Название: Elfenzeit 5: Trugwandel
Автор: Uschi Zietsch
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Elfenzeit
isbn: 9783946773269
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»Was meinst du damit?«, fragte Ainfar erstaunt.
»Ich habe unseren finsteren Freund auf die Lösung gebracht.« Alebin schmunzelte, und für einen Moment schimmerte Darby O’Gill in ihm durch. »Ich dachte mir, dass sie in die Zeit gestürzt ist.«
Ainfar legte die haarige Stirn in Falten. Sein Bruder war früher schon zu außergewöhnlichen Schlussfolgerungen fähig gewesen. »Hast du auch eine Idee, wie es dazu kommen konnte?«
»Na, das ist einfach«, brummte Alebin. »Die Königin war zu ungeduldig. Sie ging, noch während alles im Schwanken war. Die Grenzen haben sich verschoben, und zwar in alle Richtungen. Es war ein Schritt zu früh, der auf den verkehrten Weg führte. Und was hat der Getreue jetzt vor?«
Es spielte keine Rolle mehr. »Er will das Zeitgrab in Newgrange öffnen.«
»Bravo! Das könnte klappen. Allerdings bezweifle ich, dass er dazu überhaupt in der Lage ist. Hast du ihn dir in letzter Zeit mal angeschaut?«
»Ja, die Sache am Ätna hat ihn ziemlich fertig gemacht.« Ainfar dachte an die Leichen, die jetzt wahrscheinlich dort oben herumlagen, und es schüttelte ihn.
»Ach was, davon hat er sich längst erholt«, widersprach Alebin. »Er ist so am Ende, dass er auch darauf nicht von selbst gekommen ist. Unser sonst so überaus scharfsinniger Freund befindet sich in einer teuflischen Spirale, der Auflösung schon näher als dem Leben, und kann nicht mehr richtig denken.«
»Aber warum denn?«, hakte Ainfar nach.
Alebin bereitete es Vergnügen, derart überlegen zu sein, und er kostete es leidlich aus. Er schlug selbst aus der schlimmsten Lage noch das Beste für sich. »Deswegen bin ich ja drauf gekommen, was passiert ist. Bandorchu ist es.«
Ainfar hob die Schultern. »Ich verstehe nicht …«
»Die beiden sind voneinander abhängig und aufeinander angewiesen. Seit sie durch die Zeit getrennt sind, geht es mit dem Getreuen bergab.« Alebins zerschundener Mund verzerrte sich zu einem bösen Grinsen. »Und mit ihr vermutlich auch, was ich stark hoffen will, da ich nicht mehr durch Eid an sie gebunden bin.«
»Das ist doch absurd.« Ainfar schüttelte abwehrend den Kopf. »Nie und nimmer!«
»Ich sagte es schon zu Beginn: Glaub, was du willst. Du wirst es sehen: Ihm wird es solange schlecht gehen, wie Bandorchu von ihm getrennt ist. Wenn er sich nicht beeilt, zerreißt das Band für immer, und er kann sie nicht mehr zurückholen. Das bedeutet dann auch sein Ende. Ich würde jede Wette darauf eingehen, dass ich Recht habe, kleiner Bruder.« Er lachte schrill. »Das wäre doch die Gelegenheit, diesen ganzen Kram hier zu übernehmen, denkst du nicht?«
Ainfar dachte schweigend nach. Was, wenn Alebin tatsächlich Recht hatte? Dann musste er unbedingt verhindern, dass der Getreue das Zeitgrab öffnete! Denn alles würde sich dadurch wie von selbst erledigen: Die Zeitlinie würde gewahrt bleiben, wenn Bandorchu in der Vergangenheit starb, und der Krieg wäre beendet. »Also gut, dann weiß ich, was ich zu tun habe.«
»Ganz allein?«, fragte Alebin lauernd.
