Название: Elfenzeit 5: Trugwandel
Автор: Uschi Zietsch
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Elfenzeit
isbn: 9783946773269
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»Ich kehre ins Schattenland zurück und gehe noch einmal alles genau durch«, sagte er zu den beiden Helfern. »Irgendeinen Hinweis muss es dort geben. Ihr bewacht weiterhin das Tor. Ich werde alles auf die Invasion vorbereiten und dann zurückkehren.«
»Geht klar«, gab sich der Kau schnoddrig.
»Zu Befehl, Meister«, sagte der Spriggans ernst. »Hier ist alles ruhig geblieben. Ich glaube, sämtliche magischen Wesen und auch die Menschen müssen sich erst von dem erholen, was Ihr getan habt. Doch die Grenzen bleiben weiterhin stabil, wenngleich sie löchrig geworden sind. Also, noch mehr als zuvor. Deutlich mehr.«
»Das ist genau so beabsichtigt. Das Verschwinden der Königin stellt lediglich eine Verzögerung dar.«
Ohne sich aufzuhalten, kehrte er ins Schattenland zurück.
4.
Nadja: Der Plan
Seamus hatte Fabio bereits den Schlüssel zum Cottage gegeben, sodass sie nach dem Frühstück gleich umziehen konnten. Mrs O’Sullivan tischte reichhaltig auf, da blieben keine Wünsche offen, und Nadja und Rian gaben heimlich den beiden Kobolden etwas ab. Ihre Einlage im Pub gestern hatte sich schon herumgesprochen, und die Wirtin fragte sie lachend darüber aus. Sie bedauerte die Abreise der kleinen Gesellschaft und wünschte alles Gute.
Also fuhren sie als erstes zum Einkaufen, da sie sich von nun an wieder selbst versorgen mussten – was bedeutete, dass Grog sich um alles kümmerte –, und dann fanden sie tatsächlich in unmittelbarer Sichtweite von Newgrange, mit dem besten Panoramablick, das weiße, reetgedeckte Cottage mit der knallroten Tür und roten Fensterrahmen. Innen bot es allen erdenklichen modernen Komfort im ländlichen Baustil, geschmackvoll mit viel Holz, Rauputz und Polstermöbeln. Die Haustür führte unmittelbar in den Ess- und Wohnraum mit großem Kamin, daneben lag eine kleine Küche, dann Vorratskammer, Bad und die drei Schlafzimmer. Eines davon hatte eine eigene Dusche, das David und Nadja bekamen, die weiteren Zimmer nahmen Rian und Fabio. Die Kobolde hatten ausreichend Platz auf der Couch vor dem Kamin. Es gab auch einen Fernseher mit Streamingdiensten.
Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, und das Thermometer kletterte auf zwanzig Grad. Der Zaun von Newgrange lag etwa zwei Kilometer entfernt und konnte praktisch zu Fuß erreicht werden. Um zum Visitor Centre zu kommen, brauchten sie allerdings das Auto, weil sie das Gelände fünf Kilometer umfahren mussten. Vor Jahrzehnten war man direkt vor den Tumulus gefahren, doch das war längst nicht mehr möglich. Das Besucherzentrum lag auf der anderen Seite des Boyne, von dort aus mussten die Freunde über die Fußgängerbrücke gehen und am Parkplatz auf den Bus warten, der entsprechend dem farbigen Punkt auf ihren Shirts – Grün zur Abfahrt, Gelb zur Rückfahrt – zur Führung fahren würde. Man hatte sich genau an die vorgegebenen Zeiten zu halten, sonst müsse das Gelände wegen Überfüllung geschlossen werden. In der Hochsaison fanden sich bis zu dreitausend Besucher pro Tag ein. Weiter zu Fuß zu gehen, war nicht erlaubt.
Das Besucherzentrum war recht groß und innen von der Aufteilung teilweise dem Hügelgrab nachempfunden, und es ging lebhaft zu. Touristen aus allen Ländern drängelten sich an der Information und der Kasse und wollten so schnell wie möglich eine Führung. Nadja konnte mit ihrem Presseausweis eine Führung in zwei Stunden ergattern, andere hatten eine bedeutend längere Wartezeit – falls es überhaupt noch an diesem Tag klappte. David war erbost über die vergeudeten Stunden und wollte seinen Elfenzauber einsetzen, aber Nadja hielt ihn zurück: Sie konnten sich in aller Ruhe ein wenig auf dem Gelände umsehen und Fotos machen. Außerdem liebte sie es, durch irische Touristenshops zu stromern und nach Sachen zu suchen, die niemand brauchte, aber unwiderstehlich waren. Und natürlich Kladden und Stifte, schon allein in Erinnerung an Robert. Sie hätte ja an einen Abstecher auf die nah gelegene Isle of Man gedacht, aber ihr Freund war inzwischen abgereist, um einige Schauplätze seines Buches aufzusuchen und den Kapiteln den letzten Schliff zu geben.
