Название: Mission
Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Theologisch-praktische Quartalschrift
isbn: 9783791761763
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3.4.2 Petrus: Heidenmission als „Chefsache“
Für den Beginn der Heidenmission spielt in der Apostelgeschichte neben den Hellenisten Petrus die entscheidende Rolle. Für Lukas ist er sogar der erste Heidenmissionar, vor der Ankunft der Hellenisten in Antiochia. Petrus tauft den römischen Hauptmann Kornelius, der gottesfürchtig, d. h. Sympathisant des Judentums ist (Apg 10,1–11,18).40 Eindrucksvoll führt die Erzählung die Legitimität der Heidenmission vor Augen: Die „göttliche Regie“ zeigt sich in Visionen, die Petrus und Kornelius zusammenführen, und in der Sendung des Geistes auf Kornelius und seine Angehörigen, noch bevor Petrus sie tauft. Als Petrus das alles der Gemeinde in Jerusalem berichtet, bricht sich auch dort die Einsicht Bahn, dass Gott „den Heiden die Umkehr zum Leben geschenkt“ habe (11,18).
3.4.3 Paulus: „Auserwähltes Werkzeug“ der Heidenmission
Nach dem „Pfingsten der Heiden“, dem Geistempfang des Kornelius und seiner Familie (Apg 10,44–47), „kann die Heidenmission beginnen, wie nach dem Pfingsten in Jerusalem die Judenmission begonnen hatte“41. Der Protagonist steht schon bereit: Apg 9 hatte die Bekehrung des Paulus vom Christenverfolger zum Christusverkündiger und seine Berufung zum auserwählten Werkzeug Gottes erzählt, der seinen Namen „vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen“ solle (9,15). Paulus wird dieser Berufung gerecht: Er ist im Auftrag der antiochenischen Gemeinde, dann als selbstständiger Missionar unterwegs. Nach der Apostelgeschichte predigt er immer zuerst in den Synagogen. Als er dort auf Abweisung und Widerstand stößt, wendet er sich den Heiden zu (vgl. Apg 13,46), die sich freuen (13,48), dass Gott ihnen die Tür des Glaubens öffnet (14,27).42 Die Hinwendung zu den Heiden bedeutet, dass Paulus – wie die Missionspredigt in Lystra (14,15–17) und die Areopagrede (17,22–31) zeigen – zuerst zum Glauben an den einen Gott und Schöpfer hinführen muss, bevor er die Christusverkündigung entfalten kann.43
3.4.4 Das Aposteltreffen: Anerkennung der gesetzesfreien Heidenmission
Durch die paulinische Heidenmission, wie sie mit der ersten Missionsreise (Apg 13–14) ihren Ausgang nahm, kam es zu einer Konsolidierung heidenchristlicher Gemeinden. Dadurch wurde die „grundsätzliche Anerkennung einer gesetzesfreien Heidenmission und eines nicht mehr an die jüdischen Kult- und Speisegesetze gebundenen Lebens der Christen notwendig […]“44. Beim Aposteltreffen (Apg 15) heißen die Jerusalemer Autoritäten die Einbeziehung von Heiden in die Kirche als Heiden gut, d. h. ohne vom Judentum geforderte Verpflichtungen, vor allem ohne Beschneidung. Die Jakobusrede fasst programmatisch die Mission aus lukanischer Sicht zusammen (15,13–18): Es ist Gottes Heilsplan, nach der Aufrichtung der verfallenen Hütte Davids (vgl. Am 9,11 f.), d. h. nach der Sammlung Israels, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu gewinnen.45 Deshalb soll man den Heiden, die sich bekehren, keine Lasten aufbürden. Die Jakobusklauseln (15,20) nennen nur rituelle Minimalforderungen, welche die Tisch- und Lebensgemeinschaft von Juden- und Heidenchristen ermöglichen sollen. Nicht zufällig steht das Aposteltreffen in der Mitte der Apostelgeschichte, denn es bedeutete eine Weichenstellung für die Heidenmission. Es ging um „das Zentrum der christlichen Botschaft […], daß die Menschen durch nichts anderes als ‚durch die Gnade des Herrn Jesus gerettet werden‘ (V 11)“46.
