Название: Faszination Jesus
Автор: Roland Werner
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783765574993
isbn:
7Vgl. John Allegro: The Sacred Mushroom and the Cross. London 1973. Seine Behauptungen wurden von vielen Wissenschaftlern wiederholt widerlegt. In seinem mehr wissenschaftlichen Werk über die Funde in Qumran (Search in the Desert, London 1965) allerdings räumte Allegro ein, dass sie uns nichts über Jesus direkt sagen, sondern nur etwas über den historischen Hintergrund, also die Welt des Judentums um die Zeitenwende (so S. 173).
8Hanna Wolff: Jesus, der Mann. Stuttgart 1975. Auch: Jesus als Psychotherapeut. Stuttgart 1978.
9Franz Alt: Jesus – der erste neue Mann. München 1989.
10Albert Schweitzer: Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 4. Auflage 1926.
11Vgl. Anhang 3.
12Ulrich Parzany: Jesus – der einzige Weg? Neukirchen-Vluyn 1991. S. 80ff.
13Mt 16,13-17
2. JESUS:
BERICHTE UND GESCHICHTE
Das war Jesus, der damals, am Anfang seines öffentlichen Wirkens, ungefähr dreißig Jahre alt war. Er wurde angesehen als Sohn von Josef, dem Sohn von Eli …1
Wenn wir uns mit der Fülle der zeitbedingten Jesusbilder auseinandersetzen, ist es wichtig, dass wir einen Maßstab finden, an dem wir sie messen können. Was wissen wir von Jesus? Woher kommen unsere Informationen?
Oft wird gesagt, dass wir von Jesus eigentlich nichts wissen. Das ist die Vorstellung, die in vielen Köpfen herumgeistert. Ein Theologe des 20. Jahrhunderts, der Marburger Rudolf Bultmann, hat es einmal ganz krass ausgedrückt: Seiner Meinung nach brauchen wir von Jesus nichts zu wissen als das „Dass des Gekommen-Seins“. Diese extreme Aussage hat er selbst aber so gar nicht geglaubt. Er hat sie selbst in vielen seiner Schriften widerlegt, in denen er sich sehr wohl historische Urteile über das Leben Jesu bildete und viele Einzelzüge des geschichtlichen Jesus darstellte. Außerdem ist man heute entscheidend weitergekommen und beurteilt die historische Lage viel positiver.2
Nun ist von uns ja keiner damals dabei gewesen. Wir sind bei Jesus wie bei jeder anderen Person der Geschichte auf Zeugnisse von Zeitgenossen angewiesen, also auf historische Quellen. Aus diesen Quellen können wir Rückschlüsse ziehen auf das, was damals passiert ist. Keiner von uns war dabei, als Julius Cäsar mit seinem Heer den Rubikon überschritt. Und dennoch nehmen wir das aufgrund der schriftlichen Überlieferungen und der Auswirkungen, die dieses Ereignis für die römische Geschichte hatte, als wirklich geschehen an. Ebenso hat kein Mensch des 21. Jahrhunderts Sokrates gesehen. Und dennoch gehen wir von seiner Geschichtlichkeit aus, weil wir von Platon und anderen Zeitgenossen Berichte über das Leben des Sokrates haben.
Die Evangelien als verlässliche Informationsquellen
Wie im Anhang ausführlicher dargestellt wird, sind wir bei den Berichten über das Leben Jesu auf mindestens ebenso gutem, wenn nicht viel besserem Grund als bei vielen anderen Persönlichkeiten der antiken Welt. Wir besitzen in den Evangelien den Ertrag von Augenzeugenberichten von hohem Wert. Die Manuskripte des Neuen Testaments sind viel besser erhalten und viel früher anzusetzen als bei allen anderen antiken Autoren. Ebenso werden die neutestamentlichen Texte schon in Schriften am Ende des 1. Jahrhunderts und dann ausgiebig im 2. Jahrhundert zitiert, sodass klar ist, dass sie damals schon weit verbreitet waren. Und auch inhaltlich sind sie stimmig. Was die Evangelien und die Apostelgeschichte berichten, fügt sich lückenlos in das ein, was wir sonst über die antike Welt wissen. Lukas, der Verfasser des nach ihm benannten Evangeliums und der Apostelgeschichte, zeigt eine genaue Kenntnis der Verhältnisse im Römischen Reich im 1. Jahrhundert und wird von Historikern als Quelle für das Altertum hoch eingeschätzt.3 Vieles, was früher angezweifelt wurde, hat sich inzwischen bewahrheitet.4 So entspricht z. B. die Darstellung der Kreuzigung Jesu genau der damals geübten Praxis, wie wir sie aus römischen Quellen kennen. Und die Beispiele sind beliebig zu vervielfachen.