Ainfar zögerte. »Nun, ich müsste Regiatus sofort die Nachricht zukommen lassen …«
»… aber du weißt nicht, wie.« Alebin lachte leise, nun völlig bei der Sache. »Siehst du, deswegen hast du deinen großen Bruder hier unten besucht. Ich reise immer mit nützlichen Utensilien, die man nicht unbedingt gleich bei mir findet. Wenn ich dir etwas gebe, das Regiatus die Botschaft bringt, lässt du mich dann frei?«
»Darauf also willst du hinaus.«
»Das ist doch selbstverständlich, findest du nicht?«
Allerdings, das musste Ainfar zugeben. Ein Handel. Ein Tausch. »Aber welche Garantie bekomme ich, dass meine Botschaft auch ankommt?«
»Ich bin kein Freund der Königin oder ihres Liebhabers – und der Beweis liegt darin, dass ich hier in Ketten hänge. Genügt dir das? Ich will hier raus.«
»Und was hast du mir anzubieten?«
»Erst deine Einwilligung!«
»Du traust mir nicht?«
»Niemandem, kleiner Bruder, das macht mich so erfolgreich. Ich mache dir folgendes Angebot: Weil wir das Blut desselben Vaters in den Adern haben, werde ich dich nicht verraten, ich schwöre es dir. Dies ist ein Handel unter Brüdern: Ich gebe dir einen Träger für die Botschaft, und du lässt mich frei. Keine weiteren Bedingungen.«
Das bedeutete aber auch, dass Ainfar später Fanmór dazu verhelfen konnte, Gericht über den Bruder zu halten. Ainfar wäre nicht mehr an diesen Handel gebunden, da er beendet war, sobald alle Bedingungen erfüllt waren. Und der Gerechtigkeit würde Genüge getan.
Ainfar seufzte. »Also gut. Weil du mein Bruder bist und ich dein Blut nicht an Händen haben will.« Davon trug er heute schon genug, es musste nicht noch mehr dazu kommen.
»Brav. Jetzt komm her und greif mir ins linke Ohr.«
»Das ist ekelhaft.«
»Allerdings, denn ich habe meine Ohren sehr lange nicht mehr geputzt. Nun mach.«
Ainfar konnte sich kaum überwinden, schon allein, dass er so nahe an Alebin herantreten musste, das blutverkrustete Haar wegschieben, um dann zuerst mit einem, dann nach entsprechender magischer Weitung mit zwei Fingern in das Ohr des Bruders zu greifen. Er fühlte Klebriges und Glibbriges, irgendetwas floss heraus, das sich in stinkenden Qualm verwandelte, und Ainfar war nahe daran, sich zu übergeben. Doch schließlich umfassten seine Finger etwas Festes, Warmes, das sich leicht bewegte. Hastig griff er zu und zog die Hand zurück.
Staunend blickte er auf einen weißen Fliegenden Ohrwurm, nicht länger als ein Daumennagel, der sich zwischen den Fingerkuppen wand und vibrierend mit den schillernden Flügeln schlug. »Du bist …«
»… ein echter Teufelskerl, ich weiß, ich weiß.« Alebin grinste. »Na? Überzeugt?«
»Aber wie bringe ich ihn durch das Portal?«
»Keine Sorge, es wird offen sein. Es magisch zu sichern, kostet den Getreuen momentan zu viele Kräfte. Außerdem ist er wahrscheinlich gerade in der Menschenwelt, um seine beiden verblödeten Helfer zu instruieren. Ich habe schon lange keine Geräusche von oben mehr gehört.«
»Dann muss ich mich beeilen.« Ainfar war schon auf dem Sprung, als Alebin schnell einwarf:
»Aber vorher darf ich dich erinnern …«
»Ja. Ich habe es nicht vergessen.« Ainfar prüfte die Ketten. Die Manschetten waren innen mit Eisen ausgelegt, damit der Gefangene sich nicht auf magischem Wege befreite. Die Aufhängung in vier Richtungen tat das Übrige, dass er sich nicht rühren konnte. Ansonsten war weiter kein Geheimnis dabei.
Der Tiermann suchte eine Weile nach dem Schlüssel, fand ihn endlich in einen Felsen eingelassen, und schloss die Manschetten auf – sprach allerdings einen Bann darüber, der sie trotzdem noch zusammenhielt.
»Was soll das?«, rief Alebin empört.
»Eine kleine Absicherung, Bruder«, erwiderte Ainfar. СКАЧАТЬ