Название: Katzenfische
Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Spionin wider Willen
isbn: 9783967110289
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Markus, der sich gerade an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, erhob sich rasch wieder. Thomas Wörner, der Agent am Arbeitsplatz neben ihm, feixte. »Der Tag fängt ja schon gut an, was? Viel Spaß. Hab gehört, es werden heute neue Auslandseinsätze vergeben.«
Stirnrunzelnd wandte Markus sich seinem Kollegen zu. »Ich bin gerade erst aus Südamerika zurück. Außerdem bin ich verletzt, da schicken sie mich nicht gleich wieder raus.« Er wies vage auf sein linkes Bein, das in einer dunkelgrauen Anzughose steckte.
»Ich dachte, die Kugel hätte dich bloß gestreift.«
»Hat sie auch. Trotzdem wurde ich erst mal zu leichten administrativen Tätigkeiten verdonnert. Was auch immer das heißen mag.« Leicht frustriert fuhr er sich mit gespreizten Fingern durch das kurz geschnittene dunkelbraune Haar.
Thomas grinste und seine grauen Augen glitzerten amüsiert hinter den silbern gerahmten Brillengläsern. »Sie wollen dich wohl dazu bringen, endlich mal deine Einsatzberichte auf den neuesten Stand zu bringen. Obwohl, bei dem derzeitigen Engpass an Außendienstagenten und nach den neuesten Sparmaßnahmen würde ich mich nicht wundern, wenn sie sich’s anders überlegt hätten.«
»Markus!« Noch immer stand Melanie in der Tür. Ihre Stimme hatte einen ungeduldigen Ton angenommen.
»Ja, ja, bin doch schon unterwegs.« Markus verdrehte die Augen, während er seiner Kollegin den Gang hinunter zum Büro des Abteilungsleiters Walter Bernstein folgte. Sie trug wie immer teure Designerkleider. Heute war es ein sehr figurbetonendes Kostüm, das aus einem ausgesprochen kurzen dunkelblauen Rock und einem passenden schmalen Blazer bestand, unter dem ein silbern glitzerndes Top hervorblitzte. Der Duft ihres teuren französischen Parfüms umwehte ihn, als sie vor ihm das Reich Walter Bernsteins betrat.
»Da sind wir, Walter.« Anmutig ließ sie sich in einen der Besuchersessel gleiten.
»Morgen, Walter.« Auch Markus setzte sich und betrachtete neugierig das kleine, kastenförmige Gerät, das auf dem Schreibtisch seines Vorgesetzten stand. »Neues Spielzeug?«
»Guten Morgen, Markus. Wie geht es Ihrem Bein?« Kluge braune Augen musterten ihn. Walter Bernstein war ein Mann Mitte fünfzig von mittlerer Größe und kräftiger Statur. Das dunkelbraune Haar ergraute an den Schläfen bereits leicht. Trotz seines eher unauffälligen Erscheinungsbildes strahlte er eine natürliche Autorität aus, die in der Abteilung für internationale Einsätze in den Bereichen Terrorabwehr und organisiertes Verbrechen stets Respekt und Ordnung sicherten.
Markus zuckte die Achseln. »War schon mal besser. Schlimmer allerdings auch. Dass wir zusammen mit den Kollegen aus Südamerika diesen Schmugglerring sprengen konnten, war den Kratzer aber ganz sicher wert.«
»Da will ich Ihnen nicht widersprechen. Es kann übrigens sein, dass Sie noch einen Belobigungsbrief aus dem Außenministerium erhalten.«
»Eine Gehaltserhöhung wäre mir lieber.«
»Ich glaube, das kannst du vergessen«, mischte Melanie sich lachend ein. »Wir können froh sein, dass sie uns nicht noch was abziehen.«
»So schlimm wird es nun auch wieder nicht.« Walter faltete die Hände auf der Tischplatte. »Allerdings ist in der Chefetage die Rede davon, die Abteilungen des Instituts mittelfristig umzustrukturieren. Es kann sein, dass uns zumindest die Abteilung 10 angegliedert wird.«
»Was haben wir denn mit den Jungs und Mädels von der Wirtschaftskriminalität zu tun?« Verständnislos schüttelte Melanie den Kopf. »Das kann ja lustig werden.«
»Noch ist nichts entschieden. Aber durch die letzten Budgetkürzungen bleibt uns wahrscheinlich nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen.« Achselzuckend lehnte sich Walter ein wenig in seinem Bürostuhl zurück. »Deshalb habe ich Sie beide aber nicht hergebeten. Es geht vielmehr um einen neuen Einsatz. Markus, ich hoffe, Sie fühlen sich bereits fit genug für einen kleinen Auftrag.«
»Es war nur ein Streifschuss. Ich bin okay.«
»Gut.« Walter betätigte den Knopf der Gegensprechanlage. »Gerlinde, bring bitte Herrn Riessmann herein.«
Augenblicke später öffnete sich die Glastür und Gerlinde Bernstein, Walters Chefsekretärin und zugleich Ehefrau, führte einen schmalen, dunkelblonden jungen Mann herein, dessen blasse Gesichtsfarbe vermuten ließ, dass er sich nicht allzu oft an der frischen Luft aufhielt. Er ließ sich auf Walters einladende Geste hin auf dem verbleibenden Besuchersessel nieder und rückte seine randlose Brille zurecht.
