Die tanzenden Männchen. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die tanzenden Männchen - Arthur Conan Doyle страница 8

Название: Die tanzenden Männchen

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955012359

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      Da sank der Mann stöhnend auf einen Lehnstuhl und verbarg das Gesicht in seinen gefesselten Händen. Einige Minuten saß er ganz regungslos und gab keinen Laut von sich. Dann hob er den Kopf in die Höhe und sprach mit der kalten Ruhe der Verzweiflung:

      »Ich brauche Ihnen nichts mehr zu verheimlichen, meine Herren,« begann er. »Wenn ich den Mann getötet habe, so geschah es, nachdem er auf mich einen Schuß abgegeben hatte; das ist kein Mord. Wenn Sie aber glauben, ich hätte die Frau verwundet, kennen Sie weder mich, noch sie. Ich schwöre Ihnen, noch kein Mann auf Erden hat ein Weib mehr geliebt, als ich sie geliebt habe. Ich hatte ein Anrecht auf sie. Sie war vor Jahren meine Braut. Warum mußte dieser Engländer dazwischen treten? Ich versichere Ihnen nochmals, ich hatte das erste Recht an sie, und nur das beanspruchte ich.«

      »Sie entzog sich aber Ihrem Einfluß, als sie merkte, was Sie für ein Mensch sind,« erwiderte Holmes. »Sie floh von Amerika, um Sie los zu werden, und heiratete in England einen ehrbaren Mann. Sie spürten sie auf und verfolgten sie und verbitterten ihr das Leben, indem Sie sie aufforderten, ihren Gatten zu verlassen, den sie liebte und achtete, und mit Ihnen zu fliehen, den sie fürchtete und haßte. Sie haben schließlich einen braven Mann erschossen und seiner Frau den Revolver in die Hand gedrückt, um sich selbst zu töten. Das haben Sie erreicht, Herr Abe Slaney, und vor Gericht zu verantworten.«

      »Wenn Elsie stirbt, ist mir's gleichgültig, was aus mir wird,« sagte der Amerikaner. Er machte die eine Hand auf und starrte lange auf ein zerknittertes Papier, das er darin hielt. »Sehen Sie hier, Herr,« rief er, und Verdacht leuchtete aus seinen Augen. »Das schafft mir schlimmen Argwohn und schwere Sorge. Wie soll ich mir das erklären? Wenn die Dame so schwer verwundet ist, wie Sie behaupten, wer hat dann diese Notiz geschrieben? Sagen Sie mir das!« Und damit warf er den Zettel auf den Tisch.

      »Die habe ich geschrieben, um Sie hierher zu bringen.«

      »Das haben Sie geschrieben? Kein Mensch auf der Welt außer unserer Gesellschaft kannte das Geheimnis der tanzenden Männchen. Wie konnten Sie in dieser Schrift schreiben?«

      »Was ein Mensch erfindet, kann ein anderer aufdecken,« antwortete Holmes. »Es ist übrigens eine Droschke unterwegs, die Sie nach Norwich bringen wird, Herr Slaney. Die Zeit bis zu ihrer Ankunft können Sie noch benutzen, um das begangene Unrecht wenigstens einigermaßen wieder gutzumachen. Wissen Sie, daß Frau Cubitt stark im Verdacht stand, ihren Mann ermordet zu haben, und es nur meiner Gegenwart und meiner zufälligen Kenntnis des ganzen Falls verdankt, daß sie nicht unter Anklage gestellt wird? Zum wenigsten sind Sie ihr schuldig, vor aller Welt offen auszusprechen, daß sie in keiner Weise, weder direkt, noch indirekt, an dem tragischen Ende ihres Gatten eine Schuld trifft.«

      »Nichts tue ich lieber als das,« versetzte der Amerikaner. »Ich halte es selbst für das beste, was ich tun kann, die volle Wahrheit zu sagen.«

      »Ich habe die Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß Sie nichts Belastendes gegen sich selbst auszusagen brauchen,« rief der Inspektor dazwischen – der bekannte Paragraph des englischen Strafgesetzbuches.

      Slaney zuckte mit der Schulter.

      »Ich werde mich darnach richten,« sagte er. »Vor allem, meine Herren, muß ich Ihnen mitteilen, daß ich die Dame von Kindheit an kenne. Wir waren sieben Mann in Chicago, und Elsies Vater war die Stütze unseres Bundes. Er war 'n feiner Kerl, der alte Patrick. Er hat auch diese Schrift erfunden, die für das Gekritzel von Kindern gehalten worden wäre, wenn Sie nicht jetzt die Lösung gefunden hätten. Auch Elsie lernte einige unserer Schliche, aber ihr sagte diese Tätigkeit nicht zu; sie nahm ihr bißchen ehrlich erworbenes Vermögen, verließ uns und ging nach London. Sie war mit mir verlobt und würde mich, glaube ich, auch geheiratet haben, wenn ich eine andere Laufbahn eingeschlagen hätte; aber von einem solchen Leben wollte sie nichts wissen. Erst nach ihrer Verheiratung mit diesem Engländer gelang es mir, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Ich schrieb ihr, erhielt jedoch keine Antwort. Dann kam ich selbst herüber, und da Briefe nichts nützten, schrieb ich meine Mitteilungen dahin, wo sie sie sehen und lesen mußte.

