Название: Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman
Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der kleine Fürst Staffel
isbn: 9783740975685
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Konrad fing leise an zu lachen. »Ist das nicht verrückt? Wir alle sehen, dass die beiden sich lieben, nur sie selbst sehen es nicht. Also stimmt das Sprichwort wohl: Liebe macht blind.«
»Jedenfalls manchmal«, stimmte die Baronin zu. »Ach, Kinder, ich wünschte, die beiden hätten sich schon gefunden. Es ist schrecklich, wenn Menschen, die man gernhat, unglücklich sind.«
Niemand mochte ihr widersprechen, in dem Punkt waren sie sich vollkommen einig.
*
»Also hast du ihm nichts gesagt?«, fragte Annina.
»Wie denn?« Gabriela, die ihre Freundin direkt nach der ersten Begegnung mit Florian angerufen hatte, konnte die Tränen nur mit Mühe zurückhalten. »Erstens waren wir ja nicht allein. Und zweitens hättest du ihn und diese Annabelle mal zusammen sehen sollen, Annina. Das war eindeutig. Am liebsten würde ich sofort wieder abreisen. Was für eine blöde Idee, hierherzufahren und zu glauben, ich könnte …« Sie brach ab. »Und wie er mich begrüßt hat! Als wären wir allerhöchstens flüchtige Bekannte gewesen, mehr nicht. Danach hat er mich kaum noch angesehen. Niemand, der uns zusammen erlebt hat, wäre auf die Idee gekommen, dass wir mal gut befreundet waren, Annina.«
»Das sieht ihm aber nicht ähnlich«, sagte ihre Freundin nachdenklich. »Warum habe ich nur den Eindruck, dass etwas an dieser Geschichte komisch ist? Der Flo, den ich kenne, würde sich nicht so verhalten. Auch wenn er in diese Annabelle verliebt sein sollte, hätte er sich gefreut, dich zu sehen, und er hätte mit dir geredet und dich angesehen und gefragt, wie zu Hause alles läuft …«
»Aber das tut er ja schon seit Wochen nicht mehr, er ruft mich doch auch nie an! Und du kannst sicher sein, dass er in Annabelle verliebt ist, das konnte ich sehen. Es war ihm zwar etwas peinlich, das zu zeigen, aber sie sind ein Liebespaar, glaub mir.« Nun weinte Gabriela doch. Die letzte halbe Stunde war einfach zu viel für sie gewesen.
»Jetzt wein doch nicht, Gaby!«, rief Annina. »Es tut mir leid, dass ich dir zugeredet habe, diese Reise zu unternehmen, wahrscheinlich war das wirklich falsch. Bitte, hör auf zu weinen.«
»Ich versuch’s ja, aber so einfach ist das nicht«, schluchzte Gabriela. »Und jetzt muss ich noch das Abendessen durchstehen, ich weiß überhaupt nicht, wie ich das machen soll. Das Schlimmste ist, dass ich mir alles selbst zuzuschreiben habe. Vielleicht hätte er sich in mich verliebt, wenn ich ihm nicht ständig nur etwas von Robert und Philipp erzählt hätte …« Sie verstummte. Robert und Philipp schienen zu einem anderen Leben zu gehören, das schon sehr lange zurücklag.
»Wenn ich wüsste, wie ich dir helfen könnte, würde ich es tun«, sagte Annina leise.
»Du kannst mir nicht helfen, Annina. Niemand kann das, das ist ja das Schlimme.«
*
Florian war direkt von der Terrasse zur Übungsbahn gelaufen. Dort angekommen, hatte er gesagt: »Ich muss ein bisschen allein sein, Annabelle.«
»Ja, natürlich.« Annabelle hatte ihn angesehen und mit fester Stimme gesagt: »Sie liebt dich. Gleichgültig, was du denkst: Sie liebt dich, Flo.«
Diese Worte gingen ihm immer noch im Kopf herum, während er zusah, wie einer der Pferdepfleger eine einjährige Stute bewegte. Normalerweise hätte er etwas dazu gesagt, jetzt aber war er mit seinen Gedanken weit weg.
