt[71] und weiß es selber nicht[72].

       Fußnoten:

      1. ↑ Man beachte, daß der Verfasser die Gelegenheit, die Engelerscheinung zu beschreiben, nicht benußt; vgl. Offenb. Joh. 1; 4 Esra ist ein echter Schüler der Propheten und dringt auf die Gedanken; er verschmäht den phantastisch-mythologischen Stoff. Ebendahin gehört, daß er vom Teufel nicht redet. Ebenso ist die Haltung der paulinischen Spekulation.

      2. ↑ אוּרׅיאֵל — Die Engelnamen, sämtlich auf -’el gebildet, sind bis jetzt ein noch ungelöstes, schwieriges religionsgeschichtliches Problem.

      3. ↑ Die Wiederaufnahme des de quibus durch ex his ist ein Hebraismus.

      4. ↑ doceam wie 10,38; respondeam 8,25 und appareas 11,45 Futurum; vgl. Bensly, Missing Fragment S. 16.

      5. ↑ Vgl. zum folgenden Passus Apoc. Esdrae (ed. Tischendorf) S. 27. 28 und Apoc. Sedrach 8.

      6. ↑ σάτον Hilg.

      7. ↑ Lat si eram interrogans te — —, dicebas fortsassis mihi = εἰ ἤμην ἐπερωτῶν σε — — ἔλεγες ἄν μοι Hilg.

      8. ↑ Lat quantae = quot = πόσαι Hilg., vgl. Rönsch, Itala u. Vulgata S. 336.

      9. ↑ Dieser kosmologische Stoff, der im Äth. Henoch so großen Raum einnimmt, tritt im 4 Esra ganz zurück; auch dies ist charakteristisch für den Verfasser, dem die Geschichte, nicht die Kosmologie am Herzen liegt.

      10. ↑ Für die Sterne.

      11. ↑ Syr (Aeth Ar¹.² Arm) aut qui sunt exitus inferni, aut quae sunt viae paradisi. Nicht selten hat Latsolche Lücken, z. B. 5,37. 6,44. 7,32. 14,13.

      12. ↑ Das Verbum, das Syr Aeth Ar¹.² Arm haben, hat Lat aus Bequemlichkeit ausgelassen; so oft im zweiten Gliede des Verses, z. B. 7,32.48.61. 12,32. 14,5; vgl. auch 7,84. 8,4. 10,35.

      13. ↑ Ar² (Aeth Arm) nec vidi paradisum.

      14. ↑ ἧς διήγαγες Hilg. nach Ar¹.² Aeth Lat S A per quem.

      15. ↑ σὺ ὅσα σά ἐστι μετὰ σοῦ συμβλαστάνοντα v. Wilamowitz. Anspielung an die Lehre, daß auch der Mikrokosmos aus den Elementen: Feuer, Luft (Wasser und Erde) gebildet ist; vgl. auch 8,8. Auch diese Lehre ist wohl orientalischer Herkunft.

      16. ↑ Der Satz ist im Lat ausgefallen; Aeth nam in infinito via altissimi creata est; vgl. Syr. Die ewigen „Wege“ Gottes sind seine Ratschlüsse, die wie die Weisheit als selbständige Hypostasen gedacht werden; vgl. 1 Kor. 2, 9.

      17. ↑ Aeth nec tu potes, qui corruptibilis es, intellegere viam eius, qui incorruptibilis est; Syr neque potest corruptibilis in saeculo corruptibili cognoscere viam incorruptibilis; Arm caducus es et in corruptibili vita habitans es non potes cognoscere vias incorrupti. — Die obige Rekonstruktion macht nur den Anspruch, den Sinn der Stelle richtig zu treffen. Lat exteritus „aufgerieben“; vgl. Bensly, Missing Fragment S. 32.

      18. ↑ Der Ausdruck setzt ursprünglich den Glauben an die Präexistenz der menschlichen Seelen voraus; vgl. Ap. Bar. 3,1. Weish. 8,20. — Zum Sinn vgl. Apoc. Esdrae (ed. Tischendorf) S. 24: καλὸν μὴ γεννηθῆναι τὸν ἄνθρωπον ἢ εἰσελθεῖν ἐν τῷ κόσμῳ · S. 25: καλὸν τὸ μὴ εἶναι ἐν βίῳ und Apoc Sedrach 4: καλὸν ἦν τῷ ἀνθρώπῳ εἰ οὐκ ἐγεννήθη.

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