Die tanzenden Männchen. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die tanzenden Männchen - Arthur Conan Doyle страница 6

Название: Die tanzenden Männchen

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955012359

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      Vor dem Fenster von Herrn Cubitts Arbeitszimmer war ein Blumenbeet. Als wir in dessen Nähe kamen, sahen wir zu unserer größten Ueberraschung, daß die Blumen zusammengetreten waren. Der weiche Erdboden zeigte noch deutlich zahlreiche Spuren von großen Mannsfüßen mit auffallend langen, spitzen Schuhen. Holmes spürte wie ein Jagdhund, der ein verwundetes Stück Wild sucht, in dem Gras und den Blättern herum. Plötzlich stieß er einen Ruf der Befriedigung aus, bückte sich und hob eine kleine Metallhülse auf.

      »Das dachte ich mir gleich,« sagte er, »der Revolver hat einen Auswerfer gehabt, das ist also die dritte Patrone. Ich glaube wahrhaftig, Herr Martin, unsere Untersuchung ist schon ziemlich beendigt.«

      Der Inspektor war über die raschen Fortschritte, die seines Kollegen Nachforschungen machten, ganz erstaunt. Er war verwundert über die meisterhafte Leitung und folgte ihr, ohne selbst einzugreifen.

      »Wen haben Sie in Verdacht?« fragte er.

      »Darauf werde ich erst später eingehen, ich muß Ihnen dann überhaupt noch verschiedenes erklären. Nachdem ich nun soweit gediehen bin, muß ich vorläufig diesen Weg weiter verfolgen und Ihnen dann die ganze Sache auf einmal und im Zusammenhang auseinandersetzen.«

      »Ganz wie Sie meinen, Herr Holmes. Wenn wir nur unseren Mann bekommen.«

      »Ich bin sonst kein Freund von Geheimtuerei, aber jetzt in dem Augenblick, wo wir handeln müssen, fehlt mir die Zeit zu langen und schwierigen Erörterungen. Ich habe jetzt alle Fäden in meiner Hand. Selbst wenn die Frau das Bewußtsein nie wieder erlangen sollte, können wir doch das Drama der vergangenen Nacht aufklären und die gerichtliche Bestrafung des Schuldigen herbeiführen. Zunächst möchte ich nun wissen, ob in der Nachbarschaft eine Oertlichkeit, ein Gutshof oder dergleichen, unter dem Namen ›Elrige‹ bekannt ist.«

      Die Bediensteten wurden in ein Kreuzverhör genommen, aber keiner hatte von einer solchen gehört. Endlich fiel dem Stalljungen ein, daß ein Landwirt dieses Namens einige Meilen von hier nach Ost-Ruston zu ein Besitztum habe.

      »Ist es abgelegen?«

      »Ganz abgelegen, Herr.«

      »Man wird also dort von dem hiesigen Unglück wahrscheinlich noch keine Nachricht haben?«

      »Das kann sein.«

      Holmes überlegte einige Sekunden, dann spielte ein zufriedenes Lächeln um seinen Mund.

      »Sattele ein Pferd, mein Junge,« sagte er zu dem Burschen. »Du sollst einen Brief nach Elrige's Hof bringen.«

      Er nahm die verschiedenen Blätter mit den tanzenden Männchen aus der Tasche, breitete sie vor sich auf dem Schreibtisch aus und schrieb eine Zeitlang. Endlich übergab er dem Jungen ein Schreiben mit der Anweisung, es dem Adressaten persönlich einzuhändigen und auf keinerlei Fragen, die man etwa an ihn richten sollte, Aufschluß zu geben.

      Ich bemerkte, daß die Adresse auf dem Umschlag nicht Holmes' gewöhnliche feste Handschrift zeigte, sondern weitläufige, unzusammenhängende, ungleichmäßige Schriftzüge; sie lautete:

      Herrn Abe Slaney

      Elrige's Hof

       Ost-Ruston, Norfolk

      »Ich halte es für ratsam, wenn Sie um Verstärkung telegraphieren, Herr Inspektor, denn wenn sich meine Berechnung als richtig erweist, werden Sie einen besonders gefährlichen Gefangenen zu transportieren haben. Der Junge, der den Brief besorgt, könnte gleich das Telegramm aufgeben. – Wenn nachmittags ein Zug nach London abgeht, wollen wir wieder zurückfahren, Watson, ich habe nämlich eine interessante chemische Analyse fertig zu machen, und diese Untersuchung hier wird bald zum Abschluß kommen.«

      Als der Junge mit dem Brief fort war, gab Holmes der Dienerschaft die nötigen Anweisungen. Wenn irgend jemand nach Frau Cubitt fragen sollte, dürfe ihm nichts über ihr Befinden gesagt werden, sondern er müsse sofort ins Empfangszimmer geführt werden. Er schärfte ihnen das sehr ernstlich ein. Darauf ging er selbst mit uns ins Empfangszimmer und sagte uns, daß wir einstweilen in der Sache nichts mehr tun könnten. Wir sollten ruhig abwarten, wie sich die Angelegenheit weiter entwickeln würde, und uns unterdessen nach Belieben die Zeit vertreiben. Der Arzt ging auf seine Praxis, und nur der Inspektor und ich blieben bei Holmes zurück.