4 Paulus: Ein Heidenmissionar in Selbstzeugnissen
Während die Apostelgeschichte über die frühchristliche Mission aus der Perspektive der dritten christlichen Generation erzählt, haben wir in den Paulusbriefen Selbstzeugnisse eines der frühesten christlichen Missionare vor uns. Ein Blick in drei seiner Briefe soll exemplarisch zeigen, wie er seine Rolle als Missionar sieht, welche Inhalte ihm wichtig sind und wie er Mission betreibt.47
4.1 Galaterbrief: Berufen, Gottes Sohn unter den Völkern zu verkünden
Im Galaterbrief erzählt Paulus, wie er durch die Christusvision vor Damaskus vom Christenverfolger zum Missionar Christi wurde: „[…] Gott aber gefiel es, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, in mir seinen Sohn zu offenbaren, damit ich ihn unter den Völkern verkünde.“ (Gal 1,15 f.) – Der Apostel sieht sich wie Jeremia (Jer 1,5) und der jesajanische Gottesknecht (Jes 49,5 f.) von Mutterleib an zum Propheten bzw. Licht für die Völker berufen. Gott selber hat in ihm seinen Sohn „enthüllt“ (apokalyptein), ihm die tiefe christologische Einsicht vermittelt, dass Jesus, der Gekreuzigte und Auferweckte, Gottes Sohn ist. Ihn soll Paulus den Heiden (Nichtjuden) als gute Nachricht verkünden (euangelizein) (vgl. Gal 2,9).48 Für die Adressaten seiner Mission ist entscheidend, diese neue Offenbarung Gottes in Christus anzunehmen, wie Abraham zu glauben, Gott zu vertrauen, seinem Walten Raum zu geben (vgl. 3,6–18).49 „Werke des Gesetzes“ hingegen – Identitätsmerkmale des Judentums wie Beschneidung, Sabbatgebot und Speisevorschriften50 – sind nicht notwendig, um gerecht zu sein, also im rechten Verhältnis zu Gott zu stehen: „Wir wissen, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerecht wird, sondern aus dem Glauben an Jesus Christus.“ (2,16) Diesen „Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (2,20), und die bleibende Verbindung mit Christus (In-Christus-Sein: 3,28) legt der Missionar Paulus seinen Gemeinden in Galatien ans Herz.
4.2 Erster Thessalonicherbrief: Missionspredigt, kurzgefasst im Rückblick
Der erste Thessalonicherbrief, die älteste Schrift des Neuen Testaments (um 50 n. Chr.), gibt Einblick, wie Paulus seine Missionsverkündigung an Heiden begann und als Missionar in der Gemeinde wirkte. In der Eingangsdanksagung blickt er zurück auf seine Missionspredigt (1 Thess 1,9b–10): „Ihr habt euch von den Götzen zu Gott bekehrt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns dem kommenden Zorn entreißt.“ Unschwer sind hier zwei Stufen der Missionsverkündigung erkennbar, die natürlich eng miteinander verbunden waren: (1) In der polytheistischen Umwelt stand zunächst eine Hinführung zum Monotheismus am Programm, verbunden mit Polemik gegen die „Götzen“ und dem Ruf zur Umkehr zu dem einen Gott. Diese monotheistische Propädeutik knüpfte an ein apologetisch-missionarisches Schema des hellenistischen Diasporajudentums an. (2) Darauf baute die Verkündigung Jesu Christi als des Sohnes Gottes auf. Wichtige Bekenntnistraditionen wie die Auferweckungsformel und die Erwartung der Wiederkunft Christi als des Retters aus dem Gericht kamen Paulus aus der Gemeinde von Antiochien zu und wurden von ihm weiterentwickelt.51 – Die Dankbarkeit des Paulus für seine Gemeinde zeigt, dass seine Missionspredigt Erfolg hatte. Gründe dafür waren der Zug zum Monotheismus in der damaligen hellenistisch-römischen Welt und die Attraktivität des Kerygmas vom Gottessohn und Retter, nicht zuletzt aber auch das Engagement des Apostels und sein gutes Verhältnis zur Gemeinde.52 In 2,1–12 schreibt Paulus, dass er das Evangelium mit Gottvertrauen und freimütig verkündet habe und für ihn nicht unlautere Absichten, Schmeichelei, Habgier oder Ehrgeiz leitend gewesen seien. Er sei der Gemeinde freundlich begegnet und habe gearbeitet, um keinem zur Last zu fallen. Besonders berührend ist, dass Paulus seine Sorge um die Gemeinde mit der Sorge einer Mutter und eines Vaters um ihre Kinder vergleicht: „Wir wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem Leben; denn ihr wart uns sehr lieb geworden. […] Jeden Einzelnen von euch haben wir ermahnt, ermutigt und beschworen zu leben, wie es Gottes würdig ist, der euch zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit beruft.“ (2,8.12) Bei diesem herzlichen Verhältnis überrascht nicht, dass Paulus seine Gemeinde wiederzusehen wünscht (2,17), er seinen Mitarbeiter Timotheus sendet (3,2.5 f.) und mit seinem Brief bei der Gemeinde präsent sein möchte (5,27), um sie zu ermutigen und zu trösten.
4.3 Römerbrief: Das Evangelium als Kraft Gottes für alle Glaubenden
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