Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 283

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ wünscht Ihr?« rief er uns auf Ara­bisch zu.

      Kurz sein Pferd pa­rie­rend frag­te ihn Mo­ham­med in sei­ner Spra­che:

      »Hast Du den eng­li­schen Rei­sen­den ge­tö­tet?«

      »Dar­über bin ich Dir kei­ne Re­chen­schaft schul­dig« ant­wor­te­te stolz der Häupt­ling.

      Um uns her groll­te es wie bei ei­nem na­hen­den Ge­wit­ter. Von al­len Sei­ten lie­fen die Ara­ber her­bei und um­dräng­ten uns wut­schnau­bend.

      Mit ih­ren großen ge­bo­ge­nen Na­sen, dem ma­ge­ren Ge­sicht, und ih­ren flat­tern­den Ge­wän­dern sa­hen sie wie wil­de Raub­vö­gel aus, die die Flü­gel re­gen.

      Mo­ham­med lä­chel­te, un­ter sei­nem Tur­ban mit den Au­gen blin­zelnd, und ich sah, wie ein Won­ne­schau­er über sei­ne her­ab­hän­gen­den, flei­schi­gen und fal­ti­gen Wan­gen husch­te.

      »Tod dem Mör­der« rief er mit don­nern­der Stim­me, die das Ge­schrei der Ara­ber über­tön­te, und rich­te­te gleich­zei­tig sei­nen Re­vol­ver auf die Stirn des Häupt­lings. Ich sah eine Rauch­wol­ke auf­stei­gen und dann rie­sel­te ro­si­ger Schaum und gleich dar­auf Blut aus des­sen Stirn. Töt­lich ge­trof­fen fiel er auf den Rücken, und sei­ne weit­ge­öff­ne­ten Arme, in de­nen die Zip­fel des Bur­nus sich ver­wi­ckel­ten, sa­hen wie aus­ge­spann­te Flü­gel aus.

      Jetzt glaub­te ich wahr­haf­tig un­ser letz­tes Stünd­chen ge­kom­men, so furcht­bar war der Tu­mult, der los­brach.

      Mo­ham­med hat­te sei­nen Sä­bel ge­zo­gen und wir folg­ten sei­nem Bei­spie­le. Er warf mit ei­ner Wen­dung sei­nes Pfer­des sei­ne nächs­ten Geg­ner zur Sei­te und rief:

      »Wer sich un­ter­wirft, bleibt am Le­ben, die an­de­ren müs­sen ster­ben.«

      Mit sei­ner her­ku­li­schen Faust griff er den Nächs­ten, zog ihn auf den Sat­tel und hat­te ihm die Hän­de ge­bun­den, wäh­rend er uns zu­rief

      »Macht’s eben­so und sä­belt die Wi­der­spens­ti­gen nie­der.«

      In fünf Mi­nu­ten hat­ten wir ih­rer Zwan­zig ge­fan­gen, de­nen wir die Hän­de fest ver­schnür­ten. Dann ging’s an die Ver­fol­gung der Flüch­ti­gen; denn beim An­blick der ge­zo­ge­nen Sä­bel war eine all­ge­mei­ne Flucht rings­um ent­stan­den. Wir brach­ten noch ei­ni­ge dreis­sig Ge­fan­ge­ne ein.

      Über die gan­ze Ebe­ne sah man wei­ße Punk­te lau­fen. Es wa­ren die Frau­en, die ihre Kin­der un­ter schreck­li­chem Ge­heul zu ret­ten such­ten.

      Die gel­ben scha­ka­lar­ti­gen Hun­de wim­mel­ten knur­rend um uns her­um und fletsch­ten die wei­ßen Zäh­ne.

      Mo­ham­med, der vor Freu­de när­risch ge­wor­den zu sein schi­en, ließ sein Pferd eine Ka­prio­le ma­chen und rief, den Strick er­grei­fend, den ich mit­ge­bracht hat­te:

