Название: Love Crash - Der Traum vom Neubeginn
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783958343955
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Mit Melissa zu diskutieren war wie gegen einen Hurrikan anzubrüllen. Völlig sinnlos. Sie würde sich eine Woche gönnen und in der Zeit alles zu Hause nacharbeiten. Vielleicht ein oder zwei Extraarbeiten, um die Professoren zu beeindrucken.
»Wenn ich dir beim Denken zuschaue, habe ich direkt das Gefühl eine Klausur schreiben zu müssen.« Melissa seufzte. »Ich gehe mich stylen.«
»Keine Hektik«, sagte Cullen. »Du hast noch dreißig Minuten.«
»Was?!« Selbst die sonst so souveräne Melissa flitzte bei diesen Worten auf Höchstgeschwindigkeit ins Badezimmer.
»Wie viel hat sie wirklich?«, fragte Julie trocken.
Cullen winkte ab. »In einer Stunde kommt ein Uber.«
»Sie wird dich schlagen.«
»Hoffentlich, das kitzelt immer so lustig.«
Sie lachten beide und Julie vergaß für einen Moment all ihre Sorgen.
»Das Uber ist gleich da!«, rief Cullen nach einer Stunde aus seinem Zimmer.
»Sie ist schon unten«, brüllte Julie zurück. »Als Strafe, weil du sie geärgert hast. Wenn du zu spät kommst, fährt sie allein los.«
Fluchend streifte Cullen die Jacke im Rennen über und sauste aus der Wohnung.
Stille senkte sich herab.
Julie trottete zu seinem Zimmer und warf einen kurzen Blick hinein. Das Bett war zerwühlt, der Baseball lag daneben am Boden. An der Decke war die Farbe abgescheuert, wo er seine Wurfübungen absolvierte. Oftmals stundenlang donnerte er den Ball in den aufgemalten Kreis und fing ihn wieder auf.
Auf Stuhl und Boden lagen Kleidungsstücke kreuz und quer herum, Sneaker bildeten ein chaotisches Kunstwerk. Eine Sporttasche stand neben dem Schreibtisch.
Mit einem Lächeln schaltete Julie das Licht aus, das Cullen in seiner Hektik natürlich vergessen hatte.
Sie nahm sich eine Kekspackung, verkroch sich unter eine Decke auf die Couch und sagte: »Computer, schalte den Fernseher ein.«
Die schwarze Fläche erwachte zum Leben.
Sie wählte einen neuen Actionfilm aus und lehnte sich gegen die weichen Kissen. Für heute war Lernen keine Option mehr, sie war noch immer viel zu müde.
Während vor ihr Autos explodierten, musste sie immer wieder lachen. Taffe Männer und Frauen überstanden selbst die übelsten Explosionen ohne einen Kratzer.
»Wieso hat das bei mir nicht funktioniert?«, flüsterte sie. »Vielleicht hätte das Auto explodieren müssen.«
Irgendwann wurden ihre Augen schwer und sie schlief ein. Sie erwachte von einem Schlüssel, der im Schloss gedreht wurde. Ein Blick auf die Uhr verriet Julie, dass es bereits zwei Uhr war. Erst jetzt kehrten die anderen in die WG zurück. Cullen verschwand überraschend schweigsam im Zimmer, was Melissa nur zu einem Schulterzucken verleitete.
»Er war schon den ganzen Abend so. Leider war dein Luca …«
»Er ist nicht mein Luca!« Julie schaltete den Fernseher aus.
»… nicht auf der Party.« Melissa warf sich neben ihr auf die Couch. »Alles gut?«
»Ich habe einen Film verschlafen.«
»Können ihn ja morgen noch mal zusammen schauen.«
Mit einer Umarmung verschwand auch Melissa in ihrem Zimmer.
Julie tauschte Couch gegen Bett und obwohl sie den Großteil des Tages verschlafen hatte, verfiel sie erneut in einen unruhigen Dämmerzustand. Immer wieder unterbrochen von wachen Momenten, weil ihre Hämatome protestierten.
