Verschwundene Reiche. Norman Davies
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Название: Verschwundene Reiche

Автор: Norman Davies

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783806231199

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СКАЧАТЬ Diözese gewöhnlich »Cumbria«.72 Zwanzig Jahre später brachte David, nachdem er den schottischen Thron bestiegen hatte, normannische Barone und damit, sicher ganz im Sinne seiner verstorbenen Mutter, eine weitere politische und sprachliche Kulturschicht nach Strathclyde. Seit dem Fall von Alt Clud im Jahr 870/871 hatten Govan und seine aus Steinen errichtete alte Kirche als Strathclydes Kultur- und Regierungszentrum gedient. Der Ort war Sitz der königlichen Residenz und Stätte einer Großproduktion keltischer Kreuze gewesen. Jetzt aber musste er hinter Glasgow zurücktreten, wo David I. den Kult des hl. Mungo förderte.

      Man könnte durchaus vermuten, dass die nicht weit von Glasgow entfernt liegenden Inseln des Firth of Clyde die hartnäckigsten Hochburgen der brythonischen Kultur waren. Doch ganz offenbar hatte sich das Gälische dort bereits durchgesetzt, und irische Dichter der Zeit sprachen vom Firth als einem Teil ihrer eigenen Welt. Im berühmten Acallam na Senórach, der »Unterhaltung der Alten«, schildert ein gälischer Dichter des 12. Jahrhunderts ein fiktives Treffen zwischen dem hl. Patrick, dem Briten, der Irland bekehrt hatte, und Caílte, einem Schüler von »Fingal«, dem berühmtesten der sagenhaften Helden Irlands. Das Treffen ist völlig unhistorisch; der hl. Patrick gehört in das nachrömische Britannien, während Fingal zu verschiedenen Zeiten bis hinein in die Wikingerzeit immer wieder auftauchte. Die späteste Legende berichtet, dass er Glencoe gegen einen Trupp Nordmänner verteidigte, der in den Loch Leven hineingesegelt war, was ihn zu einem Zeitgenossen des Wikingerangriffs auf Alt Clud machen würde. Jedenfalls geht das Gedicht davon aus, dass die beiden Männer ihre Ansichten über alles Mögliche austauschen. In einem Abschnitt fragt Patrick Caílte, ob die Jagdgründe an der irischen oder der schottischen Küste besser seien. In der Antwort wird eine Insel in Sichtweite des White Tower Crag genannt:

      Arran blessed with stags, encircled by the sea,

      Island that fed hosts, where black spears turn crimson.

      Carefree deer on its peaks, branches of tender berries,

      Streams of icy water, dark oaks decked with mast,

      Greyhounds here and beagles, blackberries, fruit of sloe,

      Trees thick with blackthorns, deer spread about the oaks,

      Rocks with purple lichen, meadows rich with grass,

      A fine fortress of crags, the leaping of fawns and trout,

      Gende meadows and plump swine, gardens pleasant beyond belief,

      Nuts on the bough of hazel, and longships sailing by.

      Lovely in fair weather, trout beneath its banks,

      Gulls scream from the cliffs, Arran ever lovely.73

      Arran, gesegnet mit Hirschen, vom Meer umkreist,

      Insel, die Rudel nährte, wo schwarze Speere blutrot werden.

      Sorgloses Wild auf ihren Spitzen, Zweige mit reifen Beeren,

      Bäche mit eiskaltem Wasser, dunkle Eichen voller Mast,

      Windhunde hier und Beagle, Brombeeren, die Frucht des Heckendorns,

      Bäume voller Schlehen, Wild, das sich unter den Eichen verteilt,

      Felsen mit purpurroten Flechten, Wiesen mit üppigem Gras,

      Eine schöne Klippenfestung, das Springen der Kitze und Forellen,

      Sanfte Weiden und fette Schweine, Gärten, unvorstellbar schön,

      Nüsse am Haselstrauch und Langboote, die vorbeisegeln.

      Lieblich bei schönem Wetter, mit Forellen, die unter den überhängenden Ufern stehen,

      Möwen, die von den Felsen schreien, Arran, immer wunderschön.

      Als dieser Zauber beschworen wurde, verschwanden Alauna, Aloo, Alt Clud und das cumbrische »Königreich Strathclyde« gerade in den Tiefen der Geschichte.

