Название: Die Weltportale (Band 3)
Автор: B. E. Pfeiffer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die Weltportale
isbn: 9783038961536
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Eleonora unterdrückte ein Schauern, als sie nach dem Becher griff. Bedächtig trank sie von der Flüssigkeit, die wie Honig roch und auch so schmeckte. Sie verzog den Mund, während sie sich daran erinnerte, dass Auronen Süßes liebten.
Erst da wurde ihr bewusst, dass ihr Großvater energiegeladener wirkte als noch bei ihrem Aufbruch. Ob es an dem ekelhaft süßen Getränk lag?
»Besser?«, wollte Dano wissen, als er ihr den Kelch abnahm.
»Es ist …«
»Ungewohnt süß?«, half der Aurone ihr aus und rang sich zum ersten Mal, seit er seine Unsterblichkeit aufgegeben hatte, ein Lächeln ab.
»Ja.« Eleonora verschränkte ihre Finger miteinander. Sie überlegte, wo sie mit ihren Fragen beginnen sollte.
Ob Dano etwas von den anderen wusste? Oder sollte sie lieber noch einmal versuchen, ihn auf seinen vermeintlichen Titel anzusprechen?
»Es ist wahr, ich bin ein Prinz«, nahm der Aurone ihr die Entscheidung ab. »Jedenfalls war ich das einmal. Die Königin, Lapidia, ist meine Zwillingsschwester. Wir haben aber nicht viel gemeinsam, wenn ich ehrlich bin.«
»Das heißt, eure Mutter war es …«
»Die ihr Leben gab, um den Schatten einzusperren, ja.« Dano stieß den Atem aus. »Lapidia trägt ein reines Feuerelement in sich, genau wie Ignia. Ich wurde als Luftaurone geboren, deswegen konnte ich zum Hüter ausgebildet werden und später zum Wächter über den Schatten.«
Er begann, seine Finger zu kneten, und räusperte sich.
»Was ich dir jetzt erzähle, darf diesen Raum nicht verlassen. Das musst du mir versprechen und ich werde es dir auch nur in Gedanken sagen, damit uns niemand belauschen kann.«
»Ich verspreche es«, sagte Eleonora.
Dano nickte und schloss seine Augen. Gleich darauf hörte sie seine Stimme in ihren Gedanken.
»Auronen wählen ihren Partner weise und nur aus tiefer Zuneigung. Das weißt du vermutlich bereits, denn wir verbringen die Ewigkeit mit ein und derselben Person.«
»Ja, das weiß ich«, erwiderte Eleonora ebenfalls in Gedanken. »Aber was …«
Ihr Großvater biss sich auf die Unterlippe. »Wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben, sollte man diesen Partner gefunden haben. Aber bei mir war es nicht so.« Er hob seinen Blick und Eleonora erkannte den Schmerz in seinen Augen. »Es gab keine Frau unter den Auronen, die mein Herz höherschlagen ließ. Da ich aber der Prinz war und bereits hinter vorgehaltener Hand über mich getuschelt wurde, wählte Lapidia eine Frau für mich aus und wir gingen den Bund ein.«
»Es war nicht meine Großmutter, oder?«
Dano schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hieß Blana, war eine Wasseraurone und hatte ebenfalls niemanden gefunden, in den sie sich verliebte. Es war also eine Zweckehe und wir nahmen sie beide an, mochten und respektierten einander. Aber auch nach tausend Jahren wollte sich keine Liebe entwickeln. Auch nicht, als wir Kinder zusammen bekamen.«
Eleonora wartete darauf, dass ihr Großvater weitersprach, aber er schwieg und starrte in die Ferne.
