Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 10. Martina Meier
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СКАЧАТЬ mault sie.

      „Ein bisschen ein anderer Ton, Fräulein! Und jetzt keine Diskussionen mehr. Wir gehen zurück“, schimpft Mama. Sophia kullert eine Träne über die Wange.

      „Wisst ihr was, wir fotografieren die Spur auf dem Feld. Und dann gehen wir morgen zu einem Förster und fragen ihn einfach, von welchem Tier sie stammt. Einverstanden?“, schlägt Papa vor.

      „Ich hab was gesehen!“, schreit Veronika in diesem Moment. „Da ist was gehuscht! Was Braunes ... wie ein Bär.“

      Sophias Herz pocht schneller. Hibbelig tänzelt sie von einem Fuß auf den anderen. Sie wollte schon immer mal einen Bären sehen – in freier Wildbahn, nicht nur im Zoo.

      „Aber ein Bär, der ist doch viel zu groß für diese Spuren“, widerspricht Mama.

      „Vielleicht ein Babybär“, schlägt Sophia vor. „Wo genau hast du ihn denn gesehen?“ Sie dreht sich zu Veronika um.

      „Und was soll der hinterherziehen?“, fragt Max.

      „Vielleicht hat er zu Weihnachten etwas geschenkt bekommen – eine Kuscheldecke zum Beispiel“, schlägt Sophia vor.

      „Quatsch!“, sagt Max. „Außerdem gibt es keine Bären in Königsdorf. Der einzige Bär in Bayern war Bruno – und den haben sie erschossen“, fügt er rechthaberisch hinzu.

      „Aber wir können doch trotzdem mal in die Richtung gehen, wo Veronika den Bären gesehen hat“, bittet Sophia.

      „Zehn Minuten. Und dann möchte ich kein Gejammer hören, wenn wir zurückgehen“, gibt der Papa klar vor.

      Sophia ist hochkonzentriert, als sie mit Veronika an der Spitze vorausläuft. Sie schaut in alle Richtungen, um auf keinen Fall etwas zu übersehen.

      Neben dem Knacken der Äste und dem Knirschen des Schnees unter ihren Füßen hört Sophia nun noch ein weiteres Geräusch: ein leises Glucksen. Wenig später stehen die fünf an einem Bach. Ein riesiger Haufen Äste liegt darin und staut das Wasser auf. Sophia geht in die Hocke, um die Konstruktion genauer zu betrachten. Zwischen den feinen Ästen stecken auch Steine und Schlamm.

      „Ui, wir haben die Weihnachtswichtelhöhle gefunden“, grinst Papa, sodass sich dicke Grübchen in seine Backen graben.

      „Aber das ist doch im Wasser. Die Wichtel würden nass werden und frieren“, überlegt Sophia.

      „Vielleicht sind es ja Wasserwichtel“, sagt Max.

      „Schaut mal“, flüstert Papa und zeigt auf das gegenüberliegende Ufer.

      Sophia hält den Atem an. Aus dem Wald läuft ein braunes Tier mit einem breiten, flachen Schwanz. Es flutscht auf dem Bauch wie auf einer Schneerutsche das Ufer hinunter und taucht unter den Ästehaufen. Vor Erstaunen bleibt Sophias Mund offen stehen.

      „Ein Biber!“, rufen die Geschwister gleichzeitig. Kein Wichtelschlitten zog die Schleifspur, sondern der Schwanz des Bibers.

      „Jetzt müssen wir aber wirklich heim“, erinnert Mama sie.

      „Erzählst du uns bitte etwas über Biber, Papa?“, fragt Sophia.

      „Ich suche etwas über Biber im Internet und das lesen wir dann zusammen“, verspricht er. Sophia und Veronika lächeln und freuen sich jetzt auf das Mittagessen. Inzwischen haben sie nämlich einen Bärenhunger.

      Andrea Bannert ist Wissenschaftsjournalistin, Autorin und Sprecherin. Sie schreibt gerne über verborgene Welten – manchmal der Fantasie entsprungen, manchmal real.

      *

      Sein schönstes Weihnachtsgeschenk

      Der stahlgraue Himmel drückte wie eine schwere Decke auf die Stadt. Er hörte die Glocken der St.-Annen-Kirche zum Gottesdienst läuten. Jeder Glockenschlag erinnerte ihn: Er würde zu spät kommen.

