Herz gegen Vernunft. Nora Wolff
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Название: Herz gegen Vernunft

Автор: Nora Wolff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Co-Working-Space

isbn: 9783958238459

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СКАЧАТЬ Klar.« Idiot. Ich hätte ihn ja auch mal selbst fragen können. »Hi.«

      Eine merkwürdige Stille breitet sich zwischen uns aus. Ich weiß nicht, ob er erwartet, dass ich noch etwas sage, aber ich fühle mich fast dazu gedrängt. Ich will nicht, dass er sich plötzlich umdreht und geht, einfach so. Trotz der befremdlichen Stimmung genieße ich seine Gesellschaft.

      »Du bist also nicht der, äh... namensgebende Toni.« Ich schwenke den Flyer.

      »Zum Glück nicht. Toni sieht aus wie ein Bierfass und isst seine Pizzen fast so gerne selbst, wie er sie backt.«

      »Du siehst definitiv nicht wie ein Bierfass aus.«

      »Das ist dir aufgefallen – trotz Rollerjacke und obwohl du mich kaum angefasst hast?« Er grinst mich frech an. »Süß, dass du immer noch rot wirst.«

      Diese verdammte Hitze in meinen Wangen. Ich lege den Flyer auf den Schreibtisch und reibe mir übers Gesicht, aber vermutlich macht es das nur schlimmer.

      »Wow, der hat ja ganz schön was abgekriegt.« Er tippt auf den Flyer, während er sich den Rest seines Pizzaachtels in den Mund schiebt.

      Der Themenwechsel wirkt etwas bemüht, als wüsste er auch nicht so ganz, wie er den Absprung schaffen soll. Mache ich es ihm so schwer? Oder will er vielleicht auch noch nicht gehen?

      »Ja. Nicht schlimm. Inzwischen ist die Nummer in meinem Verlauf gespeichert. Und um die Fotos ist es eh nicht schade.«

      Das hört sich an, als würde ich mangels eines Gesprächsthemas übers Wetter referieren. Ich versuche mir vorzustellen, wie Joscha oder Kev sich in so einer Situation verhalten würden, aber wahrscheinlich hätten sie es gar nicht erst so weit kommen lassen, dass es merkwürdig wird.

      Chris neigt den Kopf. »Wie meinst du das?«

      Oh, verflucht. »Ich wollte damit nicht sagen, dass sie schlecht sind, weil du auf den Fotos bist«, sage ich schnell. »Das bist doch du, oder?«

      Er nickt. »Sieht man das nicht?«

      »Na ja. Nicht wirklich. Die Bilder haben eine grauenhafte Qualität. Ehrlich gesagt sieht der ganze Flyer aus wie von einem Kindergartenkind zusammengeschustert.«

      Er hebt die Augenbrauen an. »Einem Kindergartenkind. Okay.« Sein Gesichtsausdruck wird nachdenklich. »Das wirft jetzt ein ziemlich seltsames Licht auf das, was wir hier gerade auf deinem Schreibtisch getrieben haben.«

      In meinem Magen flattert es nervös. »Hm?«

      »Ich bin nicht nur auf den Fotos drauf, ich hab sie auch gemacht. Den Flyer auch.«

      Oh.

      Ich erstarre. Mist. Scheiße. Warum konnte ich nicht einfach die Klappe halten? Wahrscheinlich ist der Flyer sein ganzer Stolz.

      »Ähm, ich... das... der Flyer hat ja keinen Einfluss auf die Qualität der Pizza, aber es wirkt etwas... äh...« Ich kann unmöglich unprofessionell sagen. »Du hast dir bestimmt sehr viel Mühe gegeben. Und das sieht man auch. Auf den zweiten Blick. Oder den dritten. Und eigentlich ist es auch egal, weil...« Ich breche ab, als Chris zu lachen anfängt.

      »Alles cool, entspann dich. Das Ding sieht wirklich nicht besonders gekonnt aus. Aber es hat Spaß gemacht. Hättest mal sehen sollen, wie ewig ich mit dem Selbstauslöser der Handykamera herumhantiert hab, bis ich zumindest einigermaßen auf dem Foto drauf war. Ist im Fahren gar nicht so einfach.«

      Eine Handykamera. Ich wusste es. Trotzdem traue ich seinem unbeschwerten Lachen nicht ganz.

