Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 286

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

isbn:

СКАЧАТЬ der Wald­hü­ter wach­te nicht auf; er hat­te den fes­ten Schlaf ei­nes al­ten Gen­darmen.

      Ich be­merk­te un­ter­des­sen durch die un­te­ren Fens­ter, dass das gan­ze Erd­ge­schoss eine feu­ri­ge Mas­se war und er­kann­te, dass man Stroh her­bei­ge­schleppt hat­te, um dem Feu­er Nah­rung zu ge­ben.

      Es war also an­ge­legt wor­den!

      Ich rief von Neu­em wie toll: »Ca­va­lier!«

      Da fiel mir ein, dass der Rauch ihn er­sti­cken kön­ne. Ich hat­te einen gu­ten Ge­dan­ken, schob schnell zwei Pa­tro­nen in mein Ge­wehr und feu­er­te eine vol­le La­dung ge­gen sein Fens­ter.

      Alle sechs Schei­ben flo­gen zer­split­tert ins Zim­mer. Die­ses Mal war der Alte auf­ge­wacht und er­schi­en im Hemd, ganz be­stürzt und ge­blen­det von dem hel­len Feu­er­schein am Fens­ter.

      »Das Haus brennt!« schrie ich ihm zu. »Ret­tet Euch durchs Fens­ter, aber schnell, schnell.«

      Die Flam­men bra­chen jetzt durch die De­cke des Erd­ge­schos­ses, zün­gel­ten an den Wän­den em­por und hat­ten ihn schon fast gänz­lich ein­ge­schlos­sen. Da wag­te er den Sprung und fiel wie eine Kat­ze auf die Füs­se.

      Es war höchs­te Zeit ge­we­sen. Das Stroh­dach brach ober­halb der Trep­pe zu­sam­men, so­dass sich dort ein rich­ti­ger Rauch­fang für das Feu­er des Erd­ge­schos­ses bil­de­te, aus dem jetzt eine mäch­ti­ge Gar­be in die Luft stieg, die sich wie eine Fon­taine nach oben er­wei­ter­te und das gan­ze Dach mit ei­nem Fun­ken­re­gen über­sä­te. Letz­te­res brann­te in we­ni­gen Mi­nu­ten lich­ter­loh.

      »Wie hat das an­ge­hen kön­nen?« frag­te Ca­va­lier ganz aus­ser sich.

      »Es ist Feu­er in der Kü­che an­ge­legt wor­den«, sag­te ich.

      »Wer hat es an­le­gen kön­nen?«

      Plötz­lich wur­de mir al­les klar und ich sag­te ihm:

      »Ma­ri­us!«

      Der Alte be­griff.

      »Ach du lie­ber Gott!« stam­mel­te er; »des­halb ist er nicht wie­der­ge­kom­men.«

      Aber aufs Neue er­griff mich ein schreck­li­cher Ge­dan­ke.

      »Und Ce­les­ti­ne? Wo ist Ce­les­ti­ne?«

      Er ant­wor­te­te nicht, aber das Haus vor uns brach zu­sam­men und bil­de­te nur noch einen dich­ten, quir­len­den, blen­den­den, zi­schen­den Feu­er­herd, einen rie­si­gen Schei­ter­hau­fen, in des­sen Mit­te die arme Frau nur noch eine koh­len­de Mas­se, ein un­förm­li­ches Et­was sein konn­te.

      Wir hat­ten kei­nen ein­zi­gen Schrei ge­hört.

      Als aber nun auch die Flam­me auf den be­nach­bar­ten Schup­pen über­sprang, fiel mir plötz­lich mein Pferd ein, und Ca­va­lier rann­te hin, um es los­zu­ma­chen.

      Kaum hat­te er die Tür des Stal­les ge­öff­net, als ihm mit blitz­ar­ti­ger Ge­schmei­dig­keit ein Kör­per zwi­schen die Bei­ne rann­te und ihn zu Fal­le brach­te. Es war Ma­ri­us, der sich schleu­nigst da­von mach­te.

      Schon war der Alte wie­der auf­ge­sprun­gen. Erst woll­te er dem Elen­den nach­ren­nen, um ihn zu er­wi­schen; als er aber die Un­mög­lich­keit ein­sah, dies aus­zu­füh­ren, er­griff ihn ein un­wi­der­steh­li­cher Zorn, und in der ers­ten Re­gung ei­ner je­ner plötz­li­chen Ein­ge­bun­gen, die man we­der vor­aus­se­hen noch un­ter­drücken kann, hat­te er auch schon mein am Bo­den lie­gen­des Ge­wehr an die Schul­ter ge­ris­sen und, ehe ich es hin­dern konn­te, ab­ge­drückt, ohne recht zu wis­sen, ob es auch ge­la­den sei.