      Dumbarton Rock selbst gerät außer Sicht. Dun Breteann, die »Festung der Briten«, findet sich zwischen 944 und dem Spätmittelalter nicht in der Geschichtsschreibung. Archäologische Befunde lassen vermuten, dass sie nie völlig aufgegeben wurde, aber bestenfalls ein rückständiges Bauerndorf war. Das aktive Leben von Strathclyde fand jetzt anderswo statt. Andere Häfen dienten dem Verkehr auf dem Fluss.

      Schiffe segelten vorbei, ohne anzulegen. Ein Stück flussaufwärts florierte die Stadt Glasgow; und auf der anderen Flussseite diente die Baronie von Renfrew einer großen normannischen Familie, den fitzAlan-Stewarts, als Sprungbrett in eine königliche Zukunft.74

      Einigen Schätzungen zufolge zog sich die Endphase der cumbrischen Sprache bis ins 13. Jahrhundert hinein, also bis in die Zeit von William Wallace, Robert Bruce und Schottlands Kampf um die Unabhängigkeit. Dank seiner Heldentaten in den Kriegen gegen England stieg Wallace zum schottischen Nationalhelden auf. Doch seine Herkunft liegt völlig im Dunkeln, und Historiker zweifeln schon lange an den Angaben zu seiner Geburt und Abstammung. Man räumt bereitwillig ein, dass Wallaces Ruf »sagenumwoben«75 und »sein frühes Leben ein Rätsel« sei.76 Dennoch hält eine Gruppe von Fachleuten an seinem Geburtsjahr 1272 und dem Geburtsort im Dorf Elderslie nahe Paisley fest, wo heute ein beeindruckendes Denkmal steht.77 Eine andere Gruppe gibt Riccarton Castle in Ayrshire den Vorzug.78 Eines der wenigen harten Fakten dieser Geschichte ist, dass der Nachname Wallace – Uallas auf Gälisch – »Waliser« oder »Brite« bedeutet. Wie die englische Bezeichnung für Wales ist auch dies eine Variante der gängigen germanischen Bezeichnung für »Fremder« und wurde von englischsprachigen Bewohnern des Grenzlandes zwischen England und Wales wie auch in den cumbrischen Bezirken weiter nördlich so verwendet. In der Folge gab es im Mittelalter viele Menschen namens Wallace, nicht nur in englischen Countys wie Shropshire, sondern auch in Teilen Südschottlands. Früher erklärte man den Nachnamen des Helden mit der genialen Vermutung, dass seine Vorfahren im Gefolge der fitzAlans aus Shropshire eingewandert seien. Doch diese Annahme entbehrt jeder Grundlage. Es war der Doyen der schottischen Namensforschung, George Fraser Black, der als Erster die Idee in Umlauf brachte, dass William Wallace väterlicherseits Briten aus Strathclyde im Stammbaum gehabt haben könnte.79

      Der geografische Kontext spielt dabei eine große Rolle. Der für Wallace überlieferte Geburtsort Elderslie, heute ganz in der Nähe der südlichen Startbahn des Flughafens Glasgow, liegt buchstäblich in Sichtweite von Dumbarton Rock und lag vor der Ankunft der fitzAlans in den 1130er-Jahren mitten im früheren britischen Kernland. Zudem befinden sich alle Stätten, die mit den frühen Jahren des Helden verbunden sind, sei es Elderslie, Riccarton oder Lanark (wo er 1297 den englischen Sheriff tötete), in derselben einst brythonischen Gegend. Da das Gälische dort das Cumbrische weitgehend ersetzt hatte, verleiht diese Verortung dem Bericht Glaubwürdigkeit, demzufolge Wallace unter seinen gälisch sprechenden Gefährten als Uilleam Breatnach oder »William der Brite« bekannt war. Das beweist noch nicht, dass Wallace selbst Kumbrisch sprach. Aber es verweist auf die vage Möglichkeit, dass »Braveheart« eine ähnliche Verbindung zum Schottentum gehabt haben könnte wie der hl. Patrick zum Irentum.80

      Ähnliche Fragen umgeben auch die Ursprünge des mächtigsten Highland-Clans überhaupt, der Campbells. Ihre ältesten bekannten Besitzungen konzentrierten sich im Distrikt Cowal, direkt gegenüber der Insel Bute; und ihr späteres Kernland rund um Loch Awe und den oberen Loch Fyne liegt in fußläufiger Entfernung zum Loch Lomond. Ihr gälischer Name MacCailinmor leitet sich von einem berühmten Krieger des 13. Jahrhunderts ab, von СКАЧАТЬ