      »Ich bin nun einen Monat hier. Ich wohnte auf jenem Hof, wo ich im Erdgeschoß ein Zimmer inne hatte und alle Nacht nach Belieben ein- und ausgehen konnte. Ich kam aber nicht weiter. Ich versuchte alles, was ich konnte, um Elsie zur Trennung von ihrem Mann zu bewegen. Ich wandte zuerst Schmeicheleien an, später ging ich zu Drohungen über. Daß sie meine Nachrichten las, wußte ich, denn sie hatte einmal eine Antwort darunter geschrieben. Zuletzt schickte sie mir einen Brief, worin sie mich inständig bat, fortzugehen; es würde ihr das Herz brechen, wenn ihr Mann einen Skandal erleben müßte. Sie schrieb, daß sie um drei Uhr morgens, während ihr Mann schliefe, ans Fenster herunterkommen und mit mir sprechen wollte. Sie erschien und brachte Geld mit, um mich dadurch zur Abreise zu bewegen. Das machte mich wahnsinnig. Ich ergriff ihren Arm und suchte sie durchs Fenster zu ziehen. In diesem Moment stürzte der Mann ins Zimmer. Er hatte einen Revolver in der Hand. Elsie war zu Boden gesunken, und wir Männer standen uns gegenüber, von Angesicht zu Angesicht. Ich war ebenfalls bewaffnet und hielt ihm den Revolver entgegen. Er schoß, und ich beinahe zugleich mit ihm; er aber fehlte, während mein Schuß tödlich war. Ich machte mich sofort durch den Garten aus dem Staub; ich hörte nur noch, wie hinter mir das Fenster geschlossen wurde. So, bei Gott, ist es gewesen, das ist die volle Wahrheit, meine Herren. Ich habe dann weiter nichts mehr über die Sache erfahren, bis vorhin der Junge zu mir geritten kam und mir die Botschaft brachte, die mich veranlaßte, hierher zu kommen und wie ein Vogel ins Garn zu gehen.«

      Während der Amerikaner dieses Geständnis abgelegt hatte, war der Wagen mit zwei uniformierten Schutzleuten vorgefahren. Inspektor Martin stand auf und klopfte seinen Gefangenen auf die Schulter:

      »Wir müssen gehen.«

      »Kann ich sie erst noch 'mal sehen?«

      »Nein, sie ist bewußtlos. – Herr Holmes, ich hoffe weiter nichts, als daß mir in schwierigen Fällen stets das Glück zuteil wird, Sie an der Seite zu haben.«

      Wir standen am Fenster und sahen dem davonfahrenden Wagen nach. Als ich mich umwandte, fiel mein Blick auf das zerknitterte Papier, das der Gefangene auf den Tisch geworfen hatte. Es enthielt die Notiz, womit ihn Holmes hinters Licht geführt hatte.

      »Sieh 'mal, ob du's lesen kannst, Watson,« sagte er lächelnd.

      Es stand weiter nichts darauf als folgende Reihe tanzender Männchen:

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      »Wenn du meine Ausführungen von vorhin begriffen hast, wirst du leicht finden, daß es einfach heißt: come here at once [komme sofort hierher]. Ich war überzeugt, daß er diese Einladung nicht ausschlagen würde, weil er sich nicht denken konnte, daß sie von einem anderen Menschen als von ihr käme. Auf diese Weise, mein lieber Watson, haben wir die tanzenden Männchen auch einmal in den Dienst des Guten gestellt, nachdem sie so oft bösen Zwecken gedient haben, und ich glaube, mein Versprechen, dir etwas Ungewöhnliches für dein Buch zu liefern, gehalten zu haben. Drei Uhr vierzig geht unser Zug, sodaß wir zum Essen wieder in der Bakerstraße sein können.«

      Noch ein paar Worte zum Schluß! Der Amerikaner Abe Slaney wurde zum Tode verurteilt, aber in Anbetracht der mildernden Umstände, und weil feststand, daß Hilton Cubitt zuerst geschossen hatte, zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt. Von Frau Cubitt habe ich nur gehört, daß sie noch Witwe ist. Sie ist vollständig wiederhergestellt und widmet ihr Leben der Fürsorge für die Armen und der Verwaltung des Gutes ihres Gatten.

      Obwohl wir in unserem bescheidenen Heim in der Bakerstraße schon manchen Besucher in recht СКАЧАТЬ