So ist die historische Lage bei Jesus besser als bei den meisten Persönlichkeiten der alten Welt.
Gründe für die Evangelienkritik
Und doch sind wir bei den Berichten, die wir in den Evangelien lesen, besonders kritisch. Woher kommt das? Hier spielen sicher zwei Gründe eine Rolle. Zum einen passt vieles, was in den Evangelien berichtet wird, nicht in unser gegenwärtiges westliches Weltbild. Alles sogenannte Übernatürliche, also Heilungen, Wunder, Prophetien und alles nicht sofort Erklärbare, wird von vielen unserer Zeitgenossen von vornherein abgelehnt. Das ist eine typisch westliche Erscheinung aufgrund des sogenannten naturwissenschaftlichen Weltbilds. In vielen anderen Kulturen rechnet man ganz natürlich mit sogenannten übernatürlichen Dingen. Und auch im Westen ist man unter dem Einfluss der modernen Physik und der Weiterentwicklung der Wissenschaft viel vorsichtiger geworden mit grundlegenden Urteilen über das, was möglich ist und was nicht. Diese Erkenntnis hat noch nicht alle Zeitgenossen erreicht, wird sich aber längerfristig sicher durchsetzen. Hiermit fallen viele der grundlegenden Einwände gegen die Bibel in sich zusammen.
Die Kritik an den neutestamentlichen Texten hat jedoch neben dem Grund, dass vieles nicht in unser zeitbedingtes und einseitiges westliches Weltbild passt, noch eine weitere Ursache. Und die liegt in der Brisanz der ganzen Sache. Denn wenn das stimmt, was von Jesus berichtet wird, dann hat das automatisch Konsequenzen für unser Leben. Und die sind nicht immer angenehm. Der Anspruch, den Jesus erhebt, ist unbequem. Wenn das wahr ist, was er sagt, dann kann man sich nicht einfach an Jesus vorbeimogeln. Dann muss man sich seinem Anspruch stellen. Und das hat Auswirkungen in allen Bereichen der Lebensgestaltung. Das passt uns vielfach nicht. Das ist zu herausfordernd.
Ich glaube, dass hier der tiefste Grund für die innere Abwehrhaltung gegenüber der Bibel liegt. Ein bisschen Religion ist okay. Aber konsequente Nachfolge eines Jesus, der wirklich von Gott kommt und einen Anspruch auf unser Leben hat, so wie das Neue Testament es sagt, das ist eine ganz andere Sache. Das würde sehr viel kosten.
Doch zurück zu der Frage, was wir von Jesus wissen. Neben den Evangelien gibt es einige Informationen in außerbiblischen Texten. Diese sollen hier im Überblick dargestellt werden.5
JESUS IN DER RÖMISCHEN
GESCHICHTSSCHREIBUNG
Es ist nicht verwunderlich, dass wir in den römischen Quellen kaum zeitgenössische Berichte über das Leben Jesu finden. Die Geschichtsschreiber beschäftigten sich damals – wie heute – vor allem mit dem Leben der Einflussreichen und Mächtigen. Das Kaiserhaus, Eroberungskriege, der Senat in Rom, Intrigen, Skandale und Liebesaffären von bekannten Leuten, das waren die Themen, die berichtenswert erschienen. Außerdem waren die Schriftsteller und Dichter von der Gunst der führenden Schicht abhängig. Sie schrieben häufig bestellte Lobeshymnen auf die jeweiligen Herrscher und ihre СКАЧАТЬ