Der Morgen zog herauf.
Julie war früh wach und ließ es sich nicht nehmen, den Tisch für die anderen zu decken. Nach einer chaotischen morgendlichen Verabschiedung duschte sie ausgiebig, nahm sich Zeit im Bad und schlüpfte schließlich in frische Kleidung. Leo hatte ihr einen guten Arzt für die Nachversorgung genannt und einen Telefonanruf später wurde sie sofort einbestellt.
Sie ging zu Fuß, was eine Stunde dauerte.
Die Praxis war in einem modernisierten gregorianischen Gebäude untergebracht. Die Sprechstundenhilfe war eine zugeknöpfte Frau mittleren Alters, deren Lächeln nicht die Augen erreichte.
Julie füllte einen Fragebogen aus und wurde kurz darauf in das Zimmer gerufen.
Doktor Juliette Halbroke erwies sich als komplettes Gegenteil ihrer Eingangsdame. Sie war eine schlanke, hochgewachsene Frau in den Fünfzigern. Das blonde Haar war in einer modernen Hochsteckfrisur gerichtet, auf ihrer Nase saß eine Brille.
»Ms Warren«, grüßte sie freundlich. »Nehmen Sie doch Platz.«
Julie sank ermattet von dem Spaziergang in den gepolsterten Besuchersessel. »Danke. Wie ich am Telefon sagte, komme ich wegen des Unfalls.«
Doktor Halbroke nickte sanft. »Ich habe mir alle Unterlagen aus dem Krankenhaus kommen lassen. Ihre Hämatome werden von alleine abheilen und es gibt keine Brüche oder Stauchungen. Sie hatten Glück im Unglück.«
»Abgesehen von einer Sache.«
»Der Kollege Zimmerman hat mich diesbezüglich in seinen Notizen hingewiesen. Aus irgendeinem Grund sind Ihre Entzündungswerte viel zu hoch.«
Julie schluckte. »Er konnte mir dazu keine Details nennen.«
Doktor Halbroke schloss die Akte und verschränkte die Finger ineinander. »Bei ihrer Einlieferung wurde ein Blutbild gemacht, ebenso kurz vor der Entlassung. Wie es scheint, gibt es bei ihrer Leber Grund zur Sorge.« Sie zog ein Pad hervor und rief die digitalisierte Darstellung des Organs auf. »Die Leber ist für die Entgiftung unseres Körpers zuständig. Über sie werden Medikamente abgebaut, aber auch andere Faktoren haben Einfluss. Würden Sie beispielsweise übermäßig Alkohol konsumieren, würde das negativ auf die Werte einwirken.« Sie nahm den Fragebogen hervor. »Sie rauchen nicht, trinken nicht und machen auf mich auch nicht den Eindruck, als würden sie Drogen zu sich nehmen.«
»Nein!«, sagte Julie nachdrücklich. »Das kann ich mir gar nicht leisten. Ich hoffe auf ein Stipendium und muss dafür beste Leistungen bringen.«
»Das Studium ist eine herausfordernde Zeit«, bestätigte Doktor Halbroke. »Wir werden dieser Sache auf den Grund gehen. Bevor Sie gehen, entnehme ich noch einmal Blut. Und in vier Tagen wiederholen wir das Ganze. Wenn die Werte sich normalisieren, müssen wir uns keine Sorgen machen.«
»Und falls nicht?«
»Darüber denken wir nach, wenn es so weit ist«, sprach Doktor Halbroke beruhigend. »In der Zwischenzeit bitte kein Alkohol und nichts übermäßig Fettes essen. Beschränken Sie sich auf Gemüse, Obst, Joghurt, Vollkorn.«
Bei dem Gedanken stöhne Julie auf.
Sie achtete grundsätzlich sowieso auf ihre Linie, aber vorwiegend durch wenig Essen. Alles, was Doktor Halbroke aufzählte, war СКАЧАТЬ