Let´s play love: Leon. Hanna Nolden
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Название: Let´s play love: Leon

Автор: Hanna Nolden

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Let´s play love

isbn: 9783958694071

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СКАЧАТЬ und ausführlich, damit ich es verstehe.«

      »Mache ich, sobald ich es selbst verstanden habe, okay?«

      Jazz lächelte. »Ich glaube, damit kann ich leben. Und was hast du jetzt vor?«

      Vany zuckte die Achseln. »Ich werde morgen mit Frau Volckmann-Doose darüber sprechen. Genau dafür ist sie schließlich da und ich denke, ich werde ihr eine Chance geben.«

      »Wow«, machte Jazz anerkennend. »Das finde ich richtig klasse!« Sie umarmte die Freundin spontan. »Du machst das schon, Vany.«

      Vany erwiderte das Lächeln, zaghaft, unsicher. Ja, vielleicht. Vielleicht war der Plan wirklich gut, aber leider fühlte er sich vollkommen falsch an. Alles, was Vany wollte, war fliehen. Leons Ansprüchen entfliehen, Tims Schweigen, der Schule und Therapiesitzungen. Ihrem kaputten Knie und der ebenso kaputten Karriere. Fliehen und jemand anders sein. Und nur dieser Gedanke gab ihr in dem Moment Halt. Die Vorfreude auf das andere Leben, das auf sie wartete, sobald die Nacht anbrach und alles schlief. Sie konnte es kaum erwarten!

      4: Abserviert

      Den Rest des Tages verbrachte Vany in einer Art Dämmerzustand. Sie funktionierte. Sie gab ihren Eltern das Gefühl, dass alles in bester Ordnung sei und ging Tim aus dem Weg. In Wahrheit schossen die Gedanken wie Fußbälle durch ihren Kopf. Ständig kamen ihr Leons Worte in den Sinn, so sehr sie auch versuchte, sie zu verdrängen. In Dauerschleife sah sie ihn vor sich, wie er vor ihr in die Knie ging und sagte, was er gesagt hatte. Dabei wollte sie es nur vergessen, es verdrängen, es am liebsten ungeschehen machen. Sie versuchte, sich an Rebekka McLight festzuhalten. Wann immer ein Fußball mit Leons Namen darauf durch ihren Kopf schoss und gegen ihre Schädeldecke knallte, ersetzte sie ihn durch einen Rebekka-Ball. Sie erfand eine vollständige Biografie für sie, überlegte, auf welche Schule sie ging und welche Hobbys sie hatte. Es musste interessant sein, durfte dabei aber nicht unglaubwürdig werden. Vany fielen auf Anhieb haufenweise Sportarten ein. Tischtennis. Badminton. Rudern. Nichts davon schien so richtig zu passen.

      Billard, dachte Vany schließlich. Sie selbst hatte erst ein paar Mal in ihrem Leben Billard gespielt und zwei linke Hände dabei gehabt. Zu Rebekka passte es irgendwie.

      Außerdem, beschloss Vany, sollte sie Gitarre spielen. E-Gitarre natürlich.

      Die Konzentration auf die fiktive Gestalt Rebekka McLight half ihr, sich den Tag über im Griff zu behalten. Trotzdem überprüfte sie dauernd ihr Handy auf Nachrichten von Leon, doch der war ähnlich wie Deckx komplett offline. Fortwährend fragte Vany sich, was er tat oder wo er gerade war. Allerdings ging es ihr bei Deckx nicht anders. Der sauste auf die gleiche Weise als Gedankenfußball durch ihren Kopf. Er hatte verkündet, dass er vorläufig keine Let’s Plays hochladen würde. Aber das hieß nicht, dass er nicht spielte. Vany konnte sich nicht vorstellen, dass es so leicht war, das Zocken aufzugeben. Gaming und Let’s Playen waren so sehr Deckx´ Leben, wie Fußball ihres gewesen war. Sie stellte sich vor, wie er in seinem Zimmer saß, in eben dem Zimmer, von dem sie durch die Facecam einen kleinen Ausschnitt gesehen hatte, und irgendein Computerspiel spielte. Vermutlich nahm er dabei sogar auf und kommentierte, einfach, weil er es nicht lassen konnte. Wobei – wenn sie ihn so sehr aus der Bahn geworfen hatte, würde sich das in seinen Kommentaren bestimmt niederschlagen. Oft genug erzählte er in seinen Let’s Plays private Geschichten. Zum Beispiel von seinem Hund und was er auf der Gassirunde erlebt hatte. Manchmal auch von Kunden, denen er im Einzelhandel begegnete, obwohl er, so Vany wusste, erst einmal erwähnt hatte, wo genau er im Einzelhandel arbeitete, was er jetzt vermutlich bitter bereute. Vany verzog das Gesicht. Sie war so dumm gewesen! Hätte sie bloß mehr Geduld gehabt, hätte sich da bestimmt etwas anbahnen lassen. Aber sie hatte es übertreiben müssen. Im Grunde war ihr Hang zur Übertreibung sogar schuld an ihrer Knieverletzung. Hätte sie auf dem Platz nicht so viel Gas gegeben, wäre sie vielleicht noch gesund. Und Leon? Da hatte sie eher zu wenig Gas gegeben. Vany schüttelte so heftig den Kopf, als versuchte sie, jeden einzelnen Leon-Fußball rauszuwerfen. Ihr war klar, dass sie es sich sowohl mit Leon als auch mit Deckx verscherzt hatte. Und wohl mit so ziemlich jedem in ihrem Leben. Jazz hatte deutlich gemacht, dass sie es ihr übel nahm, dass sie ohne ein Wort fortgelaufen war und versucht hatte, sich umzubringen. Und obwohl ein Großteil ihrer Familie sich jetzt um sie bemühte, spürte Vany, dass sie ganz allein war und sie wollte nicht länger allein sein. Oder sie wollte nicht länger ein Mensch sein, dem Alleinsein etwas ausmachte. Sie stellte sich vor, wie Rebekka McLight die Einsamkeit verehrte. Es gab viele Texte über Einsamkeit in den Liedern, die Vany durch Deckx entdeckt hatte. Sie malte sich aus, wie Rebekka auf Friedhöfen spazieren ging und die Stille und die Einsamkeit genoss. Genauso, wie Vany früher die Gemeinschaft auf dem Platz genossen hatte. Rebekka war in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Vany und das war gut so. Denn so würde Deckx keinen Verdacht schöpfen und vielleicht anfangen, sich für sie zu interessieren.

