Название: Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker Staffel
isbn: 9783740971366
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»In meinem Drehbuch wäre das ein stellungsloser Artist, der sich rächen will«, meinte die ältere Dame verträumt. »Finden Sie nicht auch, Mister Parker, daß das eine gute Grundidee wäre?«
»In der Tat, Mylady«, gab der Butler ungemein höflich zurück. »Ich werde nicht versäumen, eine entsprechende Aktennotiz für Mylady vorzubereiten.«
»Ein Wesen aus Fleisch und Blut also«, schaltete sich Kathy Porter ein. Sie war aus der Maske der May Purgess geschlüpft und nun wieder sie selbst. »Welches Motiv könnte der Mann haben, der als Vampir und Mörder erscheint? So etwas macht doch kein Mensch aus Spaß.«
»Ich habe schon wieder einen neuen Einfall«, ließ Lady Simpson sich zufrieden vernehmen. »Vielleicht wird in meinem Drehbuch der stellungslose Artist ein Geisteskranker. Oder noch besser, er ist ein geisteskranker, stellungsloser Artist. Wie finden Sie das, Mister Parker?«
»Ungemein bemerkenswert, Mylady«, antwortete Josuah Parker, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, »auch das werde ich notieren. Miß Purgess, ist es erlaubt, einige Fragen an sie zu richten?«
»Natürlich«, erwiderte die attraktive Schauspielerin, »ich sage Ihnen gleich, daß ich nie an einen echten Vampir geglaubt habe.«
»Hatte Mister Penwood Feinde?« erkundigte sich Parker.
»Keine, die ihn umbringen wollten«, gab sie entschieden zurück, »und das trifft bestimmt auch für mich zu, Mister Parker.«
»Wurden außer Mister Penwood und Ihnen noch weitere Kollegen von diesem Vampir belästigt und mit dem Tod bedroht?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete May Purgess und hob ratlos die Schultern. »Außer Rob hat kein Kollege mit mir über solche Dinge gesprochen.«
»Ich habe schon wieder eine neue Idee«, ließ Agatha Simpson sich eifrig vernehmen, »gibt es da vielleicht Kolleginnen und Kollegen, die Mister Pendwoods und Ihre Rolle haben wollen?«
»Das ist nicht auszuschließen, Lady Simpson«, erwiderte May Purgess. »Um Rollen dieser Art gibt es immer ein Gerangel unter den Kollegen. Sie werden gut bezahlt und haben große Publicity. Aber deshalb bringt man sich ja nicht gegenseitig um.«
»Sagen Sie das nicht, Kindchen«, bemerkte die ältere Dame. »Konkurrenzneid ist ein gutes Motiv für einen Mord. Mister Parker, vergessen sie nicht, auch das in einer Aktennotiz festzuhalten!«
»Gewiß, Mylady«, antwortete Parker, der einfach nicht aus der Ruhe zu bringen war. »Darf ich, wenn es gestattet ist, noch mal auf den Vampir zurückkommen?«
»Kein Mensch unterbricht Sie«, schnarrte die Detektivin. »Sie selbst lenken ja immer wieder vom Thema ab.«
Kathy Porter verbiß sich ein Schmunzeln. Sie amüsierte sich immer wieder um dieses skurrile Zweigespann Lady Simpson – Butler Parker. Sie war glücklich, diese beiden Menschen aus nächster Nähe beobachten zu können.
»Der besagte Vampir dürfte kein Einzelgänger sein«, schickte Parker voraus, »und diese Tatsache beunruhigt mich ein wenig, wie ich eingestehen muß.«
»Sie meinen den Mann, der sie angerufen hat?« Lady Simpson deutete auf Kathy Porter.