      Katharina würde vor Wut schäumen. Ganz gleich, ob er das Geschenk, das sie sich sehnlichst wünschte, in der Tasche seines Mantels trug. Der Ring mit dem blauen Stein, einem richtigen Klunker, hatte ihn nicht nur ein kleines Vermögen gekostet. Aber Katharina war eine Frau, die Geschenke dieser Art erwartete. Schließlich feierten sie bereits das dritte Weihnachtsfest zusammen.

      Aus einer Laune heraus – welcher Teufel ihn dabei geritten hatte, war ihm bis heute schleierhaft – hatte er ihr zusätzlich einen in allen Regenbogenfarben schillernden Kaschmirschal wenige Tage später gekauft. Er war ihm sofort ins Auge gefallen, als er Katharina auf einem ihrer zahlreichen Einkaufsbummel begleitet hatte, brachte er doch die Farbe und Heiterkeit in die trübe Jahreszeit, nach denen er selbst so lechzte. Er hatte sich vorgestellt, wie Katharina den Schal auf einem langen Winterspaziergang zu ihrem dunklen, eleganten Mantel trug. Erst zu Hause war ihm bewusst geworden, dass Katharina weder Spaziergänge noch Farbe liebte. Sehr wahrscheinlich traf der Schal nicht ihren Geschmack, dachte er freudlos. Katharina liebte es dezent, zurückhaltend, nicht auffällig. Eine Ausnahme machte sie lediglich beim Schmuck.

      Hundert Meter bis zur Kirche – unter normalen Umständen keine Entfernung. Aber vor zwei Stunden hatte ein Eisregen die Stadt in eine einzige Schlitterbahn verwandelt, den Straßenverkehr lahmgelegt. Sein Vorschlag, direkt zur Weihnachtsfeier in das Haus ihrer Eltern zu kommen (dorthin konnte er relativ bequem mit der Bahn gelangen), war bei Katharina auf taube Ohren gestoßen. Er MÜSSE zur Kirche kommen, sie könne dorthin unmöglich ohne Begleitung gehen. All ihre Freunde, Bekannten seien dort. Ihre Familie. Was sollten sie denken? Außerdem hätte er es ihr VERSPROCHEN. Sie hatte getobt, als wäre es ein Kapitalverbrechen, Heiligabend nicht mit in die Kirche zu gehen.

      Er war eine Person, auf die sich jedermann verließ. Katharina bildete darin keine Ausnahme.

      Konzentriert, eine Schrittlänge abschätzend, warf er seinen Handschuh auf den gefrorenen Boden. Er trat auf das Stück Leder am Boden, um den nächsten Schritt zu gehen, rang um Gleichgewicht, fing sich. Und danach: Handschuh aufheben – werfen – Schritt. Immer wieder, unzählige Male das mühsame Prozedere von vorne. Zu quälender Langsamkeit verdammt, fühlte er sich wie in einem Albtraum gefangen, in dem er zu flüchten versuchte und nicht von der Stelle kam.

      Warum hatte er sich bloß überreden lassen? Er bereute es längst. Schritt um Schritt, Meter um Meter kämpfte er sich vorwärts, während die Glocken weiterhin läuteten. Mit jedem Ton blieb ihm die Hoffnung erhalten, er könne es vielleicht noch schaffen. Läuteten Weihnachtsglocken nicht unendlich lang?

      Nun die Straße: eine besondere Herausforderung. Das Kopfsteinpflaster war heimtückisch. Jeder der Steine war von einem buckligen Eispanzer überzogen. Für einen aberwitzigen Moment überlegte er, dass es das Beste wäre, auf allen vieren über die Straße zu kriechen – eine Methode, um sich dem Ziel schneller zu nähern. Er trug einen dunklen, teuren Anzug, darüber den schwarzen Wintermantel. Er verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Noch etwa zehnmal, rechnete er im Stillen, müsste er das Spiel mit dem Handschuh veranstalten, um die Straße zu überqueren. Zum Glück waren kaum Autos unterwegs.

      „Könnten Sie ihn bitte schieben?“

      Verwirrt blickte er auf, sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Dort stand mitten auf der Fahrbahn, nur wenige Meter von ihm entfernt, eine junge Frau, fast noch ein Mädchen. Neben ihr ein Esel. Tief versunken in Gedanken, СКАЧАТЬ