      »Ach­tung Kin­der! Zwei Mann ab­sit­zen.«

      Dann ord­ne­te er et­was eben so Furcht­ba­res wie Ko­mi­sches an: Er be­fahl uns aus den Ge­fan­ge­nen oder bes­ser ge­sagt, aus den Ge­henk­ten einen Ro­sen­kranz zu ma­chen, wie er es scher­zend nann­te. In dem­sel­ben Strick, der die Hän­de des ers­ten Ge­fan­ge­nen zu­sam­men­schnür­te, mach­te er um den Hals des­sel­ben eine Sch­lin­ge, de­ren ei­nes Ende wie­der­um die Faust­ge­len­ke des fol­gen­den Ara­bers fes­sel­te und eben­falls wie­der in ei­ner um des­sen Hals ge­leg­ten Sch­lin­ge en­de­te. Un­se­re fünf­zig Ge­fan­ge­nen wa­ren bald auf die­se Wei­se der­ar­tig ver­bun­den, dass die ge­rings­te Flucht­be­we­gung des einen nicht nur ihn selbst, son­dern auch sei­nen Vor­der- und Hin­ter­mann, er­dros­seln muss­te. Jede Be­we­gung, die sie mach­ten, wirk­te auf die Hals­sch­lin­ge zu­rück und sie muss­ten in ganz gleich­mäs­si­gem Ab­stand von­ein­an­der mar­schie­ren, woll­ten sie nicht Ge­fahr lau­fen, wie ein ab­ge­nick­ter Hase hin­zu­stür­zen.

      Nach­dem dies be­sorgt war, lach­te Mo­ham­med, mit sei­nem ei­gen­tüm­li­chen stil­len La­chen, bei dem sein Bauch wa­ckel­te, ohne dass der Mund einen Ton hö­ren ließ.

      »Ha! das ist die Ara­bi­sche Ket­te« sag­te er. Wir selbst fin­gen an, ein Grau­sen bei dem er­schreck­ten und er­bärm­li­chen An­blick der Ge­fan­ge­nen zu emp­fin­den.

      »Jetzt einen Pfahl an je­des Ende« schrie un­ser Füh­rer, »und bin­det es mir dar­an fest, mei­ne Kin­der.«

      In der Tat wur­de an je­des Ende die­ser band­ar­ti­gen Ko­lon­ne Ge­fan­ge­ner, die ge­spens­ter­bleich und un­be­weg­lich wie Bild­säu­len da­stan­den, ein Pfahl be­fes­tigt.

      »Nun zum Es­sen!« be­fahl der Tür­ke.

      Am schnell ent­zün­de­ten Feu­er wur­de ein Ham­mel ge­kocht, den wir mit un­se­ren Hän­den zer­legt hat­ten. Dann as­sen wir von den vor­ge­fun­de­nen Dat­teln und tran­ken von der auf­be­wahr­ten Stu­ten­milch. Ei­ni­ge Kost­bar­kei­ten, die die Flücht­lin­ge ver­ges­sen hat­ten, wur­den als gute Beu­te mit­ge­nom­men.

      Wir wa­ren ru­hig noch beim Schluss un­se­rer Mahl­zeit, als ich auf dem Hü­gel ge­gen­über eine ei­gen­tüm­li­che An­samm­lung be­merk­te. Es wa­ren die Wei­ber, die sich bei Zei­ten ge­flüch­tet hat­ten, kei­ne Män­ner da­bei. Sie ka­men sehr schnell auf uns zu ge­rannt, und als ich sie Mo­ham­med zeig­te, sag­te er lä­chelnd:

      »Das ist un­ser Des­sert.«

      Ja­wohl! ein schö­nes Des­sert.

      Sie ka­men jetzt, wie toll, im Ga­lopp her­an, und bald saus­te uns ein Ha­gel von Stei­nen um die Ohren, die sie, ohne im Lau­fen ein­zu­hal­ten, auf uns schleu­der­ten. Wir sa­hen jetzt, dass sie sich mit Mes­sern, Zelt­pfäh­len und al­ten Scher­ben be­waff­net hat­ten.

      »Zu Pfer­de!« rief Mo­ham­med. Es war die höchs­te Zeit. Sie ver­such­ten den Strick zu durch­schnei­den, um die Ge­fan­ge­nen zu be­frei­en. Als der Tür­ke die Ge­fahr be­griff, wur­de er wie ra­send und heul­te: »Haut sie nie­der! Haut sie nie­der!« Und als wir durch die­sen neu­ar­ti­gen An­griff ver­wirrt einen Au­gen­blick zö­ger­ten und vor der Nie­der­met­ze­lung von Wei­bern zu­rück­scheu­ten, spreng­te er al­lein auf die an­stür­men­de Mas­se los.

      Er at­ta­ckier­te ganz al­lein die­se Schar in Fet­zen gehüll­ter Wei­ber, und be­gann wie toll dar­auf los zu sä­beln, der Kerl, mit sol­cher Wut und sol­chem Nach­druck, dass man bei je­dem Sä­bel­hieb einen wei­ßen Kör­per nie­der­stür­zen sah.

      Es war so furcht­bar, dass die über­rasch­ten Frau­en schliess­lich eben­so schnell СКАЧАТЬ