Название: Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745214345
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»Nein, Señor, keiner.«
Corcoran lehnte sich wieder gegen die weiße, kalte Wand.
»Soll ich für euch tanzen?«, fragte Manuela. »Es bringt euch ein bisschen auf andere Gedanken.«
»Hör auf!«, kommandierte Gomez barsch. »Wir wollen nicht abgelenkt werden. Es ist besser, dem Schicksal gerade ins Auge zu sehen!«
Das Mädchen setzte sich neben Chet. »Du bist wirklich verheiratet?«
»Ja.«
»Schade. Du gefällst mir. Ich hätte so gern davon geträumt, diesen stinkenden Keller doch noch einmal verlassen und mit einem Mann über die Grenze flüchten zu können.«
»Such dir doch einen anderen für den Traum. Wo die Grenze ist, weiß von uns jeder.«
»Natürlich. Es gibt ja im Norden auch nur noch einen Fluss, der um diese Jahreszeit sichtbar Wasser führt. – Ist sie hübsch?«
»Ja.«
»Jung?«
»Auch.«
»Du solltest ihr noch einmal schreiben.«
»Wir haben weder Papier, noch Tinte, noch einen Boten!«, schimpfte Gomez.
Eine Tür klappte. Stiefel polterten durch den Gang.
Sie standen alle auf und blickten nach oben. Zwei Soldaten erschienen am Gitter.
Corcoran lief die Treppe hinauf. »Melden Sie dem Gobernator, dass ich ihn sprechen will! Sagen Sie ihm, ich wäre amerikanischer Staatsbürger und bestünde darauf, einen Anwalt aus Texas zu bekommen!«
»Scher dich weg.« Der eine Soldat stieß sein Gewehr zwischen die Gitterstäbe.
Corcoran wurde getroffen, verlor den Halt, konnte sich aber eine Stufe tiefer fangen.
»Bringt die Lampe herauf, ihr kriegt sie gefüllt!«
Gomez hängte die Sturmlaterne von der Wand ab und kam die Treppe herauf. Sie war so mickrig, dass er sie zwischen den Stäben hindurch in den Gang reichen konnte. Der Soldat löschte sie, schraubte den Behälter auf und stellte sie auf den Boden. Der andere hatte eine Blechkanne mitgebracht, aus der er sie füllte.
»Sagen Sie dem Gobernator, dass ich ihn sprechen will und einen Anwalt aus Texas verlange!«
Corcorans Worte hallten im Gewölbe wie höhnisches Gelächter nach.
Die Lampe wurde verschraubt, angezündet und durch das Gitter gereicht.
»Danke, Hoheit«, sagte Gomez hämisch.
Die beiden Soldaten wandten sich ab.
»Ich will den Gobernator sprechen!«, rief Corcoran. »Dieser Teniente sagt die die Unwahrheit!«
Die Tür fiel polternd zu.
Gomez blickte den Rancher an. »Tut mir leid für Sie, Señor. Aber denken Sie doch richtig darüber nach. Von uns hier hat keiner ein Verbrechen begangen.«
Corcoran wischte sich über die Stirn und setzte sich auf die Treppe.
Gomez stieg hinunter und hängte die Funzel an den Holzdorn, der in ein Wandloch getrieben war.
10
Das Arbeitszimmer des Gobernators war groß wie eine Halle. Ledersessel mit Mahagonirahmen standen in langen Reihen rechts und links an den Wänden. Der Raum verfügte über vier hohe Fenster. Ein Schreibtisch von vier Yard Breite stand ziemlich in der Mitte. Ein paar Aktenordner, in Leder gebunden und goldbedruckt, lagen rechts und links der Marmorutensilien zum Schreiben, die einen ungebrauchten Eindruck machten.
Der hochgewachsene, bärenhafte Don Esteban stand dahinter und stemmte die Fäuste auf die polierte Platte. Sein langes Pferdegesicht reckte sich vor, und sein kalter Blick war auf Teniente Carras gerichtet, der ihm gegenüber am liebsten im Boden versunken wäre.
Don Esteban war ein fein gekleideter Mann; weißes Rüschenhemd, schwarze Samthose mit eingesetzten roten Keilen, eine breite Schärpe um die Hüften und eine schwarze, mit Silberstickerei verzierte Weste am Oberkörper. Ein Revolverholster war am Hosengurt unter der Schärpe befestigt. In ihm steckte eine schwere, vernickelte Waffe amerikanischer Herkunft. Das schwarze Haar war glatt zurückgekämmt, nur die angegrauten Schläfen besaßen nicht diese glatte, anklebende Strenge, vermochten den Anblick des Gobernators jedoch nicht freundlicher erscheinen zu lassen.
An der Seite des Schreibtisches stand Don Sancho Perez, fünfunddreißig Jahre alt. Er hatte ungewöhnlich lange Beine, auf denen ein kurzer, beinahe kugelrunder Körper saß. Der melonenförmige Kopf mit dem schwammigen Gesicht schien direkt zwischen den Schultern zu sitzen. Kleine Schweinsaugen blickten böse auf den Soldaten. Das spärliche Haar des kaum männlich wirkenden Don Sancho war kunstvoll auf dem Schädel verteilt, ohne die kahlen Stellen alle verdecken zu können.
Adjutant Capitan Vicente und zwei Soldaten mit Gewehren in den Händen befanden sich noch in der Halle. Sie standen nahe der Tür hinter dem Teniente.
»Ich kann nichts dafür«, murmelte Carras. Sein Blick traf die Dielen vor dem protzigen Schreibtisch. »Die Gringos lenkten uns ab.«
Gobernator Cuchillo richtete sich schnaufend auf. Die Kälte seines Blickes steigerte sich noch und ließ den Teniente erzittern. Sein Gesicht schien auf einmal nur noch aus Kanten zu bestehen.
Don Sancho, dieser schwächliche Typ, schluchzte plötzlich. Ein paar Tränen rannen aus seinen Augen und blieben im schwammigen Gesicht in den Falten hieben. »Meine Braut in den Händen von Bandoleros!«, jammerte er.
Don Esteban umging den großen Tisch.
Carras trat entsetzt zurück. »Sie ging allein ins Haus! Ich wollte noch einen Soldaten schicken!«
Da traf ihn die Faust des Gobernators. Er flog gegen die Wand und brach zusammen.
Die beiden Soldaten schauten auf den Capitan, in dessen Gesicht es heftig arbeitete.
»Steh auf, du jämmerliche Figur!«, polterte der Gobernator.
Teniente Carras rappelte sich auf, ging zurück, als der gewaltige Mann ihm folgte und stieß zwischen den Fenstern gegen die Wand.
»Du solltest sie wie deinen Augapfel hüten, bis sie hier in meinem Palast ist. Habe ich dir das nicht eingeschärft?«
»Doch, Don Esteban.«
»Und wieso hast du es nicht getan?«
»Ich … Die Gringos …« Carras war so wirr im Kopf, dass er keine Ausrede bis zu Ende denken konnte.
Da traf ihn die Faust wieder. Er schlitterte an der Wand entlang und СКАЧАТЬ