Annabelle glaubte also, dass Gabriela ihn liebte. Er selbst war da nicht so sicher, aber er musste auch zugeben, dass er nicht bei klarem Verstand gewesen war in diesen Minuten auf der Terrasse. Sie dort sitzen zu sehen, ein bisschen blass und still, aber fast noch schöner als zuvor, war zu viel für ihn gewesen. Er hatte all seine Beherrschung aufwenden müssen, um ihr nicht geradeheraus zu sagen, dass er vor allem ihretwegen nach Sternberg geflohen war. Dann hätte sie wenigstens endlich gewusst, wie es in ihm aussah, und er hätte ihr nicht länger den guten Freund vorspielen müssen. Oder den Mann, der sich in eine andere Frau verliebt hatte.
Aber ein guter Freund war er ja gar nicht mehr für sie. Sie hatten im Grunde genommen keinen Kontakt mehr zueinander. War sie verletzt deshalb? War sie deshalb nach Sternberg gekommen, um ihm das zu sagen? Er wusste es nicht.
»Herr von Damm?«
Er drehte sich um, einer der Pferdepfleger kam auf ihn zu. »Herr Wenger würde Sie gern kurz sprechen, wenn das möglich ist. Es geht um das Rennen in der nächsten Woche in England.«
»Ich komme«, sagte Florian, warf noch einen letzten Blick auf den Reiter, dessen Pferd gerade in guter Haltung über ein Hindernis flog, und folgte dem Pferdepfleger.
Ablenkung durch Arbeit erschien ihm in diesem Augenblick wie Rettung aus höchster Not, denn noch stand ihm ja das Abendessen bevor, gemeinsam mit Annabelle und Gabriela.
Es war die reine Horrorvorstellung.
*
»Du hörst dich ziemlich vergnügt an«, stellte René fest, als er vor dem Abendessen auf Sternberg mit Annabelle telefonierte. »Hast du mit meinem Rivalen so viel Spaß?«
Sie lachte. »Ja, aber der arme Kerl leidet wie ein Hund. Wir spielen nämlich gerade ein verliebtes Paar, weil die Frau, der sein Herz gehört, hier ist.«
»Ihr spielt das verliebte Paar?«, fragte René, hellhörig geworden.
Sie setzte ihn in aller Kürze ins Bild. »Es ist völlig eindeutig, dass sie ihn auch liebt, aber er kann es einfach immer noch nicht glauben. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass die beiden allein miteinander ins Gespräch kommen, dann ist er hoffentlich endlich wieder glücklich. Ich gönne es ihm, er ist ein wirklich netter Kerl, René.«
»Selbst bei uns im Büro seid ihr mittlerweile das Tagesgespräch. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute auf Fotos in solchen Zeitschriften achten.«
»Bin ich froh, dass ich nicht zu Hause bin«, seufzte Annabelle. »Aber das hört bald wieder auf, wenn die Medien mitbekommen, dass sie eine falsche Spur verfolgen.«
»Hoffentlich«, brummte er. »Diese Art von Aufmerksamkeit kann ich nämlich überhaupt nicht gebrauchen.« Er räusperte sich. »Wäre es dir recht, wenn wir unsere Beziehung noch eine Weile für uns behielten?«
»Sehr sogar!«, rief sie. »Das wollte ich dir auch schon vorschlagen. Wir warten, bis sich die Wogen geglättet haben, und irgendwann interessiert sich dann kein Mensch mehr für das, was ich tue und lasse.«
»Kein Mensch ist nicht richtig. Ich werde mich immer dafür interessieren«, erklärte er.
»Das hast du sehr schön gesagt, René. Jetzt drück mir mal die Daumen, ich muss das ganze Abendessen hindurch mit Florian flirten, und ich kann dir versichern, dass das Schwerstarbeit ist. Wenn er wenigstens Spaß an der Sache hätte, dann ginge es ja noch. Aber nein, er leidet einfach nur. Ich glaube, am liebsten wäre er vorhin schon aufgesprungen und hätte ihr seine Liebe erklärt.«
»Ich fände das sehr vernünftig«, sagte René mit Nachdruck. »Je eher er das tut, desto besser, dann müsste er nämlich nicht länger mit der Frau flirten, in die ich mich verliebt habe.«
Kichernd verabschiedete sich Annabelle von ihm.
*
Zur allgemeinen Überraschung verlief das Abendessen in heiterer und entspannter Atmosphäre. СКАЧАТЬ