Название: Die Weltportale (Band 3)
Автор: B. E. Pfeiffer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die Weltportale
isbn: 9783038961536
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»Aber welchen?«, warf einer der Männer ein, der in einen langen Gehrock in dunklem Grün gehüllt war.
Eleonora schluckte. War außer Lucius noch jemand verletzt worden? »Der Ritter … Rot und Schwarz«, krächzte sie und schluckte gegen die Trockenheit in ihrer Kehle an.
Der Blick der zweiten Frau, die ein langes Kleid in hellem Blau trug, wurde mitfühlend. »Er wurde schwer verletzt, aber wir konnten ihn retten.«
»Danke«, hauchte Eleonora und blinzelte die Tränen fort, die in ihre Augen traten. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, nach Aestus, der nur ihretwegen im Schattenreich festsaß, Lucius zu verlieren.
Sie schluckte und verdrängte den Schmerz in ihrer Brust, den Aestus’ Verlust verursachte. Sie würde ihn retten, sobald sich die Gelegenheit dazu bot, daran klammerte sie sich. Sonst wäre sie längst verzweifelt.
»Die anderen sind übrigens wohlauf. Nur der Prinz …« Diesmal sprach der zweite Mann, dessen Gehrock von dunklem Blau war. »Erlaube mir, in Gedanken mit dir zu sprechen.«
Eleonora nickte und öffnete ihre Gedanken für den Auronen.
»Er ist mit dir verwandt, nicht wahr?«, fragte der Mann.
»Ja«, erwiderte Eleonora und es kostete sie wieder deutlich mehr Kraft als für gewöhnlich, auf diese Weise zu kommunizieren. Sie war nur froh, dass sie wusste, wen der Aurone mit Prinz gemeint hatte. »Er ist mein Großvater.«
Der Mann nickte kaum merklich. »Du bist das Licht, oder? Ich nehme Auronenmagie an dir wahr, aber ebenso auch jene der anderen Völker.«
»Ich bin Eleonora aus dem Haus Etoille«, erklärte sie. »Und ich brauche die Hilfe der Auronen.«
»Ich bin Scio, der oberste Heiler«, sagte der Mann diesmal laut. »Du befindest dich in Pistaria, der Stadt der Wüste. Allerdings willst du wohl nach Galene, denn dort ist der Sitz des Königshauses.«
Eleonora betrachtete Scio schweigend, denn diese Information war ihr im Moment völlig gleichgültig. »Was ist mit meinem Großvater?«, fragte sie in Gedanken. »Du hast gezögert, bevor du von ihm gesprochen hast. Wurde er verletzt?«
»Er ist … sterblich«, erwiderte Scio laut und seine Miene drückte Bedauern aus. »Wir fanden ihn ein gutes Stück von dem Kampfschauplatz entfernt, nachdem wir dieses Schattenwesen vertrieben hatten.«
»Habt ihr sie …« Eleonora schluckte, wagte es fast nicht, die Frage zu stellen, und tat es dann doch. »… getötet?«
»Nein, sie besitzt den Mondstein der Lunara und wir wollten es nicht wagen, sie mit dieser Macht herauszufordern. Sie mag damit nicht umgehen können, aber ihre Angriffe sind dennoch gefährlich für uns.«
Eleonora atmete durch und wusste nicht, wieso sie so erleichtert war, dass Nina noch lebte. Immerhin hatte ihre ehemalige Freundin versucht, sie in die Dunkelheit zu werfen. Oder zu töten, auch da war sie sich nicht sicher.
»Was sagt sie?«, wollte die Frau in Rot wissen.
Eleonora wandte ihren Kopf zur Seite, um sie anzusehen. Wie alle Auronen war ihre Haut leicht golden und ihr Haar blond. Ihr Gesicht wirkte allerdings deutlich strenger als das jener Auronen, die Eleonora bisher kennengelernt hatte, und sie strahlte eine Autorität aus, die zu einer Königin passte.
