Название: Katzenfische
Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Spionin wider Willen
isbn: 9783967110289
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»Sieht aber ziemlich echt aus.« Markus hatte das Gerät aufgeklappt und beäugte nun die winzige, jedoch sehr komplexe Tastatur samt LCD-Bildschirm, die im Inneren des Gehäuses verborgen war.
»Das soll es ja auch, um etwaige Diebe in die Irre zu leiten«, erklärte Riessmann eifrig. »Den echten Prototyp wollen wir bis morgen an einem sicheren Ort verstecken.«
»An einem sicheren Ort?«, hakte Melanie nach. »Und wo genau soll der sich befinden? Ich meine, was könnte sicherer sein als der Safe in Herrn Bernsteins Büro?«
»Wir wollen keinerlei Risiko eingehen. Dass der Dummy hier ist, könnte bereits die Aufmerksamkeit auf uns gelenkt haben.« Walter wirkte sehr zufrieden mit sich. »Deshalb wird der echte Catfish nicht einmal in die Nähe dieses Gebäudes gelangen. Stattdessen bringen wir ihn an einen Ort, der so unauffällig und gewöhnlich ist, dass niemand auch nur im Traum auf die Idee kommen wird, dort könnte sich ein hochgradig geheimer Prototyp befinden.«
»Unauffällig und gewöhnlich?«, echote Markus skeptisch. »Können Sie das vielleicht präzisieren?«
»Das muss ich sogar, Markus.« Auf Walters Gesicht erschien ein heiteres Lächeln. Er blickte auf seine Armbanduhr. »Weil das Paket nämlich in diesem Moment auf die Reise geht. Ich schlage vor, Sie rufen die Empfängerin umgehend an und geben ihr Bescheid, was sie erwartet.«
»Die Empfängerin?« Markus zog argwöhnisch die Stirn in Falten. Doch Walters Lächeln verbreiterte sich lediglich eine Spur.
2
Außenbezirk von Rheinbach
Gut Tomberg
Montag, 24. Oktober, 8:37 Uhr
»Susanna, Till, beeilt euch ein bisschen! Der Bus ist bestimmt gleich hier. Habt ihr jetzt alles?« Janna Berg eilte zwischen einem Haufen Reisegepäck und dem Proviantkorb in der Küche hin und her. Rasch packte sie noch ein paar Päckchen Orangensaft in den Korb.
»Janna, ich kann meinen Teddy nicht finden!«, jammerte die achtjährige Susanna und polterte die Treppe herunter. »Ohne meinen Teddy fahre ich nicht ins Pfadfinderlager.«
»Baby!«, hänselte ihr Zwillingsbruder, der ihr auf dem Fuß gefolgt war.
»Blödian!«, schrie das Mädchen und schubste ihn.
»Ziege!«, zankte er zurück und zog sie an ihrem blonden Zopf.
»Lass mich! Janna, Till hat mich an den Haaren gezogen. Ich will meinen Teddy. Bestimmt hat Till ihn versteckt, um mich zu ärgern.«
»Hab ich gar nicht, du dumme Nuss. Kann ich was dafür, wenn du den Teddy verschluderst? Ich brauch jedenfalls keinen. Bin ja kein Baaaaby mehr.«
»Ich bin kein Baby!«
»Bist du wohl.«
Kurz schloss Janna die Augen und zählte langsam bis fünf, bevor sie zurück in den Flur ging, wo ihre beiden Pflegekinder mittlerweile heftig miteinander rangen. »Schluss jetzt, ihr beiden«, sagte sie und setzte eine strenge Miene auf, die sie sich für solche Situationen zugelegt hatte. »Wenn ihr den Quatsch nicht sofort bleibenlasst, sage ich eurem Betreuer, dass ihr nicht mit ins Lager fahrt, weil ihr euch nicht benehmen könnt.«
Sogleich ließen die beiden Streithähne voneinander ab.
Janna griff nach Susannas signalrotem Rucksack und zog den Reißverschluss auf. »Hier ist dein Teddy. Du hast ihn doch gestern Abend schon eingepackt.«
»Oh.« Verlegen, aber erleichtert griff das Mädchen nach dem Rucksack und zog sorgfältig den Reißverschluss wieder zu.
»Entschuldige dich bei Till dafür, dass du ihn einen Blödian genannt hast.«
»Aber ...«
»Ätsch!« Till grinste breit.
Janna bedachte ihn mit einem scharfen Blick. »Und Till, du entschuldigst dich dafür, dass du Susanna ein Baby und eine dumme Nuss genannt hast.«
»Menno.«
Abwartend stemmte Janna die Hände in die Hüften. »Wird’s bald? Ich höre den Bus gerade vorfahren. Es dauert nur einen Augenblick, Bernd Bescheid zu sagen, dass ihr hierbleibt.«
Die Zwillinge maßen einander mit genervten Blicken.
»Entschuldigung, Till.« – »Entschuldigung, Susanna«, sagten sie gleichzeitig und schüttelten einander halbherzig die Hände.
»Okay, noch mal Glück gehabt. Und nun schnappt euch euer Gepäck, damit der Busfahrer nicht so lange warten muss.«
Während die Kinder mit lautem Gejohle zur Haustür hinausstürmten, holte Janna den Proviantkorb. Vor dem Haus traf sie auf ihre Eltern Linda und Bernhard, die sich von den Kindern verabschieden wollten.
»Habt ihr auch an alles gedacht?«, fragte Linda besorgt und strich sich ihr kupferrotes, kinnlanges Haar hinters Ohr, während sie sich zu den Zwillingen hinabbeugte. Beide drückte sie kurz an sich. »Nichts Wichtiges vergessen? Zahnbürste? Schlafanzug? Teddybär?«
»Nee, alles da«, zwitscherte Susanna. »Ich hab gedacht, Till hätte meinen Teddy versteckt, dabei hatte ich ihn schon längst in den Rucksack gepackt. Janna hat ihn gefunden.«
»Na, so ein Glück.«
»Und wie. Ohne meinen Teddy kann ich doch nicht wegfahren. Janna?« Das Mädchen hob die Arme, und Janna zog sie fest an sich. »Ja, mein Schatz?«
»Das Lager wird bestimmt ganz ganz schön. Aber am Donnerstag kommen wir schon zurück.«
»Ich weiß.«
»Und am Freitag haben wir Geburtstag.«
»Tatsächlich?«
»Das weißt du doch!«
Janna lachte. »Klar weiß ich das.«
»Backst du uns einen Kuchen?«
»Das hatte ich vor.«
»Und am Samstag fahren wir mit unseren Freunden ins Schwimmbad.«
»So ist es geplant.«
»Janna?«
»Ja?«
»Ich freu mich schon ganz doll. Wir werden neun!«
»Ein biblisches Alter.« Zärtlich strich Janna ihrer Pflegetochter übers Haar.
»Mensch, Susanna, komm endlich. Sonst fahren wir ohne dich!«, rief Till durch die offene Bustür.
»Habt ihr auch wirklich nichts vergessen?« Janna richtete sich auf und blickte zu ihrem Vater. »Papa, guckst du sicherheitshalber noch mal nach, ob alle Gepäckstücke, die im Flur lagen, im Bus sind?«
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