Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi Zietsch
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Читать онлайн книгу Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch страница 32

Название: Elfenzeit 5: Trugwandel

Автор: Uschi Zietsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773269

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СКАЧАТЬ »Gute List, kleiner Bruder, ich bin beeindruckt. Du hast dich enorm entwickelt.«

      »Ich hatte einen … guten Lehrmeister.«

      »Recht getan. Und nun spute dich, damit ich endlich freikomme.«

      Ainfar rannte die Treppe hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Unterwegs flüsterte er dem Fliegenden Ohrwurm die Botschaft ein. Auf dem Gang angekommen, sicherte er hastig nach allen Richtungen und huschte dann weiter zu Bandorchus Gemächern. Bevor er nach links zur Tür abbog, sah er kurz in der Dämmerung am Ende des Gangs einen großen, unförmigen Haufen liegen, und musste schlucken. Immerhin hatte der Getreue die bedauernswerten Opfer nicht überall verstreut herumliegen lassen.

      Und wie Alebin vorausgesagt hatte, war der Mann ohne Schatten nicht anwesend. Woher er das nur immer alles wusste … vielleicht hatten es ihm die Felsen geflüstert. Als Darby O’Gill war er unwiderstehlich, von eleganter Zunge. Egal, in welchem Zustand er sich jetzt befand, er verfügte immer noch über außergewöhnliche Fähigkeiten. Möglicherweise hatte er den Felsen etwas eingeflüstert, das sie dazu brachte, ihn auf dem Laufenden zu halten.

      Vorsichtig probierte Ainfar, die verbotene Tür zu öffnen – und fand sie unverschlossen vor. Als er genauer hinsah erkannte er, dass sich schon vor ihm jemand daran versucht und das Schloss gründlich zerstört hatte, samt Bann. Umso besser.

      Auf der gegenüberliegenden Seite strahlte das Portal in gleißendem Licht. Ainfar gab dem Fliegenden Ohrwurm letzte Instruktionen, bevor er ihn losließ. Das kleine Botentier schwirrte ins Licht hinein. Kurze Zeit später flog ein blau leuchtender Funken herein, der gleich darauf verglühte. Das verabredete Zeichen.

      Ainfars Herz schlug ihm bis zum Hals. Es hatte geklappt! Der kleine Wurm war durchgekommen und auf dem Weg zu Regiatus in der Anderswelt.

      Für einen kurzen Moment war der Tiermann der Versuchung nahe, ebenfalls zu gehen. Doch seine Aufgabe war noch nicht beendet.

      Langsam ging er in das Schlafgemach zurück und setzte sich dort an die Bettkante. Alebin dürfte inzwischen frei sein, aber sicherlich den günstigsten Moment abwarten, bis er verschwand. Jetzt war das Risiko zu groß, dass er dem Getreuen über den Weg lief. Es war Ainfar gleich. Er hoffte, den Bruder nie wiederzusehen.

      Ainfar rieb sich das Gesicht. Er war sehr müde. Doch das war erst der Anfang.

      Er musste kurz eingenickt sein und fuhr hoch, als er das Nahen einer eisigen Aura fühlte. Bald darauf öffnete sich die verbotene Tür, und der Getreue kam herein. Er schien wieder halbwegs bei Kräften, nachdem er so vielen Elfen die Lebenskraft abgesaugt hatte, doch seine Aura flackerte leicht, und seine Bewegungen waren keineswegs so wuchtig wie sonst.

      »Es ist alles vorbereitet«, sagte er zu Ainfar. Mit keinem Wort erwähnte er seinen Missmut, dass der Elf niederen Rangs sich auf dem königlichen Bett niedergelassen hatte, wenn auch nur bescheiden am Rand. Ebenso wenig interessierte er sich für seinen Namen. »Hol die fünfzig, und die anderen sollen auf Abruf warten. Teile den übrigen mit, dass sie bald das Schattenland verlassen dürfen, sobald ich das Zeichen gebe.«

      Der Tiermann schaute auf. »Alle?«

      »Gewiss. Das Portal bleibt offen und von dieser Seite aus für jeden frei passierbar. Die Zeit wird diesen Ort zerstören, damit er nie wieder missbraucht werden kann. Er hat ohnehin seinen Sinn verloren.« Der Getreue schüttelte den Kopf. »Und da nennt ihr mich grausam.«

      »So einfach ist das nicht, Herr …«

      »Manchmal ist es das, Elfenmann. Manchmal durchaus.«

      Ainfar dachte an Alebin, der nun ganz legal gehen konnte. Das musste der Getreue doch wissen. Warum tat er das? Oder hatte er ihn schon vergessen in Hinblick auf das, was er jetzt zu tun hatte?

      »Ich muss zurück. Erledige, was ich dir aufgetragen habe. Cor und der Kau nehmen euch auf der anderen Seite in Empfang und werden euch an einen sicheren Ort bringen. Dort wartet ihr auf euren Einsatz.«

      »Wie Ihr wünscht, Herr.« Ainfar stand auf, verneigte sich und ging in den Thronsaal zurück.

      Er hielt eine Ansprache an die wartenden Elfen mit dem Auftrag, seine Worte hinauszutragen und überall im Schattenland zu verbreiten: von nun an existierte das Reich der Schmerzen und des Schreckens nicht mehr. Nur noch kurze Zeit, dann durften alle, die dazu in der Lage waren, das Land ohne Wiederkehr verlassen.

      Ja, manchmal bereitete das Schicksal seltsame Wege. Ausgerechnet Ainfar trat nun als Verkünder im Auftrag des Getreuen auf. Es dauerte eine Weile, bis die Elfen das Gesagte verinnerlicht und die Tragweite erfasst hatten. Ainfar sah Tränen in den Augen Eledulas, und nicht nur in ihren. Für einen Augenblick war er gerührt und ergriffen. Was für ein wunderbarer Moment in dieser Zeit des Niedergangs. Eine sanfte Berührung vor dem grausamen Ende. Doch … es war gut so. Sollten sie sich alle darauf besinnen, wer sie waren, und um die Zukunft als unsterbliches Volk der Anderswelt kämpfen.

      Deswegen war Ainfar hier, hatte all das auf sich genommen – für genau diesen Moment, und weitere sollten folgen. Er war zutiefst befriedigt und nickte Eledula aufmunternd zu. Dann richtete er den Blick wieder auf die Aufgabe.

      Die fünfzig Soldaten im Gefolge, machte Ainfar sich ein letztes Mal auf den Weg zum Portal.

      Noch einmal war er ergriffen, Freude durchströmte ihn wie ein warmer Sonnenstrahl, als er als Erster auf das gleißende Licht zuging, darin eintauchte, den Weg in die Freiheit entlangschritt und die Menschenwelt am anderen Ende greifbar nahe vor sich sah.

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