Die tanzenden Männchen. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die tanzenden Männchen - Arthur Conan Doyle страница 10

Название: Die tanzenden Männchen

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955012359

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СКАЧАТЬ nur notdürftig bekleidet weggegangen, weil sein Hemd und seine Strümpfe noch auf dem Boden lagen. Er hatte sich zweifellos an dem Efeu hinuntergelassen, denn wir konnten unten auf dem Rasen seine Spuren sehen. Sein Rad, das er in einem kleinen Schuppen in der Nähe aufbewahrte, war auch fort.

      »Er war zwei Jahre bei mir in Stellung und mit den besten Empfehlungen gekommen; aber er war ein mürrischer, verschlossener Mann, weder bei seinen Kollegen, noch bei seinen Schülern sehr beliebt. Von den Flüchtlingen war keine Spur zu sehen, und heute am Donnerstag morgen wissen wir noch ebenso wenig wie wir am Dienstag wußten. In Holdernesse Hall wurde natürlich sofort angefragt. Es liegt nur wenige Meilen von Mackleton entfernt, und wir glaubten, daß der Junge in einer plötzlichen Anwandelung von Heimweh nach Hause zu seinem Vater gelaufen wäre; aber kein Mensch hatte dort etwas von ihm gesehen oder gehört. Der Herzog ist aufs höchste erregt – und was mich anbelangt, so sind Sie ja eben selbst Zeuge meines Zustandes gewesen und haben gesehen, wie nervös und hinfällig ich infolge der Aufregung und der schweren Verantwortung geworden bin. Wenn Sie je Ihre ganze Kraft einsetzen, so flehe ich Sie an, es jetzt zu tun, denn einen lohnenderen Fall werden Sie kaum im Leben wieder bekommen.«

      Holmes hatte den Bericht des unglücklichen Schulmannes mit äußerster Spannung angehört. Die tiefen Falten auf seiner Stirne zeigten, daß es keiner besonderen Mahnung bedurfte, um seine ganze Aufmerksamkeit auf ein Problem zu konzentrieren, das, abgesehen von dem großen materiellen Interesse, so recht seiner Vorliebe für das Verwickelte und Außergewöhnliche entsprach. Er nahm sein Taschenbuch heraus und machte sich ein paar Notizen.

      »Es war ein großer Fehler, daß Sie nicht eher zu mir gekommen sind,« sagte er dann in strengem Ton. »Die Aufklärung wird dadurch bedeutend schwieriger für mich. Es müßte zum Beispiel sonderbar zugehen, wenn der Efeu und der Rasenplatz einem erfahrenen Beobachter keinen Anhaltspunkt liefern sollte.«

      »Mich trifft keine Schuld, Herr Holmes. Seine Hoheit wünschte durchaus, jeden öffentlichen Skandal zu vermeiden. Er fürchtete, daß seine unglücklichen Familienverhältnisse dadurch an den Tag kämen; und davor hatte er eine große Scheu.«

      »Aber offiziell ist doch wohl eine Untersuchung eingeleitet?«

      »Allerdings. Sie hat aber zu keinem Ergebnis geführt. Es fand sich gleich eine Spur. Wir erhielten alsbald die Nachricht, daß auf einer benachbarten Bahnstation ein Knabe und ein jüngerer Herr, die einen Frühzug benützt hätten, gesehen worden seien. Und vergangene Nacht wurde gemeldet, daß die beiden in Liverpool aufgetaucht seien, aber mit unserer Sache gar nicht in Beziehung ständen. Nach einer schlaflosen Nacht bin ich in meiner Verzweiflung und Bedrängnis mit dem ersten Zug schnurstracks zu Ihnen gefahren.«

      »Ich vermute, daß man die falsche Spur verfolgt und darüber die örtliche Untersuchung vernachlässigt hat?«

      »Ja, diese hat man vollständig außer acht gelassen.«

      »Auf diese Weise hat man drei Tage verloren. Die ganze Sache ist furchtbar verkehrt angefaßt worden.«