      Als endlich alle im Bett waren und das Haus lange genug in Stille gelegen hatte, stand Vany auf und holte ihren Laptop aus dem Schrank. Um das Gefühl, Rebekka zu sein, noch zu verstärken, zog sie den schwarzen Pullover an und legte ihre Kette um. Dinge, die eigentlich nie so recht zu ihr als Vany gepasst hatten. Hier passten sie. Rebekka loggte sich ein und überprüfte Deckx´ Kanal. Unter seinem Ankündigungsvideo waren mehrere neue Kommentare aufgetaucht. Alle waren voller Bedauern und obschon er darum gebeten hatte, von Nachfragen abzusehen, wollten natürlich viele wissen, was passiert war. Rebekkas Kommentar hatte ein paar Likes bekommen. Kurz verspürte sie das Verlangen, sich eines der alten Videos anzusehen. Sie stellte sich vor, was Deckx sagte, ließ seine Begrüßungsfloskel in sich ablaufen und wiederholte Sätze, Witze und Sprüche, die ihr besonders gefallen hatten. Sie zwang sich, stark zu bleiben. Rebekka war ein Neuanfang. Sie hatte keine nostalgischen Erinnerungen an bereits gesehene Videos. Sie fuhr den Laptop wieder herunter, zog den Pullover aus und nahm die Kette ab. Dann wickelte sie den Laptop wieder im Pullover ein und versteckte ihn von neuem im Kleiderschrank. Vany kontrollierte, ob ihr Wecker gestellt war, und ging schlafen.

      Am Montagmorgen fiel es ihr schwer, richtig wach zu werden. Sie hatte nicht gleich einschlafen können und sich stundenlang zurechtgelegt, was sie Frau Volckmann-Doose mitteilen wollte. Sie hatte das Gespräch wieder und wieder durchgespielt, aber wohler war ihr bei dem Gedanken an die nächste Therapiestunde nicht geworden. Überhaupt gab es an diesem Morgen einige unangenehme Dinge. Zum Beispiel die Begegnung mit Tim, der sie so kritisch beäugte, als fürchtete er, sie würde jederzeit zum Messer greifen und sich vor den Augen der ganzen Familie die Pulsadern aufschneiden. Ihre Mutter war auch besorgt, jedoch aus anderen Gründen: »Meinst du denn wirklich, dass du wieder zur Schule gehen möchtest? Wir könnten zum Arzt gehen und dich krankschreiben lassen. Ich meine ... vielleicht ist es sowieso keine schlechte Idee, dich einmal durchchecken zu lassen.«

      Vany schüttelte den Kopf. »Sind doch nur ein paar Prellungen. Und mit Prellungen kenne ich mich aus. Davon hatte ich in meinem Leben nun wahrlich genug.«

      »Du weißt genau, dass ich nicht die Prellungen meine«, wurde ihre Mutter ungewohnt streng. Sie hatten ein paar schöne Stunden zusammen gehabt am Wochenende, was es ihrer Mutter offensichtlich nicht leichter machte, zu akzeptieren, was geschehen war. Vany verkniff sich ein Augenrollen und bemühte sich, ihre Stimme sanft und liebevoll klingen zu lassen: »Ich bin heute bei Frau Volckmann-Doose. Die habt ihr doch informiert, oder? Ich werde einfach mit ihr reden. Und außerdem habe ich gesagt, dass es mir besser geht. Ich war bloß ein wenig durcheinander. Jetzt bin ich wieder auf Kurs. Ehrenwort!«

      Tim stellte krachend seine Müslischüssel ins Spülbecken und gab ansonsten keinen Ton von sich, aber sein Gesichtsausdruck verriet Vany, was in ihm vorging. Er glaubte ihr kein Wort. Ihr Vater ließ sich wie immer nichts anmerken, und ihre Mutter rang sichtlich mit sich. Schließlich gab sie nach: »Hoffen wir mal, dass die Gespräche mit Frau Volckmann-Doose etwas bringen.«

      »Ganz bestimmt«, beteuerte Vany zuversichtlich.

      Mehr Sorgen als der Termin СКАЧАТЬ