Herz gegen Vernunft. Nora Wolff
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Название: Herz gegen Vernunft

Автор: Nora Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Co-Working-Space

isbn: 9783958238459

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СКАЧАТЬ meinem Vater heraushält, grundsätzlich jedoch dieselbe Meinung wie er vertritt. Kein Wunder, schließlich ist sie genau wie Anita tief mit der Firma verbunden und arbeitet genauso viel wie mein Vater. »Ein Büro zu haben, hat nichts mit einer App zu tun. Ist das nicht so ein Co-Working-Space, wo du dich eingemietet hast?«

      »Nichts Halbes und nichts Ganzes«, brummt mein Vater.

      »Ob nun Co-Working-Space oder nicht, ich arbeite trotzdem.« Derzeit wahrscheinlich sogar mehr als sie alle drei zusammen.

      »Für lau. Bei mir bekommst du nicht nur ein anständiges Gehalt, sondern auch sämtliche Überstunden und Wochenendarbeit bezahlt. Also sei nicht so stur und komm zurück.«

      »Nein.«

      Mein Vater haut so kräftig auf den Tisch, dass das Geschirr scheppert. »Herrgott, Anton, sei doch nicht so –«

      »Was genau soll deine App denn machen? Irgendeinen Plan musst du ja haben.«

      Ich sehe Anita an, unsicher, ob sie mir mit dem Einwurf helfen oder mich nur weiter vorführen will.

      Sie ist fünf Jahre älter als ich, aber eigentlich haben wir uns immer gut verstanden, bis sie mit sechzehn angefangen hat, ab und zu in der Firma auszuhelfen. Danach ist sie immer verbissener geworden, kämpferischer, besserwisserischer – fast so wie unser Vater. Früher wäre das eine Beleidigung für sie gewesen. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.

      »Natürlich habe ich einen Plan.«

      Auffordernd hebt sie die Augenbrauen. »Super. Schieß los. Wir sind ganz Ohr. Vielleicht können wir dich unterstützen.«

      Mein Vater schüttelt schnaufend den Kopf und fängt an, die Teller zu stapeln, da ohnehin niemand mehr isst.

      »Die App soll auf den Social-Media-Plattformen beim Fotodesign helfen. Templates, kleine animierte How-To-Videos für Neulinge –«

      »Nicht schon wieder der Fotoquatsch!« Anklagend deutet er auf meine Mutter. »Daran ist nur deine Schwester schuld. Wenn sie ihm damals nicht diese Kamera geschenkt hätte...!«

      Abwehrend hebt sie die Hände. »Sie hat das nicht mit mir abgesprochen. Du weißt doch, wie sie ist, wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat.«

      »Oh ja. Völlig unzurechnungsfähig, genauso wie die Sache mit diesem Amerikaner, mit dem sie mal eben über den großen Teich gehüpft ist, nachdem sie hier alles hat stehen und liegen lassen.«

      Kopfschüttelnd stellt er die gestapelten Teller auf die Servierplatte mit den Resten des Schweinebratens. Meine Eltern sind der Meinung, dass man nicht aus Pappschachteln essen muss, nur weil das Essen geliefert wird. Sogar im Büro füllen sie das Essen um, sehr zur Belustigung des ein oder anderen Mitarbeiters.

      »Eine Fotodesign-App.« Mein Vater schnaubt wie ein Rottweiler, der statt seines Lieblingsfutters Schonkost serviert bekommt. »So was braucht kein Mensch. Jedes Handy macht heutzutage perfekte Fotos, dazu all die mitgelieferten Filter... Das ist die reinste Zeit- und Geldverschwendung!« Dieses Mal ist sein Finger auf mich gerichtet. »Zeit und Geld, die ich in dich investiert habe, damit du bei mir arbeitest.«

      Ich öffne gerade den Mund, um etwas darauf zu erwidern, als Anita fragt: »Und diese App willst du verkaufen?«

      Weil ich eh schon im Antwortmodus bin, sage ich, ohne nachzudenken: »Eigentlich will ich sie kostenlos zur Verfügung stellen und In-App-Käufe –«

      »Kostenlos! Kostenlos?!«

      »Bert, bitte.«

      »Wie zum Donnerwetter noch mal willst du davon leben, wenn du deine Arbeit kostenlos...! Für so einen Quatsch habe ich nicht dein Studium finanziert!« Er schnappt nach Luft. Sein Gesicht ist vor Zorn krebsrot angelaufen.

