Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Box

isbn: 9783740970215

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СКАЧАТЬ Art lähmende Wirkung haben. Wie sonst ließ sich erklären, dass er sich selten so hilflos fühlte wie beim Anblick einer weinenden Frau? Aber auch das war von der Natur bestimmt so gewollt. Endlich leerte sich das Reservoir, rollte nur noch ab und zu ein Tropfen über Andreas Wange.

      Daniel atmete auf.

      »Wollen Sie mir endlich erzählen, was passiert ist?«, fragte er sanft.

      Andrea schluchzte ein letztes Mal auf.

      »Ich … ich war in meinem Urlaub bei einer Schönheitschirurgin.«

      Natürlich war Dr. Norden aufgefallen, dass er Frau Sander schon lange nicht mehr in ihren grünen Pumps mit den streicholzdünnen Absätzen gesehen hatte.

      »Keine Sorge«, kommentierte sie seinen Blick auf ihre Schuhe. »Gerade habe ich ein kleines Vermögen für einen in der Schweiz gefertigten Schuh ausgegeben.« Sie schnitt eine Grimasse. »Und das nur, weil mich das Firmenschild an die Bergmassive erinnert, sie seit Jahrmillionen trotz extremer Faltenbildung unerschütterlich der Zeit trotzen.«

      Daniel Norden musste lachen.

      »Meine liebe Andrea, was wollen Sie denn? Für Ihr Alter sehen Sie doch toll aus.« Oder hätte er lieber ›sahen‹ sagen sollen? Ein Glück, dass Andrea seine Gedanken nicht lesen konnte.

      Sie verzog das Gesicht.

      »Komisch. Das sagt Dr. Kohler von der Orthopädie auch immer, wenn er mein knirschendes Knie begutachtet. Altersangemessen prima.« Wieder schimmerten ihre Augen verdächtig.

      Daniel kam um den Schreibtisch herum und setzte sich auf die Tischkante.

      »Also schön. Aber was ist denn nun bei der Schönheitschirurgin passiert?«

      Andrea Sander putzte sich die Nase und dachte kurz nach, wo sie mit ihrer Leidensgeschichte beginnen sollte.

      »Aus einem bestimmten Grund wollte ich einfach besser aussehen. Jünger, frischer. Deshalb habe ich mich für eine Unterspritzung mit Hyaluronsäure entschieden. Eine ultrafeine Nadel, kaum Schmerzen, und die ganze Behandlung dauert nur so lange wie ein Besuch bei der Kosmetikerin.«

      »Klingt in der Tat verlockend«, gestand Daniel und konnte sich gerade noch zurückhalten, mit den Fingern über die Falten um seinen Mund zu fahren.

      »Dummerweise ging bei mir irgendetwas schief. Direkt im Anschluss an die Behandlung schwoll mein Gesicht an wie ein Luftballon. Die Ärtzin selbst wäscht ihre Hände natürlich in Unschuld und will nichts von einem Behandlungsfehler wissen.« Andreas Stimme war immer leiser geworden und verstummte schließlich ganz. Das Tränendepot hatte sich wieder gefüllt.

      Schon sah sich Daniel von einer weiteren Sturzflut bedroht.

      »Immer mit der Ruhe, Frau Sander.« Die Wärme seiner Hand auf ihrer Schulter war tröstlich. »Ich werde mich der Sache annehmen. Mit etwas Glück bekommen wir das schon wieder hin.« Er beugte sich über sie und nahm das Gesicht in Augenschein. »So, wie das aussieht, leiden Sie an einer Fillerkomplikation mit einer lokalen Entzündung. Die werden wir zuerst behandeln. Anschließend versuchen wir es mit einer Hyaluronidase. Dabei handelt es sich um Enzyme, die die eingebrachte Hyaluronsäure auf natürliche Art und Weise abbaut. Hilft das alles nichts, bringt ein kleiner Eingriff den gewünschten Erfolg. Und jetzt hören Sie bitte auf zu weinen. Sonst kann ich ja gar nicht erkennen, ob mein Trost fruchtet.«

      Andrea rang sich ein Lächeln ab.

      »Ihr Wunsch ist mir Befehl«, nuschelte sie in ihr Taschentuch.

