Название: Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745214345
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Eine Treppe führte steil in einen dämmrig erleuchteten Keller hinunter. Schemenhaft waren Gestalten auszumachen.
Die Gittertür wurde aufgeschlossen und Chet auf die Treppe gestoßen. Er stürzte und rollte sich überschlagend die Treppe hinunter. Als er liegenblieb, sah er stoppelbärtige, ausgemergelte Gesichter, die im trüben Lampenlicht grau aussahen.
Sie zogen ihn zu einer dürftigen Strohschütte, von der aus er seinen Schwiegervater in die Tiefe rutschen sah. Corcoran hatte ein wenig mehr Glück und konnte unten angelangt selbst aufstehen.
Dwarf schrie, als er abwärts befördert wurde. Rizzos beschimpfte seine Peiniger, was ihm einen Kolbenhieb eintrug. Dann fiel die Tür scheppernd zu, der Schlüssel drehte sich kreischend im Schloss und wurde abgezogen. Die Soldaten verschwanden. Das Tor schlug zu.
»Ist jemand verletzt?«, fragte ein alter, weißhaariger Mann. Er schaute auf Chet, auf den Rancher, die beiden Cowboys und die zwei Campesinos, die man oben an der Treppe sitzengelassen hatte.
»Wir sind offenbar alle in Ordnung«, erwiderte John Corcoran nach einem Rundblick.
Sie wurden von den Fesseln befreit, massierten die zerschundenen Gelenke und schauten sich um. Chet zählte acht klapperdürre Gestalten. Eine davon war eine noch junge Frau, ungefähr achtundzwanzig Jahre alt. Sie war ziemlich groß und schlank und schwarzlockig wie Rea Cuchillo. Chet fragte sich, warum er an die Tochter des Gobernators dachte, als er die Mexikanerin mit den großen Mandelaugen betrachtete. Sie trug ein fadenscheiniges Flitterkleid, von dem der größere Teil der silbernen Pappsterne abgerissen war.
Sie kniete bei Chet im Stroh. »Sie hätten sich das Genick brechen können, Señor.«
Er lächelte schief.
»Ich bin Manuela.«
»Chet McCoy.«
»Das hier sind alles Campesinos, von denen der Gobernator meint, sie hätten ihn um die Steuern betrogen. Dabei hätte jeder bezahlt, wären nur ein paar Pesos irgendwo greifbar gewesen.«
»Wir haben die Geschichte unterwegs schon gehört.«
»Ich habe drüben in der Bodega gearbeitet. Weil Teniente Carras bei mir nicht landen konnte, hat er zum Gobernator gesagt, ich hätte die Campesinos gewarnt, damit sie vor den Soldaten rechtzeitig flüchten konnten.«
Die beiden Campesinos stiegen die steile Treppe herunter. Der eine erzählte, was ihnen widerfuhr und was sie von Corcoran und seinen Leuten wussten.
Das Mädchen richtete sich auf. »Das bricht Carras das Genick!«
»Und uns mit«, murmelte Dwarf. »Dieser Halunke schiebt uns vor, damit es für ihn etwas glimpflicher wird!«
»Das wird ihm vermutlich keinen Deut nützen!« Ein größerer, hagerer Mann, etwa vierzig Jahre alt, schob sich in den Vordergrund. »Bei meinem Rancho kamen die Soldaten zehn Minuten zu früh in Sicht. Soviel Zeit hätte ich noch gebraucht, um zu verschwinden. Mein Name ist Ernesto Gomez.«
Corcoran stand auf, schleppte sich in die Mitte und rümpfte die Nase.
»Wir hausen alle in diesem Loch. Nur die Latrine ist da hinten um die Ecke. Riechen Sie es?«, sagte Manuela.
Corcoran schaute in die Ecke, zu der auch Manuela blickte, und sah im Dunkel undeutlich einen schmalen Gang. »Ja, das kann man riechen.«
»Gibt es hier irgendwann etwas zu essen?«, erkundigte sich Rizzos.
»Jetzt denkt der schon wieder an seinen Magen!« Dwarf verdrehte die Augen. »Geht denn in deinem Kopf nichts anders vor?«
»Im Moment nicht. Ich bin ausgehungert wie ein Wolf im Winter.«
»Ist es Tag oder Nacht?«, wollte Gomez wissen.
»Abend«, erwiderte Chet.
»Dann müsst ihr noch lange warten.«
Chet ließ sich ins stinkende Stroh sinken.
Corcoran wurde aufgefordert, den seltsamen Mann zu beschreiben, den man Alfredo nannte. Aber nicht einmal Gomez vermochte sich zu erinnern, so einen Mann zu kennen.
Corcoran setzte sich neben den Vormann und lehnte den Rücken gegen die kalte Kellerwand.
»Was gibt es denn gewöhnlich zu essen?«, fragte Rizzos.
Gomez wühlte im Stroh herum und brachte ein paar Blechnäpfe zum Vorschein. »So eine Tasse Suppe.«
»Habt ihr auch Löffel?«
»Nein. Die sind für die Suppe nicht nötig. Aber Sie haben ja noch allerhand zuzusetzen. Das hält Sie schon auf den Füßen, bis Sie an der Reihe sind.«
»Was heißt das?« Rizzos richtete sich zu seiner imposanten Größe auf.
Sie starrten ihn alle mit zusammengepressten Lippen an.
»Können Sie sich das wirklich nicht denken?«, fragte Manuela in die Stille. »Hier ist noch nie einer lebend wieder bis auf die Straße gekommen. Das spielt sich alles im Inneren ab.«
Rizzos griff sich an den Hals.
»Ja«, sagte das Mädchen. »Draußen kursieren die wildesten Gerüchte über dieses Verlies. Aber niemand weiß etwas. Und wer es je erfährt, kann es draußen nicht mehr erzählen.«
»Wie … wie oft holt man denn jemanden?«, fragte Corcoran schweratmend und heiser.
»Der letzte war vor vielleicht vier oder fünf Tagen an der Reihe. Wir haben hier unten das rechte Zeitgefühl verloren, Señor.«
»Ein Campesino?
»Nein. Ein kleiner Taschendieb, der in der Bodega aufgegriffen wurde. Wir Campesinos leben bis jetzt alle noch. Vielleicht will der Gobernator uns aufsparen, bis alle beisammen sind.«
»Kommt er selbst hierher?»
»Zweimal haben wir ihn gesehen. Oben, am Gitter. Aber er sprach nicht mit uns.«
Rizzos setzte sich auf die Treppe. Dwarf rückte neben ihn.
»Jetzt sehen wir ziemlich alt aus, was, Großer?«
»Plagt dich der Galgenhumor?«
»Scheint so.«
John Corcoran tastete an der Wand entlang. Sie bestand aus festgebranntem Lehm. Er nahm einen Napf und kratzte damit an einer Stelle, aber er vermochte nur staubfeine Schichten zu lösen.
»Es ist eine Mauer dahinter«, erklärte Gomez ungefragt. »Wir haben keinerlei Werkzeuge, sie zu durchbrechen.«
Corcoran ließ den Napf aus der Hand fallen. »Sie dachten auch schon daran, einen Tunnel zu graben?«
»Es war mein СКАЧАТЬ