Название: Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman
Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der kleine Fürst Staffel
isbn: 9783740975685
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Dieses Verhalten führte dazu, dass sich mit einem Mal niemand in der Runde mehr sicher war, ob sie tatsächlich in Florian verliebt war. Hier saß eine junge Frau, die um ihre Attraktivität wusste und vor Lebenslust nur so sprühte und die offenbar keinerlei Schwierigkeiten hatte, mit Florian so unbefangen umzugehen wie alle anderen auch.
Annabelle beobachtete Gabriela aufmerksam, ohne sich das anmerken zu lassen. Sie ist eine Kämpferin, dachte sie anerkennend, und sie hat sich entschieden, ihren Kampf zumindest mit hoch erhobenem Haupt zu verlieren. Oder wir haben uns vorhin alle getäuscht, und es gab andere Gründe für ihre Blässe und den traurigen Ausdruck in ihren Augen. Sie ließ den Blick einmal in die Runde schweifen und sah, dass die anderen ähnliche Überlegungen anstellten wie sie. Plötzlich war der Ausgang der Geschichte wieder offen.
Ihr Mitgefühl galt Florian, der ja vorhin schon Zweifel angemeldet hatte. Nun fühlte er sich natürlich bestätigt in der Vermutung, dass Gabriela nicht seinetwegen nach Sternberg gekommen war. Es war wirklich eine verzwickte Geschichte!
»Warum bleiben Sie nicht ein paar Tage länger, Gaby?«, fragte Baronin Sofia in diesem Augenblick. »Wir alle würden uns freuen.«
Annabelle konnte förmlich spüren, wie Florian neben ihr erstarrte. Doch Gabriela bedankte sich mit reizendem Lächeln für die Einladung und schlug sie dann aus. »Ich kann derzeit keinen Urlaub nehmen«, erklärte sie. »Sonst hätte ich Ihr Angebot gerne angenommen, Frau von Kant.« Sie warf Florian einen Blick zu. »Zumal ich hier mit Flo einen alten Freund wieder gefunden habe, der sich in letzter Zeit ziemlich rar gemacht hatte.«
Annabelle hörte Florians leises Ächzen, und sie kam ihm schnell zu Hilfe. Der Ärmste, er war mit seiner Kraft am Ende, so elend hatte er nicht einmal heute Nachmittag ausgesehen! »Ich muss ihn in Schutz nehmen«, sagte sie mit heiterem Lächeln. »Erstens hat Flo hier sehr viel zu tun, und dann habe ich ihn auch noch mit Beschlag belegt. Sie wissen ja, wie das ist, wenn man sich gerade erst kennen gelernt hat …«
Sie sah das Flackern in Gabrielas Augen, für den Bruchteil einer Sekunde bekam die perfekte Maske Risse, und darunter las sie nackte Verzweiflung.
Na also, dachte sie beruhigt, sie liebt ihn doch!
*
»Worüber machen Sie sich Sorgen, Herr Hagedorn?«, fragte Marie-Luise Falkner, als sie sich zu dem alten Butler an den Küchentisch setzte. Das Abendessen war vorüber, es hatte allen hervorragend geschmeckt, auch der anschließende Kognak in der Bibliothek war bereits getrunken worden. Die Familie und ihre Gäste hatten sich in ihre Privaträume oder die Suiten zurückgezogen. Das Schloss begab sich allmählich zur Ruhe. Auch die Helferinnen und Helfer in der Küche waren bereits gegangen.
»Ach«, murmelte Eberhard Hagedorn, »mir scheint, es liegen ein paar Missverständnisse in der Luft, Marie.«
»Aber Sie wollen nicht darüber reden«, stellte sie fest.
»Es wäre Klatsch, weil alles nur auf Vermutungen beruht«, erklärte er fast entschuldigend.
»Die beiden werden sich schon finden«, sagte sie zu seiner Überraschung.
»Welche beiden, Marie?«
Sie lachte. »Es ist ja nicht so, dass wir in der Küche überhaupt nichts mitbekommen, Herr Hagedorn. Ich schnappe auch hier und da mal ein Wort oder einen Blick auf, und ich kann zwei und zwei zusammenzählen. Ich rede von Frau von Szanten und Herrn von Damm.«
»Alle Achtung, Marie, Sie haben eine scharfe Beobachtungsgabe.«
»Ja, manchmal«, bemerkte sie trocken.
