Название: Dein, Sein, Mein
Автор: Lilly Grünberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960000099
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An den Wänden hingen drei große Gemälde, dem Stil nach zu urteilen, vom selben Künstler gefertigt. Moderne Stillleben, die Farben frisch und lebensfroh, auf denen ungewöhnliche Accessoires mit viel Liebe im Detail arrangiert waren. Jedes Motiv konzentrierte sich auf die Abstufungen einer vorherrschenden Hauptfarbe: orange, grün, violett. Die beiden anderen Farben wiederholten sich als Akzentfarbe da und dort und lenkten den Blick des Betrachters.
Sophie sah sich weiter um, darum bemüht, ihren Kopf möglichst wenig zu bewegen. An der Stirnwand war ein riesiger Spiegel angebracht, der ihr beim Eintreten ihr Spiegelbild entgegen geworfen hatte und gut Zweidrittel der gesamten Wandfläche einnahm. Über dem Spiegel hing ein Raffrollo aus leichtem Stoff, mit dem man diesen jederzeit verbergen konnte. Auf jeden Fall gab der Spiegel dem eigentlich recht kleinen Raum mehr Tiefe. Die Frage war nur, konnte man sich beim Essen wohlfühlen, wenn man das Gefühl hatte, im Spiegel beobachtet zu werden – und zwar nicht nur direkt, sondern vielleicht auch von der anderen Seite?
Sophie war sich nicht sicher, aber sie befürchtete, dass dieser Spiegel in Wirklichkeit ein einseitiges Fenster war und sie schon die ganze Zeit über der kritischen Betrachtung des Fremden ausgesetzt war. Allmählich hielt sie es nicht mehr aus stillzusitzen. In ihren Beinen kribbelte es vor Anspannung. Nur in dem Bewusstsein, dass dies für ihre nähere Zukunft ein ernorm wichtiger Augenblick war und sie diesen nicht aufs Spiel setzen durfte, gelang es ihr, sich zu bändigen. Falls sie tatsächlich beobachtet wurde, war es eine Geduldsprobe, die auch etwas über ihre Qualitäten als Sub aussagte. Dazu gehörte bestimmt auch der große Umschlag, der mitten auf dem Tisch lag. Ohne Aufschrift, nur schlichtes Weiß. Darauf ein blauer Kugelschreiber, der nach Nobelmarke aussah. Sie widerstand der Versuchung, ihre Hand auszustrecken und die Gegenstände anzufassen.
Sie hatte die kleinen Lautsprecher, die seitlich des Spiegels hingen, zwar gesehen und sich gefragt, ob sich die zugehörige Stereoanlage wohl im angrenzenden Zimmer befand und warum daraus nicht leise Musik erklang. Es hätte sie ein wenig beruhigt. Trotzdem erschrak sie, als die Stimme so plötzlich zu ihr sprach.
»Guten Abend Sophie Lorato.«
Die Stimme war tief, dunkel und so sexy, dass Sophie ein Prickeln überkam. Es war eigenartig, mit vollem Namen angesprochen zu werden. Nicht Frau Lorato oder einfach nur Sophie, nein, Sophie Lorato. Ob sie diesem Umstand eine Bedeutung beimessen sollte?
Sophie sah in den Spiegel und bemühte sich, nicht erschrocken oder ängstlich auszusehen. Ich bin ich, dachte sie. Aber wie selbstbewusst durfte eine Sub wirken, um trotzdem noch als devot durchzugehen?
»Vielen Dank, dass Sie bereit sind, mich zu empfangen, Herr«, versuchte sie gleichermaßen höflich seine Begrüßung zu erwidern. »Ich weiß das zu schätzen.«
»Davon gehe ich aus. Aber halten wir uns nicht lange mit Floskeln auf, sondern kommen gleich zum Grund dieses Treffens. Warum hast du um ein Gespräch mit mir gebeten?«
Sophie atmete tief durch. Bisher hatte sie sich mit jedem Top geduzt, aber das war im Moment vielleicht nicht angebracht, zumal ihr der strenge Unterton nicht verborgen geblieben war. Eigentlich kannte er den Grund, aber gut, wenn er ihn aus ihrem Mund hören wollte, dann würde sie gehorchen.
»Ich habe viel über Sie gehört, Herr, und wollte Sie in aller Höflichkeit fragen, ob Sie interessiert sind, mein Dom zu werden.« Verflixt, sie hatte sich besser formulierte Sätze zurecht gelegt. Das lange Warten hatte ihr nicht gut getan.
