Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek
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Читать онлайн книгу Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek страница 44

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      »Haben wir einen Plan für heute Abend?«, fragte Mason, während Danielle tippte. »Wo sollen wir nach dem Super-8-Film suchen?«

      »Ich habe keine Ahnung. Das Haus von Snyder ist riesig. Ich habe die Adresse gegoogelt, die mir Mum gegeben hat. Drumherum ist ein Wäldchen. Es gibt also tausend Verstecke.«

      »Also, wenn ich er wäre, würde ich etwas so Wertvolles nicht irgendwo draußen deponieren. Ich würde es bei mir haben wollen.«

      »Vielleicht sollten wir in seinem Büro anfangen.«

      »Wäre das nicht zu offensichtlich?«

      Danielle zuckte die Schultern. »Irgendeinen Anhaltspunkt brauchen wir, und warum nicht etwas dort verstecken, wo es niemand suchen würde, gerade weil es zu offensichtlich ist.«

      »Stimmt auch wieder«, sagte Mason und beobachtete, wie die Gegend an ihm draußen vorüberzog.

      »Hier im Wagen müsste noch eine Ersatzkrawatte liegen«, sagte Danielle. »Dad hat immer welche dabei, falls er mal eine braucht.«

      »Du denkst, ich sollte eine tragen.«

      »Es wäre schicker. Ich kann sie dir auch binden.«

      Mason seufzte. »Meinetwegen.«

      *

      Olivia bremste so heftig, dass eine Staubwolke den Wagen einhüllte. Sie stellte den Motor ab und sprang aus dem Auto. »Das ist ja der Wahnsinn! Schau dir die Kulisse an! Oh Randy, ich könnte dich knutschen.«

      Randy stieg ebenfalls aus. Ihm war ein wenig schwindelig von Olivias Fahrstil, aber insgeheim wünschte er sich, auch so fahren zu können wie sie: unerschrocken und selbstbewusst.

      Sie waren über eine Brücke auf die Insel gelangt und hatten direkt vor dem alten Rummel geparkt. Das Riesenrad stach Randy als erstes ins Auge. Es hingen sogar noch einige Gondeln dran, manche schwankten leicht durch den Wind hin und her, der vom Meer her wehte. Über dem Riesenrad stand der Mond satt und groß am Nachthimmel und hüllte alles in ein wunderschönes silbernes Licht. Das Meer glitzerte, als würden tausende Diamanten auf der Oberfläche treiben. Olivia hatte recht: Es war mystisch und faszinierend.

      »Das ist perfekt«, sagte sie. »Dieses Licht ist der Hammer! Ich könnte das Meer und den Mond als Hintergrund nehmen und einige Stände fotografieren. Das Motto des Wettbewerbs ist »Catch the Night«. Wenn ich hier nicht die Nacht einfangen kann, dann weiß ich auch nicht.«

      »Schön, wenn es dir gefällt.«

      »Großartig. Einfach großartig.«

      »Es gibt auch ein sehr altes Karussell mit Holzpferden und so«, sagte Randy. »Vielleicht funktioniert es noch. Wir könnten es anwerfen und du machst ein paar Bilder, wie sich die Figuren drehen.«

      Olivia drehte sich zu ihm. Ihre hellen Zähne blitzten in der Dunkelheit. Hätte sie keine Ohren, würde sie im Kreis grinsen. »Wie gesagt, ich könnte dich knutschen.«

      Randy wurde heiß. Olivia kam auf ihn zu, er wich zurück, überlegte sich bereits, wie er sie davon abhalten sollte, doch sie klopfte ihm auf die Schulter und lief weiter zum Kofferraum, um ihre Fototasche herauszuholen. Das mit dem Knutschen war offenkundig nur rhetorisch gemeint, und Randy ließ erleichtert die Luft aus den Lungen. Olivia war ein nettes Mädel, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, mit ihr herumzumachen.

      Sie schulterte ihre Tasche. »Bereit?«

      »Na klar. Nach dir.«

      Das Gelände war mit einem alten Maschendrahtzaun eingezäunt. Er diente wohl eher zur Abschreckung als zur Sicherheit, denn es war nicht weiter schwer, ein Loch zu finden, durch das sie sich zwängen konnten.