»Ich war inzwischen schon zum Wächter des Schattens ernannt worden. Zu dieser Zeit lebten die Auronen noch unter den Menschen, ebenso wie die Lunara. In den Menschenstädten gab es Märkte, die Blana liebte. Sie besuchte sie oft, wenn ich von meinen Pflichten freihatte.« Er seufzte. »Dort traf ich deine Großmutter, Miranda.«
»Aber das bedeutet, mein Vater ist …«
»Älter, als du bisher dachtest?«, unterbrach Dano sie. »Ja, da hast du recht. Lordor wurde geboren, bevor die Auronen sich hinter Schleiern versteckten.« Er stieß erneut den Atem aus. »Ich bin nicht stolz auf das, was ich meiner Familie angetan habe. Aber ich hatte mich auf den ersten Blick in Miranda verliebt. Als ich sie traf, wusste ich, dass sie die Eine für mich war, und ihr … ging es ganz genauso. Allerdings konnten wir nicht zusammen sein.«
»Weil du schon den Bund eingegangen warst.« Eleonora ergriff die Hand ihres Großvaters.
»Ja, und weil sie eine Magierin war. Als Prinz der Auronen hätte ich nie jemanden aus einem anderen Volk wählen dürfen. Denn unsere Nachkommen könnten irgendwann auf dem Thron sitzen. Nur ein Aurone ist dazu berechtigt.«
Eleonora wunderte sich, dass die Auronen so gegen die Vermischung mit anderen Völkern waren. Bisher hatte sie nur bei den Elfen Abneigung gegen sogenannte ›Unreine‹ gekannt. Ob die Auronen sich auch so verhielten?
»Aber das Schicksal nimmt manchmal genauso verschlungene Pfade wie die Magie. Auch Blana traf jemanden, in den sie sich verliebte, und wir gaben einander die Erlaubnis, mit den Magiern, die wir liebten, zusammen zu sein. Leider kam meine Schwester Ignia irgendwann hinter unser Geheimnis.«
Dano schwieg wieder und Eleonora wurde ungeduldig, weil sie immer noch nicht wusste, worauf ihr Großvater hinauswollte. »Was ist dann geschehen?«
»Sie erzählte es der Königin und die wollte uns zwingen, unsere Liebschaften zu beenden. Blana fügte sich, aber ich weigerte mich. Also wurde ich verstoßen.«
»Weil du, ein Aurone, die für ihre starke Magie, die auf ihren Gefühlen aufbaut, bekannt sind, die Liebe gewählt hast?«
»Ich war ein Prinz.« Dano zuckte mit den Schultern. »Für das Königshaus gelten andere Regeln. Meine Weigerung, Miranda aufzugeben, brachte Lapidia große Schwierigkeiten ein. Denn es wäre möglich gewesen, dass eine Tochter aus dieser Liebe hervorgeht und sie als einziger weiblicher Nachkomme Anspruch auf den Thron hätte, wenn meine Schwestern im Kampf fielen.«
»Aber du hattest doch bereits Kinder …«
»Zwei Söhne. Byrno und Duno. Sie haben keinen Anspruch auf den Thron.«
»Und deine Schwestern?«
»Lapidia ist kinderlos und Ignia hat, soweit ich weiß, einen Sohn. Aber vielleicht hat sich das mittlerweile geändert.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum du mir das erzählst«, murmelte Eleonora laut.
»Es stimmt, auf dem Thron der Auronen kann nur ein reiner Aurone sitzen«, erklärte Dano wieder in Gedanken. »Aber wenn es niemanden gibt, der aus der direkten Linie diese Anforderung erfüllt, wäre es möglich, ein anderes Königskind zu einer Aurone zu machen, das nicht nur die Kräfte der Auronen in sich trägt, wenn man die fremden Kräfte entfernt.«
»Du meinst, den Magieranteil … herauszutrennen?«
Eleonora fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken, obwohl sie bis vor Kurzem ihre Magierkräfte kaum genutzt und von den anderen nichts gewusst hatte.
Dano nickte. »Es wäre möglich. Doch das musste meine Schwester verhindern. Und so wurde ich verstoßen. Als Wächter konnte man mich noch nicht ablösen und ich versprach, diese Verpflichtung weiterhin wahrzunehmen. Aber zu den Auronen gehörte ich von dem Moment an nicht mehr.«
Er СКАЧАТЬ