David Copperfield. Charles Dickens
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Название: David Copperfield

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183173

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СКАЧАТЬ ich dem Volksglauben nach zu schauen die Gabe hatte, und kehrte nie wieder zurück.

      Nein. Ich lag in meinem Korbe, und meine Mutter lag in ihrem Bette. Aber Betsey Trotwood Copperfield war für immer hinüber geschwunden in das Land der Träume und Schatten, in jene geheimnisvolle Region, aus der ich vor so kurzer Zeit gekommen war; und das Licht, das durch das Fenster unseres Zimmers hinausschien, erleuchtete den irdischen Bezirk unserer Mitpilger aus diesen Gefilden und schien auf den Hügel über dem Staube und der Asche dessen, ohne den ich nie gewesen wäre.

      Die ersten Gegenstände, die deutlich vor meinem Geiste erscheinen, wenn ich weit zurück in das Dunkel meiner ersten Kinderjahre blicke, sind meine Mutter mit ihrem schönen Haar und der jugendschlanken Gestalt, und Peggotty ohne alle Figur und mit so dunkeln Augen, daß sie alles in ihrer Nähe zu verdunkeln schienen, und mit so roten und drallen Backen und Armen, daß es mich wunderte, warum die Vögel nicht lieber daran als an den Äpfeln pickten.

      Ich glaube die beiden noch heute in nächster Nähe von mir zu sehen, wie sie sich klein machten oder auf den Boden hinkauerten, wählend ich mit taumelnden Schütten von der einen zur andern trippelte. ^

      Ich habe auch noch einen dunkeln Eindruck behalten, den ich von wirklicher Erinnerung nicht unterscheiden kann, eine Vorstellung von Peggottys Zeigefinger, den ich anfaßte und der von der Nadel so rauh war wie ein kleines Muskat-Reibeisen.

      Das beruht vielleicht auf Einbildung, obgleich ich meine, daß das Gedächtnis der meisten Menschen in eine viel fernere Kinderzeit zurückreicht, als man gewöhnlich annimmt, ebenso wie ich glaube, daß die Beobachtungsgabe bei vielen kleinen Kindern an Schärfe und Genauigkeit ganz wunderbar ist. In der Tat bin ich der Ansicht, daß die meisten Erwachsenen, die sich in dieser Beziehung auszeichnen, richtiger gesagt, jene Gabe nur nicht verloren, aber sich diese später nicht angeeignet haben, um so mehr, als man an jenen Leuten eine gewisse Frische, Liebenswürdigkeit und Genußfähigkeit bemerkt die auch ein aus ihrer Kindheit herübergerettetes Erbteil find.

      Vielleicht gerate ich mit dieser Bemerkung in den Verdacht des Abschweifens, aber sie läßt mich doch sagen, daß ich diese Schlüsse zum gewissen Teil auf meine eigene Erfahrung aufbaue, und, wenn aus irgend etwas in dieser Erzählung hervorgeht, daß ich ein scharf beobachtendes Kind war und als Mann ein lebhaftes Gedächtnis an meine Kindheit bewahrt habe, daß ich fraglos Anspruch auf diese beiden Eigenschaften erhebe.

      Wenn ich also in das früheste Kindheitsdunkel zurückblicke, so sondern sich aus dem Wirrwarr von allerlei Dingen zunächst die beiden Gestalten meiner Mutter und Peggottys ab. Was weiß ich sonst noch? Wir wollen einmal sehen. –

      Da taucht aus dem Nebel der Erinnerung unser Haus in seiner, mir von frühester Erinnerung her vertrauten Gestalt hervor. Im Erdgeschoß ist Peggottys Küche, die auf den Hinterhof hinausgeht, wo in der Mitte ein Taubenhaus auf einer Stange steht, aber ohne Tauben, eine große Hundehütte in einer Ecke, aber kein Hund darin, und eine, Anzahl Hühner, die mir schrecklich groß vorkamen, stolzierten drohenden und wilden Wesens darin herum. Ein Hahn fliegt auf einen Pfosten, um zu krähen, und scheint sein Auge ganz besonders auf mich zu werfen, wie ich ihn durch das Küchenfenster ansehe, und darüber zittere ich vor Furcht, weil er so kampflustig aussieht. Von den Gänsen draußen am Seitentürchen, die mir mit lang ausgestreckten Hälsen nachwatscheln, wenn ich vorbeigehe, träume ich nachts, wie ein Mann, der in der Nähe von wilden Tieren lebt, von Löwen träumen mag. Dann ist da ein langer Gang – in meiner Erinnerung eine endlose Perspektive – der von Peggottys Küche nach der vorderen Haustür führt. Eine dunkle Vorratskammer mündet auf diesen Gang – wo ich nachts stets nur vorbeihusche, denn wer weiß was hinter diesen Krügen, Tonnen und alten Teekisten stecken mochte, wenn niemand mit einer matt leuchtenden Kerze darin ist – und eine dumpfige Luft strömt heraus, in der sich der Geruch von Seife, Pickles, Pfeffer, Lichtem und Kaffee vermischt. Dann sind unten die beiden Wohnzimmer: das eine, in dem wir, meine Mutter, ich und Peggotty, abends sitzen – denn Peggotty leistet uns Gesellschaft, wenn sie ihre Arbeit gemacht hat und wir allein sind – und das gute Zimmer, wo wir Sonntags sitzen – feierlich, aber nicht so traulich. Für mich hat dies Zimmer etwas Wehmütiges, denn Peggotty hat mir erzählt – ich weiß nicht mehr wann, aber es muß lange, lange her sein – wie mein Vater begraben wurde und hier die Leichenträger ihre schwarzen Mäntel umhingen. Und eines Sonntags abends liest meine Mutter Peggotty und mir vor, wie Lazarus auferstand von den Toten. Und ich ängstige mich so sehr darüber, daß sie mich aus dem Bette herausnehmen und mir aus dem Schlafzimmerfenster den stillen Kirchhof zeigen müssen, wo die Toten alle in feierlichem Mondlicht friedlich im Grabe ruhen.