      »Du bist nicht sauer?«

      »Quatsch. Der Flyer erfüllt seinen Zweck, das reicht. Toni wollte gerade neue drucken lassen und ich hab mich angeboten, das Ding etwas aufzupolieren.«

      Wenn er das Aufpolieren nennt, kann der Flyer zuvor nicht mehr als ein Fresszettel gewesen sein.

      »Du hast dich einfach so hingesetzt und den Flyer...« Das Wort kommt mir nur schwer über die Lippen. »... designt?«

      »Klar. Wieso nicht?«

      Weil er offenbar keinerlei Qualifikation hat, geschweige denn wusste, was er tut. Weil unter diesen Voraussetzungen zwangsläufig etwas dabei herauskommt, das minderwertig ist. Weil die Wahrscheinlichkeit, zu versagen, tausendmal höher ist als die, Erfolg zu haben.

      Ich räuspere mich. »Nur so. Das ist mutig.«

      »Mutig? So würde ich's nicht nennen. Es war einen Versuch wert und hat mich immerhin ein Wochenende lang beschäftigt.« Er grinst, als wäre das eine besondere Leistung. Offenbar hat er abseits vom Pizzaausliefern nicht viel zu tun.

      Ich schiebe mir den letzten Rest meines Achtels in den Mund. Wieder senkt sich Schweigen über uns. Ich warte darauf, dass Chris sich seine Jacke schnappt und geht, weil ihn nichts mehr hier hält, nachdem er sein Pizzastück aufgegessen hat und ich ihn obendrein beleidigt habe.

      Doch stattdessen wippt er auf seinen Fußballen auf und ab, sieht sich im Co-Working-Space um und schaut mich gelegentlich mit einem Blick an, den ich nicht zu deuten weiß, der jedoch ein warmes Glühen in meinem Bauch und tiefer auslöst.

      Am liebsten würde ich ihn nach seiner Handynummer fragen. Nach einem richtigen Date, mit Sex oder ohne. Ich könnte ihn auf eine Pizza einladen. Andererseits – habe ich das nicht gerade getan? Klingt es notgeil, wenn ich ihm sage, dass ich ihn wiedersehen möchte? Immerhin hat ihm der Sex scheinbar auch gefallen... Wir könnten auch nur miteinander schlafen, ohne zu reden. Oder nur reden ohne Körperkontakt. Quasi so wie jetzt.

      Also doch eher nicht reden und nur Sex?

      »Also«, sagt er gedehnt, »ich denke, ich geh dann jetzt.«

      Mein Herz sinkt. »Okay.«

      »Okay.«

      Es hört sich fast an, als würde er seufzen, als er nach seiner Jacke greift und sich umdreht.

      In meiner Brust zieht sich etwas schnell und heftig zusammen. Hab ich ihm eigentlich schon gesagt, wie gut ich das eben fand? Dass er so locker mit allem umgegangen ist und so cool auf alles reagiert hat? Scheiße, ich sollte wirklich...

      Ich will gerade den Mund aufmachen, als er sich noch mal umdreht.

      »Okay, nein, so kann ich nicht gehen.« Er kommt zurück an den Schreibtisch und fährt sich durch die dunklen Haare. »Ich sag's jetzt einfach. Als ich dich vorhin angerufen hab, hab ich meine Nummer mitgeschickt. Von meinem privaten Handy. Normalerweise ist die unterdrückt, aber...« Er holt tief Luft. »Was ich damit sagen will: Du hast meine Nummer und musst nicht jedes Mal Pizza bestellen, wenn...« Ein schiefes Lächeln. »... wenn du hungrig bist. Oder Appetit hast. Oder auch einfach nur so.«

      »Einfach nur so?«

      »Ja.« Er macht eine unbestimmte Handbewegung. »Falls du dich noch mal treffen willst. Hier oder woanders. Weil ich dich gerne wiedersehen würde.«

      »Ich dich auch.« Die Worte verlassen meinen Mund schneller, als mein Kopf sich einschalten kann, und klingen daher etwas atemlos.

      In seinen Augen leuchtet etwas auf. »Wirklich?«

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