»Sie ist das Licht, Eleonora aus dem Haus Etoille«, erwiderte Scio. »Und sie fragt nach ihren Gefährten.«
Die Frau verschränkte ihre Arme. »Ich bin Ignia und ich führe die Garde der Auronen an«, sagte sie und hob kaum merklich ihr Kinn. »Außerdem bin ich die Schwester der Königin und von Lord Dano.«
»Dann …«, krächzte Eleonora, doch Ignia hob eine Hand.
»Ja, dann bist du wohl meine Großnichte. Willkommen in Pistaria.«
Ihre Stimme war kühl. Anders als bei Merana, die deswegen so geklungen hatte, weil sie keine Emotionen empfand, schien Ignia nicht begeistert davon zu sein, Eleonora zu treffen.
»Du hast den Schatten vor unsere Grenzen geführt. Bist du mit ihm verbündet?«, fragte die Frau in Hellblau. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich vorzustellen.
»Nein, wir wurden angegriffen …«, brachte Eleonora heraus. »Ich würde niemals …«
Die Frau seufzte. »Sie sagt die Wahrheit. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt …«
Ohne auf eine Reaktion zu warten, schritt sie davon.
Der Mann in Grün musterte Eleonora, dann ging auch er. Zurück blieben nur Scio und Ignia.
»Darf ich zu meinen Begleitern?«, wagte Eleonora zu fragen, nachdem sich Stille über sie drei gesenkt hatte, in der Scio scheinbar mit Ignia redete. Zumindest dachte Eleonora das, weil ihre Iriden sich ständig bewegten und sie immer wieder ungewöhnlich laut den Atem ausstießen.
»Erst wenn wir fertig sind«, erwiderte Ignia finster.
In dem Moment trat die Frau in Hellblau wieder ein und führte zu Eleonoras Erleichterung Dano in den Raum, in dem sie lag. Sie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, ihre Umgebung zu betrachten, aber jetzt fiel ihr auf, dass sie auf einem Lager aus Dutzenden Kissen auf dem Boden ruhte und die Wände mit Teppichen verhängt waren.
Als die Frau mit Dano eintrat, wurde ihr bewusst, dass die Wände aus Teppich bestanden. Lebten die Auronen in Zelten?
»Wieso hast du ihn hergebracht, Fyria?«, zischte Ignia.
»Weil er darum gebeten hat«, erwiderte die Frau mit fester Stimme.
»Meine Befehle lauteten …«
»Er ist der Prinz, Hoheit«, unterbrach Fyria sie.
»Er war der Prinz!«, fuhr Ignia sie an. »Er hat vor langer Zeit entschieden, dass ihm all die Aufgaben und Verantwortungen, die mit seinen Rechten einhergingen, nicht wichtig genug sind. Deswegen hat er nichts zu wollen.«
»Ignia«, sagte Dano sanft. »Ich danke dir, dass du meine Enkeltochter gerettet hast.«
»Spar dir das, Dano«, brummte Ignia deutlich leiser. »Ich habe es nicht für dich getan. Und das weißt du auch.«
»Richtig«, murmelte Dano. »Es ist deine Aufgabe, das Licht zu beschützen. Und du nimmst deine Aufträge immer sehr ernst. Deswegen lass mich mit ihr sprechen, denn sie weiß noch nichts über meine Vergangenheit.«
Ignia kniff die Augen zusammen und wandte sich schnaubend ab. »Ich gebe euch Zeit, bis ein Leuchtkristall durchbrennt, um zu reden. Dann komme ich zurück, um mein Verhör fortzusetzen und zu entscheiden, ob wir das Risiko eingehen können, sie in Lapidias Nähe zu bringen.«
Sie stellte einen winzigen Kristall, der zu leuchten begann und sich Stück für Stück auflöste, auf einem Teller ab. Dano murmelte ein Danke und setzte sich mit Fyrias Hilfe ächzend auf den Boden neben Eleonora. Dann ließ man sie beide allein.
»Möchtest du mir erklären, warum du mir nicht erzählt hast, dass du ein Prinz bist?«, begann Eleonora das Gespräch mit immer noch kratziger Stimme.
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