Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Название: Chefarzt Dr. Norden Box 4 – Arztroman

Автор: Patricia Vandenberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Box

isbn: 9783740970215

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      »Leider nein.«

      »Entschuldigen Sie mal! Heutzutage werden Herzen verpflanzt, Gesichter rekonstruiert und Menschen zurück ins Leben geholt. Und Sie wollen mir weismachen, dass Sie dieses Malheur nicht ausmerzen können?« Andrea nestelte ein Taschentuch aus der Packung auf dem Tisch und putzte sich die Nase. »Nein, Chef, das glaube ich Ihnen nicht. Ich will, dass Sie mich operieren. Am besten gleich heute.«

      Daniel dachte an den Fall, von dem Fee ihm am vergangenen Abend erzählt hatte. Ein Mensch lehnte eine Therapie ab, die ein anderer unbedingt wollte. Was für eine verrückte Welt! Er seufzte tief und sah Andrea Sander an.

      »Aber …«

      »Kein aber!«

      Gegen ihren Wunsch war er machtlos.

      »Sind Sie sicher?«

      »Absolut.«

      Er nickte langsam.

      »Also schön. Dann werde ich sehen, dass wir heute Nachmittag einen Operationssaal bekommen.«

      »Gut.«

      Der Stuhl seufzte, als Andrea sich auf das Polster fallen ließ. Sie hatte erreicht, was sie wollte. Trotzdem wirkte sie alles andere als glücklich.

      »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, erkundigte sich Dr. Norden, eine steile Falte auf der Stirn.

      »Sorgen Sie dafür, dass die Operation gelingt und ich wieder so aussehe wie vorher«, murmelte sie vor sich hin. »Sonst kann ich diesen Job hier vergessen.« Dr. Norden wollte eben wiedersprechen, als sie fortfuhr. »Ganz zu schweigen von einem neuen Partner.« Sie presste die Lippen aufeinander und starrte geradeaus zum Zeichen dafür, dass das Gespräch an dieser Stelle beendet war.

      *

      Die Schiebetüren öffneten sich, und eine Schwester schob den Rollstuhl mit Julius Steinhilber hinaus auf den Flur. Felicitas Norden folgte den beiden. Während der Krankentransport weiterzog, blieb sie kurz stehen. Sie nahm die blaue Haube vom Kopf und schüttelte das Haar. Welche Befreiung nach der beklemmenden Atmosphäre im Röntgenraum! Doch sie kam nicht dazu, dieses Gefühl länger als einen Atemzug lang zu genießen. Aus dem Schatten einer Pflanze trat Emil Steinhilber hervor und verstellte ihr den Weg.

      »Und? Wie ist es gelaufen? Haben Sie alles richtig gemacht mit den Spritzen?«

      »Dr. Steinhilber!« Fee zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und machte sich wieder auf den Weg. Ihre Turnschuhe schmatzten leise auf dem PVC-Boden. Ganz anders die Ledersohlen ihre ehemaligen Dozenten. Ihr Klappern war hart, ein unangenehmes Geräusch. »Wenn Sie solche Zweifel an meinen Fähigkeiten haben, hätten Sie mich vorher fragen sollen, ob ich mein Metier beherrsche.«

      Emil sah schnell zur Seite. Er räusperte sich.

      »Und wie geht es jetzt weiter?«

      Schon von Weitem sah Felicitas die Schwestern, die in einem kleinen Grüppchen zusammenstanden und tuschelten. Beim Anblick der Chefin der Pädiatrie verstummten sie. Fast so, als hätte jemand den Ton abgedreht. Fee sah ihre Ahnung bestätigt. Sie grüßte nickend und ging an ihnen vorbei.

      »In den nächsten Wochen injiziere ich noch zwei Mal ein verdünntes Schmerzmittel unter Röntgenkontrolle direkt an den schmerzverursachenden Stellen.«

      »Und was ist bis dahin?«

      »Mehr kann ich für Julius im Augenblick nicht tun.« Sie machte vor dem Krankenzimmer des Jungen Halt. »Ihre Entscheidung«, fügte sie hinzu und drückte die Klinke herunter.

