Название: Rage
Автор: Rose Bloom
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fight for Love
isbn: 9783947634958
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»Bis gleich«, sagte ich zu Arzt und Schwester und fischte nach Laurens Hand. Sie drehte sich noch ein Stück von mir weg, und ich griff ins Leere.
Als die Tür ins Schloss fiel und wir wieder allein waren, war die Luft zum Zerschneiden dick. Natürlich konnte sie es nicht verstehen, aber wenn sie es ernst meinte, dass sie mich liebte, musste sie sich damit abfinden. Bevor ich etwas zu ihr sagen konnte, öffnete sich die Zimmertür erneut. Meine Güte, hier war es schlimmer als an jedem Bahnhof!
»Hey, ihr zwei, ausgeschlafen?«, fragte Sam mit einem süffisanten Grinsen. Bis er urplötzlich verstummte, denn er schien die angespannte Stimmung sofort zu merken.
Lauren stand zögerlich auf. Mit gesenktem Kopf sagte sie: »Ich werde dann mal ins Hotel fahren und mich frisch machen. Bin bald wieder da.«
»Lauren …«, flehte ich, doch sie hob die Hand. Der schmerzliche Ausdruck in ihren Augen schnürte mir schier die Luft ab.
»Bis später«, flüsterte sie, presste die Lippen aufeinander und eilte Richtung Tür.
Sam sah zwischen uns hin und her und runzelte die Stirn, bevor er mich fixierte. Natürlich. Rage war einige Stunden wach und verärgerte gleich wieder die ganze Nation. Ich seufzte schwer und sah demonstrativ aus dem Fenster, als die Tür zugeworfen wurde und ich mit meinem besten Freund allein war.
Sam setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. »Wie geht’s dir?«
Genervt sah ich ihn an. »Keine Standpauke?«, fragte ich.
»Würde es etwas bringen?«, erwiderte er locker. Ich schüttelte den Kopf. »Na also«, sagte Sam. »Deine Mum weiß Bescheid. Sie kommt heute Mittag vorbei. Ach und Rob müsste auch gleich hier sein.«
»Gut, dann kann ich mit ihm über den Trainingsplan sprechen«, erwiderte ich schnell, um mich von dem kleinen Stich abzulenken, dass mein Dad es nicht für nötig hielt, vorbeizukommen. Natürlich nicht. Es änderte nichts. Noch ein Grund, weiter zu trainieren und mich abzulenken.
Sam hielt die Luft an und nickte kaum merklich, als hätte er verstanden, weshalb Lauren so aufgebracht war. »Ist das dein Ernst?«
Ich sah ihn fest an. »Habe ich jemals Scherze gemacht?«
»Zumindest keine guten …«
Nervös tippte ich mit den Fingern auf der Bettdecke. Mein gesamter Körper kribbelte, und ich hatte das Gefühl, schier zu platzen, wenn ich nicht bald etwas tun konnte.
»Hast du wirklich gedacht, ich würde einfach alles aufgeben?«, fragte ich.
»Nicht einfach, nein«, antwortete Sam. »Aber ist es dir das wert?«
Mein Blick wanderte in die Ferne. »Was soll ich denn sonst tun? Ich kann nichts anderes! Soll ich hinter irgendeinem beschissenen Schreibtisch sitzen oder Taxi fahren? Dann könntest du mir gleich die Kugel geben oder die Eier abschneiden!«
Sam lachte verächtlich. »Nein danke, die würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen.«
Ein wenig musste ich grinsen. »Sam, du kennst mich doch. Ich will kämpfen. Ein Risiko schwingt bei allem mit. Man kann nicht wissen, wie der morgige Tag aussieht. Malone hat beschissen, deshalb konnte das passieren. Hätte Sawyer normal gekämpft, hätte ich ihn kaltgemacht. Das wussten sie! Und das weißt auch du!«
Sam nickte resigniert, dann bückte er sich nach unten und zog etwas aus einer Tasche, die er mitgeschleppt hatte.