Trotz Davids Ungeduld schlenderten sie anschließend gemütlich über die Brücke und schauten sich auf dem Gelände um. Nadja machte Aufnahmen mit ihrem Handy; dann hatte sie eine Idee.
»Pirx, Grog – könnt ihr Gegenstände auch unsichtbar werden lassen, die ihr bei euch tragt?«
»Wenn sie nicht zu groß sind, klar«, antwortete der Pixie.
»Gut. Einer von euch wird mit Fabios Handy fotografieren, der andere mit meinem Handy filmen. Es ist nämlich verboten, innen Bilder zu machen.«
»Hoffentlich kann ich das«, murmelte Grog.
»Ich zeige es euch, ist gar nicht schwer«, versicherte Nadja.
»Und wie willst du das mit der Belichtung machen?«, fragte Rian.
»Wir stellen auf Nachtmodus und schalten den Blitz aus. Versuchen können wir es ja. Grog, du übernimmst das Filmen, denn wir brauchen eine ruhige Hand.«
»Aber ich …«, setzte Pirx an und hüpfte mit ausgestreckten Ärmchen auf und ab, um ihr Smartphone zu ergattern.
»Siehst du?«, sagte Nadja. »Du bist ein Zappelphilipp, das geht nicht. Du verwackelst den gesamten Film. Lieber ein paar Wackelfotos, das meiste kann die Kamerafunktion ausgleichen.«
»Fotos machen sowieso mehr Spaß«, maulte der Pixie.
Der Wartebereich war als Park angelegt, mit einem Teich voller Seerosen, auf deren Blättern Teichhühner herumstaksten. Bisher fiel den Freunden nichts Sonderbares auf; wenn die Helfer des Getreuen hier irgendwo waren, so zeigten sie sich nicht.
Schließlich konnten sie mit allen anderen aus ihrer Gruppe in den Bus einsteigen und wurden den knappen Kilometer an den Megalithbau herangekarrt, wo der Guide schon wartete. Das Gebiet rings um den Tumulus war sanft hügelig und mit typisch irischem knallgrünem Gras bewachsen, das wie englischer Rasen kurz gehalten wurde. Vereinzelt standen Menhire herum, und ein großes Informationsschild mit schwarz-weiß Fotos von Ausgrabungen war aufgestellt. In etwa zweihundert Metern Entfernung begann ein Heckenzaun, hinter dem Schafe grasten, und dahinter öffnete sich bewaldetes Weideland, wie nahezu überall in Parzellen mit Stein- und Heckenzäunen aufgeteilt.
Die Zwillinge betrachteten den uralten Bau staunend, und auch Fabio zeigte sich beeindruckt. »Mal was anderes als Venedig, nicht wahr?«, flüsterte Nadja ihm schmunzelnd zu.
Pirx und Grog waren schon unterwegs, um die Aufnahmen zu machen, bevor der Tumulus voller drängelnder Menschen war.
»Was ist das?«, fragte David und deutete auf ein kleines Nebengebäude ganz aus Stein, rund und mit einem niedrigen, schnabelartigen Anbau.
»Man vermutet, dass es sich um ein Observatorium handelte, misst ihm aber keine besondere Bedeutung bei«, antwortete Nadja. »Man kann hineingehen, findet aber nur Hinterlassenschaften der Touristen, mit den üblichen Herzchen, Zoten und dergleichen, und jede Menge Abfall.«
David näherte sich ein Stück und schloss halb die Augen. Er streckte den linken Arm aus. »Sie sind dort …«, wisperte er. »Sie haben einen Bann darum gelegt, dass niemand Lust verspürt, dorthin zu gehen.«
Rian kam an seine Seite. »Auch er?«
»Ich kann ihn nicht spüren. Du?«
»Nein. Seine Präsenz kann man aber nicht übersehen. Wahrscheinlich ist er nicht da …«
»Aber wo steckt er dann?«, brummte Fabio. »Wozu diese Zeitverzögerung? Oder bereitet er sich anderswo СКАЧАТЬ