Herz gegen Vernunft. Nora Wolff
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Название: Herz gegen Vernunft

Автор: Nora Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Co-Working-Space

isbn: 9783958238459

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СКАЧАТЬ immer noch nicht, warum ich ihm das überhaupt erzählt habe.

      »Menschen sind schwieriger.« Und deutlich anspruchsvoller als ein Stein.

      »Na und? Challenge accepted.«

      »Zweifellos dein Lebensmotto«, wirft Joscha trocken ein, woraufhin Kev lacht.

      »Oh yeah, Baby.« Er schlingt einen Arm um Joscha, zieht ihn an sich heran und drückt ihm einen Kuss auf die Schläfe. »Das macht dich auch so unwiderstehlich für mich.«

      Der sinnliche Klang seiner Stimme verursacht selbst mir eine wohlige Gänsehaut. In zehn Staffeln Micktown hat Kev es zweifellos geschafft, sämtliche Tonlagen zu perfektionieren.

      Joscha scheint dafür nicht besonders anfällig zu sein. Kopfschüttelnd, aber mit einem Grinsen im Gesicht befreit er sich aus Kevs Umarmung und schubst ihn auf Abstand. »Spinner. Mit deinen Millionen auf dem Konto kannst du doch jeden haben.«

      »Das macht es ja so langweilig.«

      Entgeistert starre ich Kev an. »Was? Es sind inzwischen schon Millionen? Plural?«

      Kev zuckt die Schultern. »Letzte Woche hab ich die zweite geknackt. Deshalb auch der Ferrari.« Er zwinkert mir zu und kippt seinen Drink auf ex runter.

      »Aber... warum arbeitest du dann noch hier und nicht in deinem eigenen Bürokomplex?«

      »Ich mag die Arbeitsatmosphäre und die Kollegen. Auch wenn's natürlich keine richtigen Kollegen sind. Geht dir doch genauso.«

      Automatisch öffne ich den Mund, klappe ihn dann aber wieder zu. Ich bin nicht aus exakt dem gleichen Grund hier, aber es ist nah genug dran. Jemandem wie Kev etwas von Außenwirkung und Professionalität zu erzählen, wäre vergebene Liebesmüh.

      »Na so was.« Mit hochgezogenen Augenbrauen wendet sich Kev an Joscha. »Jetzt reden wir ja doch wieder übers Business.«

      Er betrachtet sein leeres Glas und verzieht kurz ärgerlich die Mundwinkel. Die Flaschen zum Auffüllen stehen vermutlich in einem der Kühlschränke unten. Kevs Gesichtsausdruck nach zu urteilen, zu weit weg. Ich nippe an meinem Bier, das ich bisher kaum angerührt habe. Schon jetzt merke ich, wie mir die wenigen Schlucke auf den leeren Magen schlagen.

      Seufzend stellt Kev sein Glas auf der gemauerten Begrenzung der Dachterrasse ab. Unter uns rauscht der Münchner Nachtverkehr vorbei. »So. Und was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend?« Er sieht von Joscha zu mir und wieder zurück und rollt die Hüften. »Tanzen, feiern, saufen, Sex?«

      Völlig unerwartet wendet er sich wieder mir zu, packt mich und dirigiert mich in eine Pirouette, die ich stolpernd und stümperhaft zu Ende führe, ehe mich Kev dicht an sich heranzieht. Starke Arme pressen mich an einen harten Körper. Im Gegensatz zu mir verbringt Kev seine Zeit nicht nur am Schreibtisch.

      Kev beugt sich über mich, so dicht, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüre. Gin. Definitiv Gin. »In dieser Reihenfolge?«

      Die Situation überfordert mich komplett. Hitze schießt mir in die Wangen und mein Herzschlag stockt. Das letzte Mal, dass ich einem anderen Mann so nahe gewesen bin, ist... ewig her.

      War das ein Angebot? Meint er das ernst?