      Dr. Norden rutschte von der Schreibtischkante. Höchste Zeit, sich nach Lenni zu erkundigen.

      »Ich mag es, wenn Frauen so handsam sind.« Er zwinkerte ihr zu und freute sich über das Lachen, das ihn hinaus begleitete. Klein zwar und verhalten, aber immerhin.

      *

      Die Reifen des Rollstuhls quietschten leise auf dem PVC-Boden, der so ganz anders aussah als der Boden im Hörsaal damals. Heutzutage gab es Vinylböden in Holzoptik, die der Behnisch-Klinik eine fast wohnliche Atmosphäre verliehen, wie Fee insgeheim wieder einmal feststellte. Ihr Patient Julius dagegen hatte ganz andere Sachen im Sinn. Er sah von seinem Handy hoch.

      »Mit einem Rollstuhl auf die Halfpipe. Das wäre mal was.«

      »Du machst mir Spaß«, stöhnte Emil. »Ein Glück, dass du jetzt erst einmal hier festsitzt.« Und zu Felicitas gewandt fragte er: »Und die Operation ist also am Ellbogen?«

      »Es handelt sich nur um einen kleinen Eingriff, der allerdings unumgänglich ist.« Felicitas bugsierte das Bett auf die Seite, um eine Schwester mit einem Wäschewagen vorbeizulassen. Ihr Patient hatte sich wieder in sein Handy vertieft. »Der Knochen heilt leider nicht von selbst so, wie wir das gern hätten. Chronische Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit wären die Folge. Aber keine Sorge.« Vor der Tür eines Krankenzimmers machte sie halt. »Wir kriegen das schon wieder hin.«

      Stimmen näherten sich.

      Dr. Lammers ging mit einer Schwester über den Flur. Die beiden unterhielten sich leise und schienen keinerlei Notiz von ihrer Umwelt zu nehmen. Fee war das nur recht.

      »Nimmst du irgendwelche Medikamente?«, erkundigte sie sich bei Julius, der selbstvergessen im Rollstuhl saß und auf seinem Mobiltelefon herumtippte.

      »Als Biologe schwöre ich auf Naturheilverfahren«, antwortete Emil anstelle seines Enkels. »Sind da irgendwelche Wechselwirkungen mit der Narkose zu befürchten?«

      »Nicht mal, wenn Sie ein ganzes Kräuterfeld vertilgen«, bemerkte Volker Lammers im Vorbeigehen. Sein Lachen dröhnte über den Flur.

      Bevor Felicitas eine passende Antwort einfiel, war er auch schon um die Ecke verschwunden.

      Dr. Steinhilber schickte ihm einen Blick aus schmalen Augen nach.

      »Ein Anwärter für den Friedensnobelpreis ist dieser Typ aber nicht.« Er hielt Felicitas die Tür zum Krankenzimmer auf. »Ist er Ihr Vorgesetzter?«

      Sie lächelte.

      »Im Gegenteil. Ich bin die Chefin der Pädiatrie und er mein Stellvertreter.«

      »Sieht ganz so aus, als könnte sich das demnächst ändern.« Leise klappernd fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.

      Fee zählte still bis drei, wie sie es inzwischen automatisch tat, um sich in einer schwierigen Situation zu beruhigen. Nomalerweise ging es dabei um kleine Patienten. Aber auch in anderen Situationen hatte sich diese Praktik bewährt. Doch in diesem Fall war es nicht so einfach wie sonst. Sie zählte bis fünf, bis sechs, dann atmete sie tief durch, parkte den Rollstuhl vor dem Bett und drehte sich zu ihrem ehemaligen Dozenten um.

      »Sie irren, Herr Dr. Steinhilber.«

      Emil lachte.

      »Immer noch kämpferisch wie eh und je.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich erinnere mich noch gut an Sie. Und an Ihre Liebesbriefe.«

      Felicitas wurde es heiß und kalt. Schnell sah sie hinüber zu Julius. Doch der war zum Glück immer noch in seiner eigenen Welt versunken. »Daran erinnern Sie sich noch?« Sie ärgerte sich darüber, dass ihre Stimme zitterte.

      Dr. СКАЧАТЬ