      Derartige Ausbrüche hat er seit meiner Kündigung regelmäßig, sonst würde mich seine Gesichtsfarbe vielleicht beunruhigen. Tatsache ist jedoch, dass wir dieses Gespräch in abgewandelter Form und abzüglich genauer Details zur App schon so oft geführt haben, dass ich beinahe vorhersehen kann, wann welche Äußerung kommt.

      Anfangs hat mich jeder Streit in eine tiefe Krise gestürzt. Ich habe so sehr an mir gezweifelt, dass ich schon zweimal kurz davor war, alles hinzuschmeißen. Keine Ahnung, ob ich dann wieder für ihn gearbeitet oder mir etwas anderes gesucht hätte. Hauptsache, ich hätte wieder etwas gemacht, das seine Zustimmung findet und diese elenden Reibereien beendet.

      Aber ich habe durchgehalten – bis jetzt zumindest. Ich weiß, dass weder mein Vater noch meine Mutter oder meine Schwester viel von Fotografie halten, aber mir bedeutet sie etwas. Allein schon, um ihnen allen zu beweisen, dass es eben kein Hirngespinst ist, mit dem ich mich seit zwei Wochen beschäftige, muss ich eine perfekte App launchen, die auf zahlreiche begeisterte Abnehmer stößt.

      Alles andere ist inakzeptabel.

      »Sie ist ja nicht ganz kostenlos. Nur die Basis-Funktionen. Solche Modelle gibt es oft in den App-Stores. Das ist bekannt und akzeptiert.«

      Mein Vater macht eine wegwerfende Handbewegung, steht abrupt auf, schnappt sich das gestapelte Geschirr und marschiert ohne ein weiteres Wort in die Küche.

      Okay. Am besten launche ich eine perfekte App, die innerhalb der ersten Stunde nach Veröffentlichung unter den Top 3 Downloads landet und dort auch ein paar Monate bleibt. Oder Jahre.

      Kinderspiel.

      »Meinst du so was hier?«

      Ich habe nicht mitbekommen, dass Anita mit ihrem Handy herumhantiert hat, aber jetzt hält sie es mir über den Esstisch hinweg unter die Nase. Sie hat eine bekannte Design-App abgerufen, die mein größter Konkurrent werden wird.

      »Genau.«

      »Hm.« Sie schürzt die Lippen und zieht den Arm zurück. »Das war nur der Toptreffer. Dir ist schon klar, dass es ungefähr tausend von diesen Design-Apps gibt?«

      Meine Mutter sieht mich schockiert an. »Hast du im Vorfeld etwa keine Marktanalyse gemacht?«

      »Doch, natürlich. Und es sind keine tausend. Die meisten sind außerdem ziemlich schlecht.«

      »Und deine nicht?«

      Ich werfe Anita einen vernichtenden Blick zu. »Meine nicht, nein.«

      Sie tippt und wischt auf ihrem Handy herum. »Für mich sehen die alle ziemlich gleich aus. Allein letzte Woche sind zwei neue Apps dieser Kategorie dazugekommen.«

      Ich stutze. Gleich zwei? »Aha?«

      »Wow, die sieht hübsch aus. fotogramma. Aufsteiger der Woche. Oh, wie cool. Es gibt sogar animierte Video-Tutorials.« Sie grinst ihr Display an, weil die Videos wohl sehr lustig aussehen, während sich mein Magen verkrampft. Dann blickt sie mich über das Handy hinweg an. »Hast du nicht gerade gesagt, dass du so was auch machen willst? Da ist dir wohl jemand zuvorgekommen.« Sie hält mir das Gerät wieder hin.

      Ich schlucke. Die letzten Sekunden eines Videos laufen noch. Eine kleine Maus mit Baskenmütze und Pinsel in der Hand beendet eine Erklärung mit einem Pinselstrich, der die Kameralinse voll kleckst. Oh Scheiße. Das ist echt niedlich.

      Auch das Design sieht gut aus. Verspielt СКАЧАТЬ