      »Ich glaube, wir können diese Wartezeit ganz angenehm und nützlich ausfüllen,« sagte er, indem er seinen Stuhl an den Tisch rückte und die verschiedenen Papiere mit den rätselhaften tanzenden Figuren vor sich ausbreitete. »Dir, mein Freund Watson, zolle ich die größte Hochachtung dafür, daß du deine natürliche Neugierde so lange bemeistert hast. Ihnen, Herr Inspektor Martin, mag der Fall als eine interessante Fachstudie dienen. Ich muß Ihnen vor allen Dingen das mitteilen, was ich durch Herrn Cubitt erfahren habe; er hat mich zweimal in der Bakerstraße aufgesucht.« Holmes wiederholte dann kurz die Tatsachen, die ich oben bereits erzählt habe. »Ich habe hier diese eigentümlichen Produkte vor mir liegen; wenn sie nicht die Vorläufer einer so furchtbaren Tragödie gewesen wären, möchte man darüber lachen. Ich bin mit allen Arten von Geheimschriften ziemlich vertraut, ich habe sogar eine kleine Abhandlung darüber veröffentlicht und darin hundertundsechzig verschiedene Chiffern nachgewiesen. Doch muß ich gestehen, daß mir diese Form vollkommen neu ist. Der Erfinder dieses Systems hat offenbar den Glauben erwecken wollen, als ob diese Figuren gar nicht zur Uebermittelung irgendwelcher Nachrichten dienten, sondern das zufällige Gekritzel von Kinderhand wären.

      »Nachdem ich aber einmal erkannt hatte, daß die Zeichen an Stelle von Buchstaben standen, und gefunden hatte, daß dieselben Regeln wie bei allen übrigen Geheimschriften befolgt waren, machte mir ihre Lösung keine allzu großen Schwierigkeiten mehr. Die erste Probe, die mir übermittelt wurde, war zu kurz, um mehr herauszubringen, als daß das Zeichen ein e vorstellen müßte.

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      Wie Sie wissen, ist e der häufigste Buchstabe im Englischen; er ist so vorherrschend, daß man das schon in einem kurzen Satze bestätigt findet. Von fünfzehn Zeichen in der ersten Nachricht waren vier gleich, was meine Annahme also ziemlich rechtfertigte. Nun trug diese Figur manchmal eine Flagge und manchmal nicht, aber aus der Art ihrer Verteilung ging mit einiger Wahrscheinlichkeit hervor, daß diese Fähnchen dazu dienen sollten, den Satz in einzelne Worte zu zergliedern. Ich legte diese Annahme zugrunde und setzte für dieses

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      ein e.

      »Die weitere Untersuchung gestaltete sich jedoch nicht so einfach. Die Häufigkeit der übrigen Buchstaben im Englischen ist durchaus nicht feststehend. Die Reihenfolge auf einer Druckseite ergab ungefähr folgendes Resultat: t, a, o, i, n, s, h, r, d, l. Nun sind aber die Unterschiede in der Häufigkeit des Vorkommens zwischen t, a, o und i sehr gering, und es war unmöglich, alle Kombinationen zu versuchen, bis sich aus dem Satze ein Sinn ergab. Ich wartete also auf neues Material. Bei seinem zweiten Besuche konnte mir Herr Cubitt zwei andere kurze Sätze und ein einzelnes Wort übergeben. Daß das letztere kein Satz war, sondern nur ein Wort, schien daraus hervorzugehen, daß kein Fähnchen dabei war. Da habe ich diese Zeichen. In diesem einzelnen Wort kannte ich nun die beiden e; das eine steht an zweiter, das andere an vierter Stelle bei fünf Buchstaben. Es konnte also sever, lever oder never [niemals] heißen. Es unterliegt nun keinem Zweifel, daß die letzte Bedeutung als Antwort auf eine Aufforderung die wahrscheinlichste war, und aus den Umständen ging hervor, daß es eine Erwiderung auf einen Vorschlag der Frau Cubitt war. Nehmen wir diese Vermutung als richtig an, so können СКАЧАТЬ