      Sobald sie drinnen waren, holte Olivia ihre Kamera heraus und knipste los. Immer wieder sagte sie »Wahnsinn!« oder »Der Hammer«, »Dieses Licht«, »Ich dreh durch«. Randy lief grinsend neben ihr her.

      Sie kamen an einem alten Zuckerwattestand vorbei. Leider roch es nicht mehr nach Leckereien, sondern nach fauligem Holz und Schimmel. Randy war gerne auf Rummelplätzen. Die Atmosphäre hatte etwas von Kindheit. Von Unbeschwertheit. Von einer Zeit, in der seine Eltern noch gelebt hatten … Randy biss sich auf die Lippe. Der Unfall war jetzt sieben Jahre her, und trotzdem schmerzte es wie am ersten Tag. Die Zeit heilt alle Wunden, sagte man. Randy hatte manchmal seine Zweifel, ob das auch zutreffend war.

      »Randy!«, rief Olivia und riss ihn zurück in die Gegenwart. »Sieh mal!«

      Sie war in der kleinen Kassenkabine, in der die Schalter für das Karussell waren. Im Halbdunkel sah Randy, wie Olivia ein paar Knöpfe drückte und das Karussell erhellte sich ein paar Sekunden später. Dass es hier draußen noch Strom gab, war wirklich ein Wunder.

      Olivia jauchzte vor Freude. Sie drückte weitere Knöpfe und es setzte sich tatsächlich in Bewegung. Einige der Birnen waren durchgebrannt und der Antrieb quietschte bei jeder Viertel Umdrehung, aber es lief. Randy lachte und sprang auf das Karussell auf. Olivia verließ das Kassenhäuschen und gesellte sich zu ihm. Randy setzte sich auf eines der alten Holzpferde. Die weiße Farbe war abgeblättert und ein Ohr fehlte, aber es sah noch stabil aus. Er streckte die Arme aus, schloss die Augen und genoss den leichten Fahrtwind in seinem Gesicht.

      »Bleib genau so«, rief Olivia. Randy öffnete ein Auge. Sie kniete zwei Meter vor ihm mit der Kamera im Anschlag. Es klickte im Dauerfeuer. Olivia wechselte ein paar Mal die Position, während Randy einfach da saß und sich treiben ließ.

      »Perfekt«, sagte Olivia. »Damit stecke ich die anderen aber so was von in die Tasche.«

      Nach einigen Minuten kam das Karussell zum Stehen. Die Fahrt war vorüber.

      »Alle aussteigen, bitte«, sagte Randy.

      Bevor sie gingen, schaltete Randy das Karussell wieder ab. Sie liefen noch eine Weile durch die Gassen. Olivia knipste gefühlte tausend Fotos von allen möglichen Dingen, die ihr in die Quere kamen. Irgendwann blieb sie stehen, betrachtete das Display ihrer Kamera und seufzte zufrieden. »Also, ich habe mehr, als ich brauche. Wir können gerne wieder zurück. Außerdem glaube ich, dass ein Gewitter aufzieht. Ich möchte nicht, dass mein Equipment noch nass wird.«

      »Super.« Mittlerweile war Randy auch etwas kalt. Der Wind war hier viel frischer als in der Stadt.

      Sie verließen den Jahrmarkt wieder durch das gleiche Loch im Zaun. Den ganzen Rückweg über hatte Olivia die Bilder auf ihrer Kamera angesehen und zufrieden vor sich hin gelächelt.

      Randy passierte als erster das Loch – und erstarrte. Neben Olivias Auto parkten zwei weitere. Ein goldener Chevrolet und ein dunkelblauer BMW. An Olivias Auto lehnte Pratt Thompkins – und er war nicht allein. Drei seiner Jungs hatten sich um den Wagen verteilt. Einer saß auf der Motorhaube, der andere stand neben Thompkins, und der Dritte lief gerade ums Auto und trat gegen die Reifen, als wolle er checken, ob die Karre was taugte. Dabei trat er versehentlich ein Stück höher und hinterließ eine fette Beule in der Tür.

      »Mann, ich habe den Wagen gerade reparieren lassen!«, fluchte Olivia und kam neben Randy zum Stehen. »Was machen die denn hier?«

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