      Kein Grün dünkte mir jemals so grün wie das Gras auf diesem Kirchhofe, keine andern Bäume auch nur halb so schattig, und nichts so lautlos still wie die Grabsteine dort. Wenn, ich frühmorgens in meinem Bettchen knie, das in einer Wandnische in der Schlafstube meiner Mutter steht, so sehe ich die Schafe dort grasen, und die Morgenröte die Sonnenuhr bestrahlen, und ich denke im geheimen: Ob sie sich wohl freut, wieder einen Tag verkünden zu können?

      Da ist unser Kirchenstuhl. Was er für eine hohe Lehne hat! Und ein Fenster ist in seiner Nähe, durch das man unser Haus sehen kann; und wie oft während des Frühgottesdienstes sieht Peggotty hinüber, ob sich keine Diebe einschleichen oder kein Feuer ausbricht. Aber obschon sie ihre Augen fleißig herumschweifen läßt, nimmt sie es doch sehr übel, wenn ich es so mache und steht mich stirnrunzelnd an, wenn ich auf meinen Sitz steige, um den Geistlichen anzuschauen. Aber ich kann ihn doch nicht immer anschauen – ich kenne ihn ja ohne das weiße Zeug da, das er anhat, und fürchte, daß er sich wundert, warum ich ihn so anstarre, und er dann am Ende gar seine Predigt unterbricht und mich fragt, warum ich das täte – und – was soll ich dann tun? Das Herumgaffen ist wahrhaftig nicht hübsch – aber ich muß doch etwas tun! Ich sehe meine Mutter an: sie tut, als ob sie mich nicht sähe. Ich schaue nach einem Knaben auf dem Chore: der schneidet mir Gesichter. Ich sehe das Sonnenlicht zur offenen Kirchenpforte hereinfallen und ein einzelnes verirrtes Schaf davor, ich meine keinen Sünder damit, sondern einen Hammel, der nicht übel Lust verrät, der Kirche einen Besuch abzustatten. Ich muß fortsehen, denn es ist mir ganz so, als müßte ich laut zu ihm sprechen, und dann – wehe mir! Ich sehe nach den steinernen Gedächtnistafeln an der Wand und bemühe mich an das verstorbene Mitglied dieser Gemeinde Mr. Bodgers zu denken, und an Ms. Bodgers' Trauer, »denn gar schwerer Krankheit Walten hat er christlich ausgehalten; hilflos war der Arzte Kunst.« Ich überlegte, ob sie Mr. Chillip gehabt hätten, und ob der auch »hilflos« gewesen, und ob es ihm lieb ist, allsonntaglich daran erinnert zu werden? Von Mr. Chillip mit seiner Sonntagskrawatte sehe ich wieder zur Kanzel empor und denke, was das für ein schöner Spielplatz wäre, was für eine feine Burg, um sie zu verteidigen, wenn ein anderer Junge die Stufen zum Angriff hinaufstürmte, und ich ihm das Samtkissen mit den Troddeln an den Kopf werfen könnte. Allmählich schließen sich meine Augen, ich glaube in der Schwüle den Geistlichen noch in schläfrigem Tone ein einschläferndes Lied singen zu hören, und dann höre ich nichts mehr, bis ich mit lautem Gepolter von meinem Sitze falle und von Peggotty, mehr tot als lebendig, aufgehoben werde. Und jetzt sehe ich die Außenseite unseres Hauses mit den offenen Jalousien des Schlafzimmers, damit die herrlich duftende Luft hinein kann, und im Hintergrunde des vorderen Gartens immer noch in den hohen Ulmen die zerfetzten alten Krähennester hängen. Jetzt bin ich in dem Garten hinter dem Hofe mit dem leeren Taubenhaus und der Hundehütte – ein wahrer Park für Schmetterlinge, wo die Früchte dicht gedrängt und reifer und schöner, als ich sie irgendwo gesehen, an den Zweigen hängen, und wo meine Mutter in ein Körbchen Obst pflückt, während ich dabei stehe und heimlich ein paar entwendete Stachelbeeren rasch in den Mund stecke, und mich bemühe, ein unschuldiges Gesicht zu machen. Ein starker Wind erhebt sich, und in einem Augenblick ist der Sommer verweht. Wir spielen in dem Winterzwielicht und tanzen in der Stube herum. Wenn meine Mutter außer Atem ist und in einem Lehnstuhle ausruht, so sehe СКАЧАТЬ