»Hier, damit dir nicht langweilig wird.« Er warf einige Fight-Magazine sowie eine Packung Oreo Kekse auf mein Bett.
Freudestrahlend grinste ich ihn an. »Ich weiß, weshalb ich Jahr für Jahr einen Haufen Geld für meinen Manager bezahle.«
»Das ist eher ein Geschenk von einem Freund. Dein Manager hat dir den nächsten Fight klargemacht. Du hast zwei Monate für New York.«
Sprachlos sah ich ihn an. Er hatte gewusst, dass ich nicht aufhören würde, noch bevor ich es gesagt hatte. Vielleicht hatte er die Hoffnung gehabt, aber trotzdem hatte er mir das gegeben, was ich brauchte. Die Chance auf einen Neuanfang und den Beweis, dass ich immer noch der Alte war.
Die Tür ging auf, und die Schwester kam herein.
»So, Mister Dawson, wie sieht es aus mit Aufstehen?«
»Und duschen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
Sie nickte grinsend. »Und duschen!«
»Teufel, ja!«
6
Ich konnte es einfach nicht fassen. Er meinte es tatsächlich ernst. Unglaublich.
Zuerst hatte ich mir nur Gedanken darüber gemacht, ob Shawn gesund wurde und aufwachte. Als er es dann endlich getan hatte, war ich überglücklich gewesen und hatte die Gedanken an das Danach teilweise verdrängt. Aber nun, da Shawn mir meine Illusion, dass er mit diesem riskanten Sport aufhören könnte, tatsächlich genommen hatte … fühlte ich mich einfach nur verloren.
Er würde niemals wegen irgendjemandem, auch nicht wegen mir, alles aufgeben. Auch wenn es noch so gefährlich war. Diese Erkenntnis schmerzte am meisten. Ich war ihm nicht so wichtig wie das Kämpfen.
Aber konnte ich überhaupt von ihm verlangen, dass er einfach das Handtuch warf? Nein, das konnte ich nicht. Ich wusste, wie viel es ihm bedeutete. Vermutlich steckte weitaus mehr dahinter als der reine Siegeswille. Fühlte er sich bei einem Sieg seiner Familie näher? Seinem Vater und seinen Brüdern? Vielleicht kam seine Mum irgendwie an ihn heran und konnte ihn vom Gegenteil überzeugen … Aber wahrscheinlich war selbst das zwecklos. Denn wie ich mitbekommen hatte, war den Brüdern schon von klein auf eingetrichtert worden, niemals aufzugeben!
Ich hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder mit der Angst zu leben oder ihn zu verlassen. Aktuell fehlte mir die Antwort, welche Entscheidung die richtige für uns war. Ihn bei einem Kampf zu sehen, konnte ich mir eindeutig nicht mehr vorstellen. Schon allein wenn ich daran dachte, bekam ich Herzrasen. Doch noch war er nicht auf dem Damm, und mir blieb ein wenig Zeit, mit ihm eine Alternative zu finden. Obwohl ich in meinem ganzen Leben noch keinen Menschen getroffen hatte, der so strikt das durchzog, was er sich vorgenommen hatte.
Zurück im Hotel ging ich duschen, zog mir etwas Frisches an, brachte kurz meine Mum, Matt und Gini auf den neusten Stand und machte mich sofort wieder auf zum Krankenhaus. Zwischendurch hatte mir Mum noch ein Käsebrötchen in die Hand gedrückt und mich so tadelnd angesehen, dass ich es schnell im Vorbeigehen verschlungen hatte.
Obwohl mich Shawns Aussage geschockt hatte, konnte ich es kaum erwarten, bis ich wieder bei ihm war, und lief über den Krankenhausflur in Richtung seines Zimmers. Mittlerweile wussten die Krankenschwestern, wer ich war. Manche nickten mir freundlich zu, andere kannte ich nur vom Sehen. Doch trotz der freundlichen Atmosphäre hier wollte ich nichts lieber, als Shawn mit nach Hause zu nehmen. Oder eher gesagt in unser СКАЧАТЬ