Das Zeichen der Vier. Arthur Conan Doyle
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Название: Das Zeichen der Vier

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012304

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СКАЧАТЬ außergewöhnlichen Erzählung gebannt gelauscht. Bei dem kurzen Bericht vom Tod ihres Vaters war Miss Morstan leichenblaß geworden, und ich hatte einen Moment lang gefürchtet, sie würde in Ohnmacht fallen. Sie hatte sich jedoch bald wieder gefangen, nachdem sie ein Glas Wasser getrunken hatte, das ich ihr stillschweigend aus einer venezianischen Karaffe auf dem Beistelltisch neben uns eingeschenkt hatte. Sherlock Holmes saß mit abwesendem Ausdruck in seinen Stuhl zurückgelehnt, seine Lider waren tief über die glitzernden Augen gesenkt. Als ich ihn so dasitzen sah, mußte ich unwillkürlich daran denken, wie bitterlich er sich erst heute noch über die Banalität des Lebens beklagt hatte. Hier jedenfalls fand sich ein Problem, das ihm ein Höchstmaß an Scharfsinn abverlangen würde. Mr. Thaddeus Sholto blickte uns der Reihe nach an, er war offensichtlich stolz auf den Eindruck, den seine Geschichte uns gemacht hatte, und fuhr dann zwischen Zügen aus seiner überdimensionierten Pfeife folgendermaßen fort:

      »Wie Sie sich sicher vorstellen können, hatte der Schatz, von dem mein Vater gesprochen hatte, meinen Bruder und mich in große Aufregung versetzt. Während Wochen und Monaten gruben und buddelten wir an allen Ecken und Enden des Gartens danach, ohne ihn zu finden. Es war zum Verrücktwerden, daß mein Vater ausgerechnet in dem Augenblick gestorben war, als ihm der Ort des Versteckes auf der Zunge lag. An der Schönheit des Perlendiadems, das er herausgenommen hatte, konnten wir ermessen, was für Herrlichkeiten da entschwunden waren. Wegen eben dieses Diadems kam. es mehrmals zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen meinem Bruder und mir. Die Perlen waren offensichtlich sehr wertvoll, und er war nicht gewillt, sich davon zu trennen, denn unter uns gesagt schlägt mein Bruder in dieser Beziehung meinem Vater nach. Er befürchtete auch, wenn wir das Diadem hergäben, würden wir ins Gerede und schließlich in Kalamitäten kommen. Ich brachte ihn aber wenigstens so weit, daß er mir erlaubte, nach Miss Morstans Adresse zu forschen und ihr in regelmäßigen Abständen eine einzelne Perle zu schicken, so daß sie zumindest nie Not leiden müßte.«

      »Es war nett von Ihnen, daran zu denken«, sagte unsere Gefährtin ernst, »das war wirklich sehr gütig von Ihnen.«

      Der kleine Mann machte eine wegwerfende Handbewegung.

      »Wir waren Ihre Treuhänder«, sagte er, »so jedenfalls habe ich die Sache gesehen, wenn auch Bruder Bartholomew darin nicht ganz mit mir übereinstimmte. Wir selber haben Geld in Hülle und Fülle. Was brauche ich mehr? Zudem würde es von äußerst schlechtem Geschmack zeugen, eine junge Dame so schäbig zu behandeln. Le mauvais goût mène au crime;13 die Franzosen haben eine sehr elegante Art, solche Dinge zu formulieren. Jedenfalls entzweiten wir uns so sehr über dieser Angelegenheit, daß ich es für das beste hielt, mir eine eigene Wohnung nehmen; ich verließ also Pondicherry Lodge und nahm den alten Khitmutgar und Williams mit. Gestern nun habe ich erfahren, daß ein Ereignis von außerordentlicher Tragweite eingetreten ist: Der Schatz ist entdeckt worden. Ich setzte mich also unverzüglich mit Miss Morstan in Verbindung, und nun bleibt uns nichts anderes mehr zu tun, als nach Norwood hinauszufahren und unseren Anteil zu fordern. Gestern abend habe ich Bruder Bartholomew meine Ansichten auseinandergesetzt; er wird unseren Besuch also erwarten, wenn auch nicht gerade begrüßen.«

      Mr. Thaddeus Sholto hatte geendet und saß zuckend auf seinem luxuriösen Sofa. Wir alle verharrten in Schweigen und sannen der plötzlichen Wendung nach, die dieser rätselhafte Fall genommen hatte. Holmes raffte sich als erster auf.