»In der Tat«, entgegnete Parker, »der Zeitraum zwischen dem bewußten Drohanruf und dem Erscheinen des Vampirs war recht kurz, wie Miß Porter bestätigen wird. Der Vampir muß einen Helfershelfer haben, zumal ich ja auch noch auf den Schuß hinweisen möchte, der meiner bescheidenen Wenigkeit galt.«
»Eigentlich sehr schade, daß es sich um einen Menschen aus Fleisch und Blut handelt«, bedauerte die ältere Dame. »Ein echter Vampir wäre mir natürlich lieber gewesen.«
»Laut Mister William P. Petters soll es sie tatsächlich geben«, beruhigte Parker seine Herrin.
»Schnickschnack«, gab sie resignierend zurück, »machen wir uns keine falschen Hoffnungen! Wir haben es mit normalen Mördern zu tun, leider!«
»Und was soll ich jetzt tun?« ließ Miß Purgess sich vernehmen.
»Sie bleiben selbstverständlich mein Gast, liebes Kind«, sagte Agatha Simpson.
»Und was ist während der Dreharbeiten?« wollte May Purgess weiter wissen. »Hob Penwood ist schließlich im Atelier ermordet worden. Am liebsten würde ich England sofort verlassen.«
»Hatte auch Penwood mit diesem Gedanken gespielt?« fragte Lady Agatha.
»Natürlich, Mylady«, entgegnete die junge Schauspielerin, »wer möchte schon gern sterben? Vielleicht sollte man die Dreharbeiten unterbrechen, bis der Vampir gefunden wird.«
»Diese Frage werde ich gern mit der Produktion besprechen«, erbot sich Lady Agatha eifrig. »Dann wird sich ja erweisen, ob meine Theorie stimmt oder nicht.«
»Welche Theorie?« erkundigte sich May Purgess.
»Ob eine konkurrierende Gesellschaft versucht, die Dreharbeiten unmöglich zu machen oder nicht«, erwiderte die ältere Dame. »Ein gewisser Superintendent Needle glaubt nämlich daran, ich hingegen nicht!«
»Bestehen Mylady auch in dieser Hinsicht auf eine Aktennotiz?« schaltete der Butler sich gemessen ein.
»Unsinn«, hauchte sie ihn leicht gereizt an. »Sie wissen doch, daß ich diese Theorie verneine.«
»Darf ich mal etwas sagen, Mylady?« erkundigte sich May Purgess vorsichtig. Lady Simpson schüchterte sie ungewollt ein.
»Aber gern, liebes Kind«, gestattete die Resolute wohlwollend.
»Hinter vorgehaltener Hand tuschelt man in unserer Branche, daß die Steinway-Pictures ruiniert sein werden, wenn sie mit ihrem Film nicht vor uns auf dem Markt sind.«
»Ich verstehe«, behauptete die Detektivin, »aber können Sie das dennoch etwas ausführlicher bringen?«
»Die Steinway-Pictures und wir haben im Grund denselben Filmstoff, Mylady«, sagte May Purgess. »Der Streifen, der zuerst in den Kinos sein wird, macht klar das Rennen, darüber gibt es keinen Zweifel.«
»Das klingt allerdings interessant«, entschied Lady Simpson und sah ihren Butler auffordernd an. »Machen Sie doch eine Aktennotiz, Mister Parker. Ich glaube, daß ich jetzt meinen Stoff gefunden habe, aber das sagte ich ja wohl schon!«
*
Der Vampir ließ sein Opfer nicht aus den Augen.
Er saß in einem, neutral aussehenden Ford und beobachtete May Purgess, die aus dem altehrwürdigen Stadthaus der Agatha Simpson kam und in einem Wagen Platz nahm, dessen hintere Tür von Butler Parker höflich und dienstbereit geöffnet wurde.
Dieser Wagen paßte zum Haus, das noch ganz aus Fachwerk bestand, wie übrigens auch die benachbarten Häuser an diesem kleinen Platz. Inmitten von London war das hier eine Insel, die aus dem Mittelalter stammte. Die Häuser gingen nämlich auf jene Zeit zurück und hatten sich gegen СКАЧАТЬ