      »Ähm, ich... äh, glaube... nicht?«

      Ich weiß nicht, wohin mit meinen Händen, wobei ich in der einen zu allem Überfluss immer noch die Bierflasche halte. Ich will ihn auf Abstand schieben, was nicht leicht ist, wenn ich ihn dabei so wenig wie möglich anfassen will. Der Hoodie ist jedenfalls nicht dick genug, um die darunterliegenden Muskeln nicht zu spüren.

      Gott. Wieso kann ich das nicht so locker und verspielt wie Joscha?

      Grinsend schüttelt Kev den Kopf und lockert seinen Griff. »Mann, Anton. Entspann dich mal. Du bist steif wie ein verdammtes Brett. Und ich meine steif nicht auf die gute, geile Art.« Er lässt mich los. »Ich beiße nicht.« Das wölfische Grinsen auf seinem Gesicht lässt mich schlucken. »Außer du willst es.«

      »Äh, nein... ich... danke, nein.« Ich erinnere mich an die Bierflasche in meiner Hand und trinke einen großen Schluck in der Hoffnung, dass der Alkohol meine flatterigen Nerven beruhigt.

      Himmel. Bin ich denn wirklich so raus aus diesem Spiel?

      Joscha klopft Kev auf die Schulter. »Lass ihn in Ruhe. Du siehst doch, dass ihm das unangenehm ist.«

      Kev legt den Kopf schief. »Im Ernst? Was ist dir unangenehm? Beißen? Körperkontakt? Ich?«

      »Äh...«

      »Kev.«

      »Ich frag ja nur.«

      Oh Gott, das wird immer schlimmer. Am Ende halten mich die beiden noch für eine verklemmte Jungfrau. »Ich bin nur... etwas aus der Übung. Das ist alles.«

      »Dann solltest du dich nicht immer hinter deinem Schreibtisch verkriechen, sondern mal mit uns feiern gehen.«

      »Oder du gehst allein feiern.« Joscha wirft Kev einen bezeichnenden Blick zu. »Kev übertreibt es gerne mal. Daran muss man sich erst gewöhnen.«

      »Haha. Ich geh jedenfalls nicht allein nach Hause, wenn ich nicht will. Wie lange hattest du keinen Sex mehr, Anton? Einen Monat? Zwei?«

      Fast hätte ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt. Das ist die längste Abstinenz, die er sich vorstellen kann?

      »Länger als zwei Monate?«

      Ich schlucke – und muss erst mal rechnen.

      »Oh Scheiße, bitte sag mir, dass es wenigstens innerhalb des letzten halben Jahres war.«

      »Das... könnte so gerade hinkommen.« Als mich nicht nur Kev entsetzt ansieht, sondern auch Joschas Blick nachdenklich wird, fühle ich mich wie eine seltene Lebensform, die erst noch genauer erforscht werden muss. Der paarungsunwillige Nerd oder so. »Ich hatte keine Zeit. Ich habe studiert, dann gearbeitet, meine App geplant, bei meiner vorherigen Firma gekündigt...« Diese Entscheidung muss ich heute noch vor meiner Familie verteidigen. »Da kann einem schon mal die Lust vergehen.«

      »Wenn mir sechs Monate lang die Lust vergeht, bin ich tot. Und zwar seit mindestens sieben Monaten.«

      Joscha kippt seinen Sekt hinunter. »Wollen wir noch irgendwo hingehen? Vielleicht in eine Bar, wenn du kein Clubgänger bist?«

      »Moment mal. War das gerade eine Einladung zum Sex? Warum hast du mir noch nie Sex angeboten?«

      »Hast du irgendwo das Wort ficken gehört?«

      »Bei dir hör ich so Einiges zwischen den Zeilen, Baby.«

      »Es war ein Angebot auf angenehme Gesellschaft.« Joscha hebt fragend die Augenbrauen. »Wie sieht's aus? Wir können auch ohne Mr. Multimillionär losziehen.«

      »Uh.« Kev stöhnt so laut, dass man sich sechs Stockwerke unter uns auf der Straße fragen könnte, ob hier oben auf der Dachterrasse gerade ein Porno gedreht wird. »Das klingt so heiß, wenn du das sagst. Multi. Millio. När.«

      Ich muss lachen und auch Joscha stimmt kurz darauf СКАЧАТЬ