Sherlock Holmes' Buch der Fälle. Arthur Conan Doyle
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Название: Sherlock Holmes' Buch der Fälle

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012410

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СКАЧАТЬ mit seidenweicher Stimme; er wirkt besänftigend wie eine Ihrer ärztlichen Autoritäten und ist gleichwohl giftig wie eine Kobra. Er besitzt Lebensart – ein echter Aristokrat des Verbrechens, der einem obenhin den Nachmittagstee anbietet, während darunter die ganze Grausamkeit des Grabes lauert. Ja, ich bin froh, daß meine Aufmerksamkeit auf Baron Adelbert Grüner gelenkt worden ist.«

      »Sie sagen, er war leutselig?«

      »Ein schnurrender Kater, der sich seiner Mäuse sicher fühlt. Die Leutseligkeit mancher Menschen ist tödlicher als die Gewalttätigkeit gröberer Seelen. Seine Begrüßung war charakteristisch. ›Ich dachte mir fast, daß ich Sie früher oder später kennenlernen würde, Mr. Holmes‹, sagte er. ›Zweifellos hat Sie General de Merville engagiert, damit Sie sich bemühen, meine Heirat mit seiner Tochter Violet zu verhindern. So ist es doch, nicht wahr?‹

      Ich gab es zu.

      ›Mein Lieber‹, sagte er, ›Sie werden sich dabei nur Ihren wohlverdienten Ruf ruinieren. Das ist kein Fall, den Sie erfolgreich abschließen könnten. Fruchtlose Arbeit käme auf Sie zu, zu schweigen von mancher Gefahr, der Sie sich aussetzen würden. Lassen Sie mich Ihnen aufs nachdrücklichste raten, sich unverzüglich aus der Sache zurückzuziehen.‹

      ›Seltsam‹, antwortete ich, ›aber genau diesen Rat wollte ich Ihnen eigentlich geben. Ich achte Ihren Verstand hoch, Baron, und das wenige, was ich von Ihrer Person bis jetzt kennengelernt habe, hat meine Wertschätzung nicht verringert. Ich will von Mann zu Mann an Sie appellieren. Niemand möchte Ihre Vergangenheit aufrühren und Ihnen unnötige Unannehmlichkeiten bereiten. Das ist vorbei, und die Wogen haben sich nun geglättet für Sie; aber wenn Sie auf dieser Heirat bestehen, werden Sie einen Schwarm von mächtigen Feinden heraufbeschwören, die Sie so lange nicht in Ruhe lassen, bis Ihnen der Boden Englands zu heiß geworden ist. Ist das die Sache wert? Sie täten wahrhaftig klüger daran, die Lady in Ruhe zu lassen. Es wäre nicht angenehm für Sie, wenn man sie mit den Taten Ihrer Vergangenheit bekanntmachen würde.‹

      Der Baron trägt einen Schnurrbart mit kleinen gewichsten Spitzen – wie die kurzen Fühler eines Insekts. Diese zitterten vor Vergnügen, während er zuhörte; schließlich brach er in ein leises Kichern aus.

      ›Entschuldigen Sie meine Heiterkeit, Mr. Holmes‹, sagte er, ›aber es ist wirklich drollig anzuschauen, wie Sie ohne ein Blatt in der Hand versuchen, Ihre Karten auszuspielen. Ich glaube zwar nicht, daß dies irgend jemand besser könnte als Sie, aber ziemlich rührend ist es trotzdem. Keinen einzigen Trumpf in der Hand, Mr. Holmes, nichts als die allerschlechtesten Karten.‹

      ›Das glauben Sie.‹

      ›Das weiß ich. Lassen Sie sich das von mir klar gesagt sein; mein eigenes Blatt ist nämlich so stark, daß ich mir leisten kann, es aufzudecken. Ich war so glücklich, die völlige Zuneigung dieser Lady zu gewinnen. Und die schenkte sie mir trotz der Tatsache, daß ich ihr ganz offen von all den unglücklichen Vorfallen meiner Vergangenheit erzählt habe. Ich sagte ihr auch, daß gewisse böswillige und hinterhältige Personen – ich hoffe, Sie erkennen darin sich selbst wieder – zu ihr kommen und ihr all diese Dinge erzählen würden, und habe sie darauf hingewiesen, wie man diesen Leuten begegnet. Sie haben doch schon einmal von posthypnotischer Suggestion gehört, Mr. Holmes? Nun, Sie werden ja sehen, wie sie wirkt; ein Mann von Persönlichkeit kann von der Hypnose nämlich ohne vulgäre Handauflegungen und Mätzchen Gebrauch machen. Sie ist also auf Sie vorbereitet und wird Ihnen wohl, daran zweifle ich nicht, eine Zusammenkunft gewähren, da sie ja dem Willen ihres Vaters absolut ergehen ist – mit Ausnahme dieser einen kleinen Sache.‹

      Tja, Watson, mehr gab es anscheinend nicht zu sagen, deshalb verabschiedete ich mich mit so viel kalter Würde, wie ich nur aufbringen konnte; doch als ich die Hand bereits an der Türklinke hatte, hielt er mich auf.