      Wie ich schon sag­te, gab ich nur einen Schuss ge­gen das Fens­ter ab; die an­de­re Pa­tro­ne sass also noch im Lau­fe. Der Schuss traf den Flücht­ling mit­ten in den Rücken, und blut­über­strömt fiel er ge­ra­de aufs Ge­sicht. Er fing als­bald an, mit Hän­den und Füs­sen auf dem Erd­bo­den zu wüh­len, als woll­te er noch auf al­len Vie­ren fort­krie­chen, wie ein an­ge­schos­se­ner Hase beim Her­an­na­hen des Jä­gers.

      Ich stürz­te hin­zu. Der Kna­be rö­chel­te be­reits. Ehe das Feu­er er­lo­schen war, hat­te er schon aus­ge­lit­ten, ohne noch ein Wort von sich zu ge­ben.

      Ca­va­lier stand, im­mer noch im Hem­de, mit blos­sen Bei­nen, un­be­weg­lich, starr, ne­ben uns. Als die Dor­fleu­te an­ka­men, führ­te man mei­nen Wald­hü­ter fort, der das Aus­se­hen ei­nes Blöd­sin­ni­gen hat­te.

      Ich er­schi­en als Zeu­ge beim Pro­zess und schil­der­te alle Ein­zeln­hei­ten wahr­heits­ge­mä­ss. Ca­va­lier wur­de frei­ge­spro­chen, ver­schwand aber an dem­sel­ben Tage aus der dor­ti­gen Ge­gend. Ich habe ihn nie­mals wie­der­ge­se­hen.

      So, mei­ne Her­ren! das war mei­ne Jagd­ge­schich­te.

      *

      Als Va­ter Leras, Buch­hal­ter bei Herrn La­bu­ze & Co., sein Ma­ga­zin ver­liess, stand er einen Au­gen­blick wie ge­blen­det vom Glan­ze der un­ter­ge­hen­den Son­ne. Den gan­zen Tag über hat­te er bei dem fah­len Schim­mer der Gas-Lam­pe im äus­sers­ten Win­kel ei­nes Hin­ter­hau­ses ge­ar­bei­tet, des­sen Fens­ter auf den schma­len schacht­ar­ti­gen Hof gin­gen. Das klei­ne Zim­mer, in dem er nun seit vier­zig Jah­ren sei­ne Tage ver­brach­te, war so fins­ter, dass er selbst im Hoch­som­mer höchs­tens von 11 bis 3 Uhr die Gas­be­leuch­tung ent­beh­ren konn­te.

      Es war stets feucht und kühl dar­in, und die Aus­düns­tun­gen des Ab­zugs­ka­nals dran­gen oft durch das Fens­ter in den dunklen Raum und ver­brei­te­ten dort einen schim­me­li­gen ekel­haf­ten Ge­ruch.

      Seit vier­zig Jah­ren, wie ge­sagt, be­trat Herr Leras je­den Mor­gen um 8 Uhr die­se Art von Ge­fäng­nis und blieb bis abends 7 Uhr dort mit dem Fleis­se ei­nes Mus­ter-Be­am­ten über sei­nen Bü­chern.

      Er hat­te mit fünf­zehn­hun­dert Fran­cs an­ge­fan­gen und ver­dien­te jetzt jähr­lich drei­tau­send: da die­ser schma­le Ge­halt ihm nicht ge­stat­te­te, eine Frau zu neh­men, so blieb er Jung­ge­sel­le. Durch Ge­nuss nicht ver­wöhnt, war er in sei­nen An­sprü­chen sehr be­schei­den ge­blie­ben. In­des­sen von Zeit zu Zeit, wenn ihn der Über­druss an sei­ner ein­för­mi­gen gleich­mäs­si­gen Ar­beit über­wäl­tig­te, ver­stieg er sich zu dem Wun­sche: »Herr­jeh! Wenn ich fünf­tau­send Li­vres Ren­te hät­te, da woll­t’ ich mir’s wohl sein las­sen.«

      Da aber die fünf­tau­send Li­vres aus­blie­ben, so konn­te er sich’s auch wei­ter nicht be­son­ders wohl sein las­sen.

      Sein Le­ben ver­lief hübsch gleich­mäs­sig, СКАЧАТЬ