Nikolas Nickleby. Charles Dickens
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nikolas Nickleby - Charles Dickens страница 19

Название: Nikolas Nickleby

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183111

isbn:

СКАЧАТЬ ergossen ihren Inhalt durch vierundzwanzig Kehlen. Dann lautes Schnalzen von achtundvierzig Lippen und sehnsüchtiges neuerliches Blinzeln nach dem Faß.

      »Die schöne Tochter des Freiherrn von Schwillenhausen!« rief Saufaus. »Wir wollen sie von ihrem Vater zur Ehe begehren, ehe noch die Sonne morgen in ihr Bett scheint. Und wenn er unsere Bewerbung zurückweist, so werden wir ihm die Nase abschneiden.« Die Tafelrunde ließ ein drohendes Murmeln hören, und jeder faßte mit schrecklicher Bedeutsamkeit zuerst nach seinem Schwertgriff und dann nach seiner Nasenspitze.

      Es ist doch etwas Schönes um kindlichen Gehorsam. Hätte die Tochter des Freiherrn von Schwillenhausen erklärt, sie habe bereits ihr Herz verschenkt, oder sich ihrem Vater zu Füßen geworfen, um sie mit Tränen zu benetzen, oder wäre sie nur in Ohnmacht gefallen und dem alten Herrn mit Gefühlsausbrüchen zu Leibe gegangen, so hätte man eins gegen hundert wetten können, daß Burg Schwillenhausen flötengegangen und sein Herr aus dem Fenster geworfen worden wäre. Das Freifräulein verhielt sich jedoch, als am nächsten Morgen ein Bote das Gesuch des Freiherrn überbrachte, ganz gefaßt und zog sich sittsam in ihr Kämmerlein zurück und schaute von dort nach dem angekündigten Freier und seinem Gefolge aus. Sie hatte sich kaum überzeugt, daß der Reiter mit dem großen Schnurrbart der Freier sei, als sie sogleich zu ihrem Vater eilte und ihm ihre Bereitwilligkeit ausdrückte, sich für ihn und den Frieden des Hauses zum Opfer zu bringen; und der ehrwürdige alte Herr umarmte sein Kind und ließ Freudentränen aus seinen Augen rieseln.

      Auf der Burg ging es an diesem Tage gar hoch her. Saufaus' vierundzwanzig grüne Mannen tauschten das Gelübde ewiger Freundschaft mit den zwölf Grünen derer von Schwillenhausen und schwuren dem alten Baron, nicht eher aufzuhören, von seinem Weine zu trinken, bis alles blau wäre; womit sie wahrscheinlich in erster Linie meinten: bis ihre Gesichter dieselbe Farbe erhalten hätten wie ihre Nasen. Als die Zeit des Aufbruchs herankam, schlugen alle einander auf die Schulter, und der glückliche Bräutigam ritt mit seinem Gefolge frohen Mutes nach Hause.

      Sechs lange Wochen hatten die Bären und Eber Feiertag. Die Häuser derer von Saufaus und Schwillenhausen waren vereinigt, die Spieße rosteten und das Horn des Freiherrn wurde heiser, weil es gar nicht mehr geblasen wurde.

      Das waren glückliche Tage für die vierundzwanzig. Aber ach, diese herrliche Zeit hatte bereits ihre Siebenmeilenstiefel angezogen und war im Schwinden begriffen.

      »Mein Bester –« sagte die Freifrau.

      »Meine Liebe?« sagte der Freiherr.

      »Diese rohen, lärmenden Menschen –-«

      »Welche?« fuhr der Freiherr auf.

      Die Freifrau deutete aus dem Fenster, an dem sie mit ihrem Gemahl stand, in den Hof hinunter, wo die nichtsahnenden Grünröcke, den Fuß bereits im Steigbügel, um den Eber zu hetzen, noch einen guten Schluck zu sich nahmen.

      »Mein Jagdgefolge?« fragte der Ritter.

      »Entlasse sie, mein Gemahl!« flüsterte die Freifrau.

      »Sie entlassen?« fragte der Freiherr erstaunt.

      »Mir zuliebe, mein Gemahl!« schmeichelte die Dame.

      »Dem Teufel zuliebe«, antwortete der Baron.

      Die Freifrau aber stieß einen lauten Schrei aus und sank ohnmächtig zu den Füßen des Freiherrn nieder.

      Was konnte der Freiherr tun? Er rief nach der Kammerfrau, eilte in den Hof hinunter, gab zweien der Grünröcke, die es am meisten gewöhnt waren, einen Tritt, verwünschte die übrigen der Reihe nach und hieß sie, sich zum Henker scheren.