      »Das fühle ich auch und gebe es unumwunden zu.«

      »Und doch müßte sich das Problem lösen lassen. Ich freue mich, bald einen näheren Einblick in die Angelegenheit tun zu können. Haben Sie irgend einen Zusammenhang zwischen dem fehlenden Schüler und dem deutschen Lehrer herstellen können?«

      »Absolut nicht.«

      »War der Junge in der Klasse dieses Lehrers?«

      »Nein; meines Wissens haben die beiden kein Wort miteinander gewechselt.«

      »Das ist allerdings sehr sonderbar. Hatte der Knabe ein Fahrrad?«

      »Nein.«

      »Fehlte sonst irgend ein Rad?«

      »Nein.«

      »Wissen Sie das genau?«

      »Jawohl.«

      »Nun, Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß der deutsche Lehrer im Dunkel der Nacht davongefahren ist und den Jungen im Arm gehabt hat?«

      »Gewiß nicht.«

      »Wie denken Sie sich denn die ganze Sache?«

      »Vielleicht hat er das Rad nur zum Schein mit weggenommen, es dann irgendwo verborgen und ist doch mit dem Knaben zu Fuß fortgegangen.«

      »Das ist nicht unmöglich; freilich wäre es immerhin eine eigentümliche Art der Täuschung, nicht wahr? Standen noch mehr Fahrräder in dem Schuppen?«

      »Verschiedene.«

      »Sollte er dann nicht lieber zwei versteckt haben, wenn er glauben machen wollte, sie seien per Rad entflohen?«

      »Man sollte es wohl annehmen.«

      »Natürlich würde er das getan haben. Die Theorie, daß er dadurch eine Irreführung beabsichtigt habe, stimmt also nicht. Außerdem ist ein Rad kein Gegenstand, der sich so leicht verbergen oder vernichten läßt. Nun noch eine Frage. Hat der Junge am Tage vor seinem Verschwinden Besuch gehabt?«

      »Nein.«

      »Hat er auch keine Briefe bekommen?«

      »Ja, einen.«

      »Von wem?«

      »Von seinem Vater.«

      »Pflegen Sie die Briefe an Ihre Zöglinge zu öffnen?«

      »Nein.«

      »Woher wissen Sie dann, daß der Brief von seinem Vater war?«

      »Weil der Umschlag das Wappen des Herzogs trug, und weil die Adresse, wie ich an der Handschrift sah, von ihm selbst geschrieben war.«

      »Wie lange vorher hatte er keine Briefe erhalten?«

      »Mehrere Tage nicht.«

      »Ist je ein Brief aus Frankreich an ihn gekommen?«

      »Nein, niemals.«

      »Sie werden an meinen Fragen merken, worauf ich hinaus will. Entweder ist der Junge mit Gewalt entführt worden, oder er ist freiwillig gegangen. Im letzteren Fall muß von außen auf ihn eingewirkt worden sein, denn ein Knabe von zehn Jahren tut so etwas nicht aus eigenem Antrieb. Wenn er nun keinen Besuch gehabt hat, so muß diese Einwirkung schriftlich ausgeübt worden sein. Aus diesem Grund erkundige ich mich nach seinem Briefwechsel.«

      »Ich fürchte, daß ich Ihnen darüber wenig sagen kann. Soviel mir bekannt ist, war der Vater sein einziger Korrespondent.«

      »War das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ein herzliches?«

      »Seine Hoheit ist gegen niemanden besonders freundlich. Er wird vollständig von den großen politischen Fragen in Anspruch genommen und hat für die gewöhnlichen menschlichen Regungen nichts übrig. Aber in seiner Art war er gegen den Knaben immer gut.«

      »Trotzdem waren die Sympathien des Kindes auf Seiten der Mutter?«

      »Ja.«

      »Sagte er das selbst?«

      »Nein.«

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