»Ach, eigentlich immer«, lächelte er und erhob sich. »Ich mache dann mal meinen letzten Kontrollgang und stelle die Alarmanlage ein. Wir sehen uns morgen, Marie. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
»Die wünsche ich Ihnen auch.«
Eberhard Hagedorn lief also noch eine letzte Runde durchs Schloss, vergewisserte sich, dass alle Türen und Fenster ordentlich verschlossen waren und zog sich dann in seine Wohnung hinter der Eingangshalle zurück. Er hatte das Gefühl, dass dieser Tag noch nicht zu Ende war, auch wenn er dieses Gefühl nicht hätte begründen können.
Da er noch nicht müde war, setzte er sich in einen Sessel und griff nach dem Buch, in dem er gerade las. Es mochte wohl schon eine Stunde vergangen sein, als er ein Geräusch hörte. Sofort legte er das Buch beiseite und lauschte. Ja, es war eindeutig, dass jemand die Treppe in der Eingangshalle herunterkam. Noch immer blieb er sitzen und lauschte. Erst als die leisen Schritte unten angekommen waren, erhob er sich. Lautlos verließ er seine Wohnung, ebenso lautlos schloss er die Tür hinter sich. Die Eingangshalle war leer.
Er ging ein paar Schritte weiter, bevor er erneut stehen blieb und lauschte, dann wandte er sich nach rechts. Vor einem der hohen Fenster im Blauen Salon sah er eine schmale Gestalt stehen, regungslos, den Blick auf den bei Nacht nur schwach erleuchteten Schlosspark gerichtet.
Er räusperte sich, als er näher trat. »Können Sie nicht schlafen, Frau von Szanten«, fragte er.
Gabriela schien nicht einmal überrascht zu sein, ihn zu sehen. Auch erschrocken wirkte sie nicht. »Nein, Herr Hagedorn«, antwortete sie. »Ich kann nicht schlafen.«
»Ich könnte Ihnen einen Beruhigungstee machen und nach oben bringen«, bot er an. »Normalerweise wirkt er sehr gut.«
»Dann nehme ich Ihr Angebot gerne an, aber Sie brauchen ihn mir nicht zu bringen, ich warte lieber hier unten.«
»Wie Sie wünschen.«
Er machte sich auf den Weg in die Küche, wo er zunächst Wasser erhitzte, bevor er nach der Teemischung suchte, die Marie-Luise Falkner selbst zusammengestellt hatte.
»Könnte ich den Tee vielleicht auch hier trinken?«, fragte Gabriela schüchtern.
Er drehte sich zu ihr um. Sie stand an der Tür, sehr blass war sie jetzt wieder, aber sie bemühte sich um ein Lächeln. Er hatte gewusst, dass sie beim Abendessen Theater gespielt hatte, obwohl sie sehr überzeugend gewesen war. »Aber natürlich«, antwortete er. »Wo immer Sie möchten. Ich dachte nur, oben in Ihrer Suite wäre es für Sie angenehmer.«
»Ich will nicht allein sein«, gestand sie.
»Möchten Sie, dass ich Ihnen Gesellschaft leiste?«, fragte er.
»Wenn das nicht allzu unverschämt ist? Sie haben einen langen Tag hinter sich, Herr Hagedorn.«
Er brühte den Tee auf und brachte ihn zum Tisch. »Ich bin nicht müde«, erklärte er.
Sie betrat nun endlich die Küche und setzte sich. »Setzen Sie sich zu mir?«, fragte sie.
Das tat er und da sie offensichtlich reden wollte, aber den Anfang nicht fand, kam er ihr zu Hilfe. »Sie sind wegen Herrn von Damm hier, nicht wahr?«
Ihr Kopf flog nach oben. »Woher wissen Sie das?«
»Wenn man als Butler arbeitet, muss man ein guter Beobachter sein«, erwiderte er. »Sie haben heute Abend während des СКАЧАТЬ