      ›Übrigens, Mr. Holmes‹, sagte er, ›kannten Sie Le Brun, den französischen Agenten?‹

      ›Ja‹, sagte ich.

      ›Wissen Sie auch, was ihm zugestoßen ist?‹

      ›Ich habe gehört, daß er im Stadtteil Montmartre von einigen Apachen niedergeschlagen und lebenslänglich zum Krüppel gemacht wurde.‹

      ›Sehr richtig, Mr. Holmes. Ein merkwürdiger Zufall wollte es, daß er sich erst eine Woche zuvor noch eingehend mit meinen Angelegenheiten beschäftigt hatte. Lassen Sie es bleiben, Mr. Holmes; es bringt kein Glück. Schon manche haben diese Erfahrung gemacht. Mein letztes Wort an Sie lautet: Gehen Sie Ihrer Wege, und lassen Sie mich die meinigen gehen. Good bye!‹ So, das wär's, Watson. Nun sind Sie auf dem laufenden.«

      »Der Bursche scheint gefährlich zu sein.«

      »Überaus gefährlich. Einem Großmaul schenke ich keine Beachtung, aber der hier gehört zu der Sorte von Männern, die weniger sagen, als sie eigentlich denken.«

      »Müssen Sie sich denn unbedingt einmischen? Ist es denn wirklich so wichtig, ob er das Mädchen heiratet?«

      »Wenn ich in Betracht ziehe, daß er seine letzte Ehefrau ohne jeden Zweifel ermordet hat, würde ich sagen, es ist sehr wichtig. Außerdem, der Klient! Je nun, wir brauchen das nicht weiter zu erörtern. Wenn Sie Ihren Kaffee getrunken haben, kommen Sie am besten mit mir nach Hause; vermutlich wartet dort nämlich schon der muntere Shinwell mit seinem Bericht.«

      Wir trafen ihn tatsächlich an – ein riesiger, ungeschlachter, vom Skorbut befallener Mann mit rotem Gesicht und einem Paar lebhafter schwarzer Augen, die als einziges äußeres Kennzeichen seine außerordentliche Gerissenheit verrieten. Er war anscheinend in sein ganz spezielles Reich hinabgetaucht: Neben ihm auf dem Sofa saß ein Musterexemplar, das er mit heraufgebracht hatte, eine schlanke, flammenartige junge Frau mit blassem, angespanntem Gesicht; es war jugendlich und doch schon so ausgelaugt von Sünde und Sorge, daß man ablesen konnte, was für schreckliche Jahre ihre leprösen Spuren hinterlassen hatten.

      »Das ist Miss Kitty Winter«, sagte Shinwell Johnson, indem er sie mit einem Wink seiner feisten Hand vorstellte. »Was die nicht alles weiß ... Na, das kannse ja selber sagen. Hab sie schnurstracks aufgetrieben, noch nicht mal 'ne Stunde nach Ihrer Nachricht.«

      »Bin ja auch leicht zu finden«, sagte die junge Frau. »Hölle, Zweigstelle London, das geht nie fehl. Gleiche Adresse wie Porky Shinwell. Wir sind ja auch alte Kumpel, Porky, du und ich. Aber potz Teufel! Da gibt's einen, der müßt in einer noch schlimmeren Hölle schmoren als wir, wenn's in dieser Welt irgendeine Gerechtigkeit gab! Und das ist der Mann, hinter dem Sie her sind, Mr. Holmes.«

      Holmes lächelte. »Demnach begleiten uns dabei Ihre guten Wünsche, Miss Winter.«

      »Wenn ich mithelfen kann, ihn dahin zu bringen, wo er hingehört, bin ich bis zum letzten Schnaufer die Ihrige«, sagte unsere Besucherin mit wildem Nachdruck. In ihrem weißen, starren Gesicht und den lodernden Augen lag Haß von einer Intensität, zu der Frauen nur selten und Männer wohl nie fähig sind. »Sie brauchen nicht meine Vergangenheit auszuforschen, Mr. Holmes. Die tut hier nix zur Sache. Außer daß mich Adelbert Grüner zu der gemacht hat, die ich bin. Wenn ich ihn bloß mit runterziehen könnte!« Ihre Hände griffen wie rasend in die Luft. »Oh, wenn ich ihn nur in den Abgrund ziehen könnte, in den er schon so viele getrieben hat!«

      »Sie wissen also, wie die Dinge liegen?«

      »Porky Shinwell hat's mir gerade erzählt. Er ist hinter irgend'ner anderen armen Närrin her und will sie diesmal sogar heiraten. Und Sie wollen das durchkreuzen. Na, Sie wissen ja sicher genug über diesen Teufel, um zu verhindern, daß ein anständiges Mädchen, was noch bei Sinnen ist, mit ihm in derselben Kirche stehen möchte.«

      »Sie СКАЧАТЬ