Nach kurzem Schweigen antwortete er. »Nun, Sophie, das weiß ich und es ist nicht die Antwort, die ich hören wollte. Du verfolgst mich jetzt schon seit fast einem Jahr. Ich dachte, es wäre vielleicht einfacher, ein klärendes Gespräch zu führen und diese Angelegenheit zuende zu bringen, als dir weiterhin auszuweichen.«
»Sie sind mir ausgewichen, Herr? Warum?«, fragte Sophie überrascht und hoffte, dass es nicht zu unhöflich war, um eine Erklärung zu bitten. Sie hätte ihn also schon längst treffen können, statt sich auf der Suche verrückt zu machen? Wo waren sie sich begegnet?
»Du hast mit vielen Tops in dieser Stadt gespielt. Sehr vielen.«
Es fiele ihr leichter, mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, als nur mit seiner Stimme konfrontiert zu sein.
»Das stimmt, ich habe mit vielen gespielt. Aber nur weil nicht der Richtige für mich dabei war. Ich hoffe, das spricht nicht gegen mich?«, fragte Sophie ein wenig verunsichert.
»Nicht generell, abgesehen von deinem viel zu rasch ersterbenden Interesse. Du hast eine starke Neigung, deine Tops auszuprobieren ohne dir die Mühe zu machen, sie richtig kennenzulernen oder dich anzupassen. Auch Dominanz kann sich entwickeln, indem man sich nach und nach mehr aufeinander einlässt. Erst kommt das Vertrauen, dann die Demut und mit ihr die Lust. Stattdessen wechselst du voller Ungeduld zum Nächsten. Ein netter Verschleiß, das muss man dir echt lassen.« Trotz der glasklaren Kritik klang die Stimme eher belustigt als rügend.
»Kein einziger von ihnen strahlte wahre Dominanz aus«, setzte Sophie nach und biss sich auf die Unterlippe. Verdammt. Hatte sie sich nicht vorgenommen, sich unterwürfiger zu geben statt zu widersprechen? Sie starrte in den Spiegel und hoffte inständig, dass ihn die Antwort dazu herausforderte, sich selbst als einen Top mit wahrhafter Dominanz zu sehen und beweisen zu wollen.
»Soso, junge Dame …«
Überhaupt – was sollte diese Diskussion? Gefiel ihm denn nicht, was er sah? Er war doch auch nur ein Mann, der für weibliche Reize empfänglich sein musste. Davon kam jedoch überhaupt nichts herüber. War sie vielleicht zu artig angezogen?
»… und was lässt dich glauben, dass ich dominant genug bin, dich zu zähmen?«
Plötzlich lag Verärgerung in seiner Stimme, als würde sie ihm die Zeit stehlen. Sophie fühlte sich unbehaglich. Das Gespräch verlief nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte, nicht mal ansatzweise. Zumal sie davon ausgegangen war, ihm leibhaftig gegenüber zu stehen und zu sehen, mit wem sie es zu tun hatte. Schließlich wollte sie das absolut Besondere. Einen Mann, der sowohl dominant als auch attraktiv war. Allerdings lag auch ein gewisser Reiz in dem Geheimnisvollen und es erregte sie, dass er nicht einfach zustimmte, sondern nachhakte.
»Na ja, Herr. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus …«, sie zögerte.
Wie viel sollte sie ihm von sich selbst erzählen? Von einem zunächst ängstlichen, dann enthusiastischen Neuling hatte sie sich zu einer erfahrenen Expertin weiterentwickelt. Aber der Hype, den sie zu Anfang empfunden hatte, das Kennenlernen verschiedener Spielvarianten, war mit jeder neuen Session, mit jedem neuen Top, immer schneller verflogen und hatte sie süchtig gemacht nach Mehr.
»Ich suche jemanden, der seine Dominanz nicht nur spielt, nicht nur für einige Stunden herauslässt, sondern lebt. Oder kurz gefasst: Ich suche jemanden, der die personifizierte Dominanz ist«, erwiderte sie schließlich mit klopfendem Herzen. Jedes Wort war wichtig, jede Betonung. Ihr Schoß mahnte sie voller Begierde, ihre Sache gut zu machen, aber die mehr und mehr steigende Erregung war trug nicht dazu bei, sich zu konzentrieren. »Ich brauche jemanden, der mich gekonnt unterwirft, der gerecht, unnachgiebig und streng ist.« Und der zuallererst mal meinen Stolz bricht, der wahre Unterwerfung nicht zulässt, fügte sie in Gedanken hinzu, aber das brauchte er nicht zu wissen. Wenn er gut war, würde er es selbst herausfinden, ohne dass sie es ihm auf die Nase band. Wichtig war jetzt nur noch, ihre Vorzüge hervorzuheben. »Meine Erfahrung ist durchaus von СКАЧАТЬ