      Beim Anblick der Schwester, die mit dem schlaffen Jungenkörper kämpfte, fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Mit zwei großen Schritten war sie bei den beiden. Beherzt griff sie zu und half, Julius ins Bett zu legen.

      Emil Steinhilber war außer sich.

      »O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott!«

      Fee gab der Schwester ein Zeichen, sich um den Senior zu kümmern. Sie selbst beugte sich über den Jungen und strich ihm ein paar Strähnen aus der verschwitzten Stirn.

      »Was machst du denn für Sachen?« In diesem Augenblick war sie ganz Mutter.

      »Ich wollte nur aufstehen. Und dann war plötzlich mein Bein weg. So ein krasses Gefühl hatte ich noch nie.«

      »Hat er etwa Lähmugserscheinungen?« Emil saß auf einem Stuhl in der Ecke. Das Glas in seiner Hand zitterte.

      »Das ist eine der möglichen Nebenwirkungen bei der Einspritzung des Lokalanästhetikums. Eigentlich sollte dieses ›krasse‹ Gefühl gleich vorbei sein.« Wieder einmal war Fee ihren Kinder dankbar für das, was sie von ihnen lernte. Egal, ob es darum ging, die eigenen Grenzen zu erfahren, ungewöhnliche Wege zu gehen, neue Technologien kennenzulernen, offen für Fremdes zu sein oder einfach nur darum, Unsinn zu machen: Die Schule, in die ihr Nachwuchs sie schickte, war mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Das bewies auch Julius’ Lächeln. Sein Vertrauen hatte sie im Handumdrehen gewonnen. Ganz im Gegensatz zu seinem Großvater.

      »Diese ganze Behandlung hat überhaupt nichts gebracht. Ich hätte mich doch lieber an Dr. Lammers wenden sollen«, schimpfte Emil aus seiner Ecke.

      Felicitas stand der Mund offen. Langsam zählte sie im Geiste bis drei.

      »Der Fehler liegt nicht bei mir«, erklärte sie mit fester Stimme. »Ich kann mir nur vorwerfen, nicht von Anfang an auf der Operation bestanden zu haben.« Sie griff nach dem Coldpack, das in einer Nierenschale am Fußende des Bettes lag. »Hier, das ist zur Kühlung«, sagte sie zu Julius. »Das kannst du auf die Einstichstelle legen, falls sie dich ärgert.« Sie hielt ihm die Hand hin und er klatschte ein.

      Emil schnaubte ärgerlich dazu.

      »Immer noch derselbe Kindskopf wie damals.«

      »Vielen Dank für das Kompliment.« Felicitas setzte sich zu ihm an den Tisch und sah ihm ungeniert in die Augen.

      »Julius’ Befund könnte nicht eindeutiger sein. Eine Operation ist die einzige Therapie, die Ihrem Enkel helfen kann.«

      Dr. Steinhilber presste die Lippen aufeinander und sah weg.

      »Es ist nicht fair, Julius die Chance auf vollständige Heilung zu nehmen«, fuhr Fee fort.

      »Aussicht auf vollständige Heilung. Routine-OP!« Emil schnaubte wie ein Ochse. »Das hört man ja ständig. Und wenn es dann schief geht, gehen die Fälle an die Anwälte.«

      »Sie müssen keine Angst haben.« Einen winzigen Augenblick schwebte Fees Hand in der Luft. Dann legte sie sich leicht wie eine Feder auf Emils Hand.

      »Ich werde Julius wieder auf seinen Scooter bringen. Aber das geht nur, wenn Sie einer OP zustimmen.«

      »Mann, Opa. Wenn sogar Frau Dr. Norden das sagt, dann wird es schon gut gehen«, rief Julius aus dem Hintergrund. »Ich will wieder Scooter fahren und Wettbewerbe gewinnen.«

      Emil senkte die Augen und starrte auf den Boden. Als Fee schon dachte, keine Antwort mehr zu bekommen, schüttelte er langsam den Kopf.

      »Nein. СКАЧАТЬ