»Herr Riessmann, dies sind Melanie Teubner und Markus Neumann, die beiden Agenten, die sich um den Katzenfisch kümmern werden.« In Richtung der beiden Agenten fuhr er fort: »Melanie, Markus, darf ich vorstellen: André Riessmann. Er ist der persönliche Assistent des Staatssekretärs Theo Willbach aus dem Bundesministerium der Verteidigung.«
Die beiden Agenten und Riessmann nickten einander zu.
»Herr Riessmann ist heute hier, um mit uns gemeinsam den Transport des Katzenfischs zum NATO-Hauptquartier in Brüssel zu organisieren.«
Markus beugte sich ein wenig vor. »Katzenfisch? Was ist das? Eine neue Züchtung von Kampffischen fürs NATO-Aquarium?«
»Aber nein, natürlich nicht.« Riessmann schmunzelte. »Es handelt sich um den Prototyp einer Steuerung für ein neu entwickeltes Land- und Seeminenräumfahrzeug. Dessen Name lautet Catfish, wie der Europäische Wels, weil seine Greifarme den Bartfäden dieser Fischart ähneln. Sie sind sehr tastempfindlich und können selbst große Steinblöcke und Findlinge gefahrlos versetzen, ohne die möglicherweise darunter oder darin verborgenen Minen auszulösen. Dummerweise wurde die Gebrauchsanleitung unzureichend mithilfe eines automatischen Übersetzungsprogramms erstellt und aus Kostengründen nicht hinreichend einer Korrektur unterzogen.«
Markus hob spöttisch die Brauen. »Lassen Sie mich raten. Catfish wurde wörtlich mit Katzenfisch übersetzt.«
»Exakt das ist passiert.« Riessmann lächelte. »Nun, zumindest hat das Fahrzeug – oder in diesem Fall dessen Steuerung – nun einen unverwechselbaren Spitznamen in Bundeswehr- und Regierungskreisen.«
»Wie dem auch sei«, ergriff Walter wieder das Wort. »Das Institut wurde beauftragt, die Steuerung ohne großes Aufsehen, jedoch unter den größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen nach Brüssel zu transportieren. Markus, ich möchte, dass Sie das übernehmen.«
»Alles klar. Wann soll es losgehen?«
Walter räusperte sich. »Nicht so eilig. Es gibt da ein Problem.« Er nickte Riessmann zu, der daraufhin erklärte: »Wir haben in der jüngsten Vergangenheit Hinweise erhalten, dass verschiedene extremistische Vereinigungen sowie einige international bekannte Waffenhändler sich stark für den Katzenfisch interessieren. Wir müssen also mit Diebstahlversuchen rechnen. Deshalb setzen wir auch nicht die gängige Transportvariante mittels Bundeswehr ein, sondern haben uns an das Institut gewandt.«
»Wir wollen folgendermaßen vorgehen«, nahm Walter den Faden auf. »Die Bundeswehr wird offiziell und mit einem gesicherten Konvoi einen Dummy der Steuerung nach Brüssel bringen. Parallel dazu werden Sie, Markus, das echte Gerät in einem unauffälligen Personenwagen transportieren. Selbstverständlich mit Unterstützung mehrerer ziviler Einsatzfahrzeuge und mit GPS-Überwachung. Melanie, Sie kümmern sich um die Koordination beider Aktionen und erstatten mir regelmäßig Bericht. Start des Einsatzes ist morgen Vormittag, neun Uhr.«
»Dann bleibt die СКАЧАТЬ