      Dies war der erste Sieg der Freifrau über ihren Gemahl, und ich brauche hier wohl weiter nichts mehr zu sagen, als daß er allmählich immer mehr und mehr bei strittigen Fragen den Kürzeren zog oder mit List aus dem Sattel irgendeines alten Steckenpferdes geworfen wurde.

      Mit der Zeit wurde er ein wohlgenährter Achtundvierziger mit Herzverfettung und hielt weder Gelage noch Jagden ab oder sonst etwas, was ihm früher Freude gemacht. Er war zwar immer noch unbändig wie ein Löwe und starr wie Erz, aber fürchterlich unter dem Pantoffel.

      Und das machte noch nicht einmal sein ganzes Mißgeschick aus. Ungefähr ein Jahr nach seiner Vermählung kam ein junges, lustiges Freiherrlein auf die Welt, dem zu Ehren ein großes Feuerwerk abgebrannt und eine Unmasse von Wein getrunken wurde. Im nächsten Jahr erschien ein kleines Freifräulein, das Jahr darauf wieder ein junger Freiherr, und so ging es abwechselnd weiter, bis der Herr Baron Vater einer kleinen Familie von zwölf Kindern war. Bei einem jedem solchen Jahresfeste war die alte Freifrau von Schwillenhausen immer wieder in tausend Ängsten um das Wohl ihres lieben Kindes, der Freifrau von Saufaus; und obwohl man nicht behaupten konnte, daß sie zur Förderung der Genesung ihrer Tochter wesentlich beitrug, so machte sie sich's doch jedenfalls zur Pflicht, auf dem Schlosse Humpenburg so bekümmert wie möglich zu tun und ihre Zeit zwischen spitzigen Bemerkungen über ihres Schwiegersohnes Haushalt und Klagen über das harte Schicksal ihres unglücklichen Kindes zu teilen. Wenn sich dann der Freiherr von Saufaus, dadurch ein wenig gekränkt, zu der Bemerkung aufraffte, seine Gattin sei zum mindesten nicht übler daran als die Frauen anderer Edelleute, so rief die Baronin von Schwillenhausen die ganze Welt zum Zeugen auf, daß niemand als sie Mitgefühl für die Leiden ihrer Tochter empfinde, worauf natürlich sämtliche Verwandten und Freunde bestätigten, daß sie jedenfalls weit mehr Tränen vergieße als ihr Schwiegersohn und daß es keinen hartherzigeren Menschen gäbe als den Freiherrn von Saufaus.

      Der arme Ritter ertrug dies alles, so gut es ging. Und als es nicht mehr ging, verlor er Appetit und Heiterkeit und setzte sich düster und niedergeschlagen in eine Ecke. Aber noch Schlimmeres stand ihm bevor, und als es kam, steigerte sich seine Schwermut. Nach und nach geriet er in Schulden; in seinen Truhen, die die Familie Schwillenhausen für unerschöpflich gehalten hatte, ging es zur Neige, und als seine Gemahlin im Begriffe war, den Stammbaum des Hauses mit einem dreizehnten Reis zu schmücken, machte er die betrübende Entdeckung, daß es mit seinen Mitteln zu Ende sei.

      »Ich sehe nicht«, sagte sich der Freiherr, »wie ich mir weiterhelfen könnte. Es wird wohl das beste sein, ich bringe mich um.«

      Das war ein glorreicher Gedanke. Der Freiherr nahm ein altes Jagdmesser aus einem Wandschrank, wetzte es an seiner Stiefelsohle und fuhr sich damit nach der Kehle.

      »Hm«, sagte er dann und hielt inne, »vielleicht ist es nicht scharf genug.«

      Abermals wetzte er es und wiederholte seinen Versuch, aber diesmal störte ihn das Kindergeschrei, das aus dem Turmzimmer über dem seinen herabtönte.

      »Wäre ich Junggeselle«, seufzte der Freiherr, »so hätte ich es wohl fünfzigmal ausführen können, ohne dabei unterbrochen worden zu sein. »Heda, man bringe mir einen Humpen Wein und die längste Pfeife in das kleine Zimmer hinter der Halle!«

      Einer der Diener kam dem Befehl unterwürfig im Verlauf einer halben Stunde oder darüber nach, und als der Freiherr sich nach dem gewölbten Zimmer verfügte, dessen schwarzgetäfelte und polierte Wände von dem Feuer des im Kamin lodernden Holzstoßes widerstrahlten, standen Humpen und Pfeife bereit, und der Ort sah im ganzen recht behaglich aus.

      »Laß die Lampe da!« befahl der Freiherr.

      »Befehlen sonst noch etwas, gnädiger Herr?« fragte der Diener.

      »Abfahren«, brummte der Freiherr, jagte den Diener hinaus und verschloß die Türe.

      »Ich will noch meine letzte Pfeife rauchen«, seufzte er dann, СКАЧАТЬ