      »Sie haben richtig gehandelt, Sir«, sagte er, »vom Anfang bis zum Ende. Vielleicht können wir uns erkenntlich zeigen, indem wir etwas Licht in jene Dinge bringen, die für Sie noch dunkel sind. Aber – wie Miss Morstan schon vorher bemerkt hat – die Zeit ist fortgeschritten, und wir sollten die Sache ohne Aufschub zu Ende führen.«

      Unser neuer Bekannter rollte sorgsam den Schlauch seiner Wasserpfeife auf und holte hinter einem Vorhang einen sehr langen Mantel hervor, dessen Kragen und Manschetten mit Astrachan besetzt waren, knöpfte der schwülen Nacht zum Trotz alle Schlaufen bis oben zu und stülpte sich zum Schluß noch eine Hasenfellmütze mit herunterhängenden Ohrenklappen über, so daß nichts mehr von ihm zu sehen war als sein spitzes, nie zur Ruhe kommendes Gesicht.

      »Meine Gesundheit ist ein wenig fragil«, sagte er, während er durch den Flur voranging. »Ich bin gezwungen, wie ein ewiger Rekonvaleszent zu leben.«

      Draußen stand die Kutsche für uns bereit, und offenbar war unser Programm schon vorher abgesprochen worden, denn der Kutscher fuhr unverzüglich in scharfem Trab ab. Thaddeus Sholto redete in einem fort, und seine hohe, durchdringende Stimme übertönte das Rattern der Räder.

      »Bartholomew ist ein schlauer Bursche«, sagte er. »Was denken Sie wohl, wie er herausgekriegt hat, wo der Schatz versteckt war? Er war zu dem Schluß gekommen, daß das Versteck irgendwo im Innern des Hauses sein mußte. Er berechnete also den Rauminhalt des Hauses und nahm überall Messungen vor, so daß kein Zoll unberücksichtigt blieb. Dabei fiel ihm auf, daß die Höhe des Gebäudes vierundsiebzig Fuß betrug, während die Addition der Höhe der einzelnen übereinanderliegenden Räume nicht mehr als siebzig Fuß ergab, obwohl er die Decken dazwischen, deren Dicke er durch Bohrungen ermittelt hatte, einkalkuliert hatte. Es gab also irgendwo vier Fuß, die von seinen Messungen nicht erfaßt worden waren. Die konnten sich nur zuoberst im Haus befinden. Deshalb schlug er ein Loch in die Putzdecke eines der Zimmer im obersten Stockwerk, und zum Vorschein kam tatsächlich eine kleine zugemauerte Dachkammer, von der niemand etwas gewußt hatte. In der Mitte auf zwei Dachbalken stand die Schatztruhe. Er ließ sie durch das Loch in der Decke herunter, und da steht sie jetzt. Er veranschlagt den Wert der Juwelen auf mindestens eine halbe Million Sterling.14«

      Als er diese gigantische Summe nannte, starrten wir uns alle mit großen Augen an. Wenn wir Miss Morstans Anspruch durchsetzen konnten, würde aus einer darbenden Gesellschafterin die reichste Erbin Englands. Es ziemte sich freilich für einen treuen Freund, auf diese Nachricht hin in Jubel auszubrechen; und doch muß ich zu meiner Beschämung gestehen, daß Selbstsucht von meiner Seele Besitz ergriff und daß mir das Herz schwer wie Blei wurde. Ich stammelte ein paar holprige Worte der Gratulation und saß dann niedergeschlagen und mit hängendem Kopf da, taub für das Geplapper unseres neuen Bekannten. Er war offensichtlich ein ausgemachter Hypochonder, und ich nahm verschwommen wahr, daß er einen endlosen Schwall von Symptomen auf mich niedergehen ließ und mich um Auskunft über die Zusammensetzung und Wirkungsweise unzähliger Wundermittel bat, von denen er ein paar in einem Lederetui in seiner Tasche bei sich trug. Ich hoffe, er hat die Ratschläge, die ich ihm in jener Nacht gab, gleich vergessen. Holmes behauptet nämlich, gehört zu haben, daß ich ihn eindringlich davor warnte, mehr als zwei Tropfen Rizinusöl einzunehmen, während ich andererseits große Dosen von Strychnin als Beruhigungsmittel empfahl. Wie dem auch sei, ich war jedenfalls froh, als unser Wagen mit einem Ruck anhielt und der Fahrer vom Kutschbock sprang, um uns den Verschlag zu öffnen.

      »Miss Morstan, das ist Pondicherry Lodge«, sagte Mr. Thaddeus Sholto und reichte ihr die Hand zum Aussteigen.

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