Название: Wienerisch für Fortgeschrittene
Автор: Arik Brauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783903217621
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Bānahaufn – Knochenhaufen
bɫād – aufgebläht
Bɫāda – dicke Person
Bɫunzn – Blutwurst
Grippegschbü – schlotterndes Gerippe
guat gstöt – gut gestellt
Heigeign – Heugeige, Gestell zum Heutrocknen
Kräwogaɫ – kleines, mageres Wesen
Schɫeiaeun – Schleiereule
voisåftig – vollsaftig
Wåg – Waage
Wer wü des, wer braucht des, unsa āns gwiss ned! – Wer will das, wer braucht das, unsereins gewiss nicht!
Zniachtɫ – unscheinbarer Mensch
Zwutschgaɫ – kleiner Mensch
Bɫāda und Heigeign
VAPⱢEMPAN, VAUARASSN, VAWOATAGⱢN
Der Virtuose Jascha Heifetz wurde einmal befragt, in welchem Alter er begann, Geige zu spielen. Seine Antwort war folgende: »Im Alter von drei Jahren, die ersten drei Jahre habe ich vapɫempat.« Der Roma-Gitarrist Harri Stojka antwortete auf die Frage, wie viele Stunden am Tag er wohl übe, Folgendes: »Für so was vapɫempa i ka Zeit. I steh auf in da Frua, nimm die Gɫåmpfn und spü den gaunzn Tåg.«
Beide Aussagen drücken die totale Hingabe aus, die für Spitzenleistungen erste Voraussetzung ist. Ɫahmɫockats Ɫaschiern bedeutet Talente und Ressourcen zu vauarassn. Wir haben eine mächtige Industrie geschaffen, die Mittel und Hilfe zum »Zeitverscheißen« am laufenden Band produziert. Das versprochene Glücksgefühl beim Anschaffen von immer neuen Zeitvapɫempara-Patenten bleibt natürlich aus, aber die Vawoatageɫung unseres Gefühlslebens und die Einschläferung unserer Kreativität finden statt. Die dabei entstehende Unmenge überflüssiger Dinge verstopft, verstinkt und vergiftet die Welt, vor allem dort, wo die Ärmsten der Armen wohnen. Das versprochene Wohlgefühl beim Verschwenden von Wasser, Luft, Wald und Erde stellt sich nicht ein, und wir sehen ɫahmɫockat zu, wie die Welt zizaɫweis vawoatagɫt und vapɫempat wird.
Gɫåmpfn – Gitarre
ɫahmɫockat – faul, schläfrig
ɫaschiern – Tätigkeit vortäuschen
vapɫempan – vergeuden
vauarassn – verschwenden
vawoatagɫn – deformieren
zizaɫweis – stückchenweise, sukzessive
Zeiɫ vapɫempan
WĀTSCHN UND FOTZN
»Schaut’s mi åu, mi håms min Bierschnuɫɫa aufzogn, wår i goschat – a gsunde Wātschn. Schɫechte Notn in da Schui – a Fotzn, dass ma da Kopf wågɫt.«
Man schaut den Sprecher an und dankt den eigenen Eltern, dass man nie Bierschnuller und gsunde Wātschn erlebt hat. Die Wiener Fiaker hatten schon längst die Peitsche weggelegt und sangen »Ui jessas, nua ned schɫågn!«, womit die Pferde gemeint waren, aber Kinder wurden nach wie vor grün und blau geprügelt. In der Familie, in Park und Schule. Rohrstaberl und Holzscheitl waren übliche Folterwerkzeuge in den Schulen. Im Park malträtierten die Größeren die Kleineren und zu Hause war oft der betrunkene Herr Papa Richter und Henker in einer Person.
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte das 20. Jahrhundert in Teilen der Welt eine bisher noch nie dagewesene Humanisierung in der Kindererziehung mit sich. Griffige Kraftparolen wie diese verloren sukzessive an Charme und Popularität: »Geht’s ned auf di wāche Tur, dann geht’s mit da Gwoit! Waun da Bua frech wird, kriegt er seine Dätschn. Måcht die Oide an Mucksa, håt’s a Tschinön. Måcht da Nåchba a Ramasuri, hau i eam durch die zuagmåchte Tia. Mischt sie da Hausmāsta ei, steß i eam ungspitzt in die Erd. Kumman die Kibara, vergreu i mi im Scheißheisɫ, so schaut’s aus!«
Geht’s ned auf di wāche Tur, dann geht’s mit da Gwoit! Waun da Bua frech wird, kriegt er seine Dätschn. Måcht die Oide an Mucksa, håt’s a Tschinön. Måcht da Nåchba a Ramasuri, hau i eam durch die zuagmåchte Tia. Mischt sie da Hausmāsta ei, steß i eam ungspitzt in die Erd. Kumman die Kibara, vergreu i mi im Scheißheisɫ, so schaut’s aus! – Geht es nicht auf die sanfte Tour, dann geht es mit Gewalt! Wenn der Bub frech wird, bekommt er seine Ohrfeige. Macht die Alte (= Gattin) einen Muckser, hat sie eine schallende Ohrfeige. Macht der Nachbar Krawall, haue ich ihn durch die geschlossene Tür. Mischt sich der Hausmeister ein, stoße ich ihn ungespitzt in die Erde. Kommt die Polizei, verstecke ich mich auf der Toilette, so schaut es aus!
Schaut’s mi åu, mi håms min Bierschnuɫɫa aufzogn, wår i goschat – a gsunde Wātschn. Schɫechte Notn in da Schui – a Fotzn, dass ma da Kopf wågɫt. – Seht mich an, mich haben sie mit dem Bierschnuller aufgezogen, war ich frech – eine gesunde Ohrfeige. Schlechte Noten in der Schule – eine Maulschelle, dass mir der Kopf wackelt.
Ui jessas, nua ned schɫågn! – Oh Jesus, nur nicht schlagen!
Wātschn und Fotzn
DIE BUPPAⱢHUTSCHN
Das Wort täuscht, es handelt sich nur sehr begrenzt um etwas Erotisches. Gemeint ist ein bananenförmiger seitlicher Anhänger an einem Motorrad mit Sitz und Knieschutz. Das ist die sogenannte Buppaɫhutschn. Es versteht sich, dass die Krone der Schöpfung mit sieghaftem Grinsen am Motorrad sitzt und die quietschende Blondine im Beiwagen. Im deutschen Barras war es üblich, dass der Offizier in der Buppaɫhutschn saß und der einfache Soldat am Motorrad, was beiden immer sehr peinlich war. Die ganze Maschinerie hatte Benzin- und Platzverbrauch wie ein Auto, war hässlich, lebensgefährlich und verschwand auch bald aus den Straßen.
Was nicht so schnell verschwand, war die Machofantasie »Die Weiba kennan ned foan!«. Wenn man davon absieht, dass Frauen gerne fahrend telefonieren, sich beim Rückwärtseinparken nicht damit abfinden wollen, dass, wenn man das Volant nach links dreht, das Auto mit seiner Front nach rechts fährt, und sie in den Spiegel schauen, während sie die Tür straßenseitig aufstoßen – wenn man von all dem absieht, muss man feststellen, dass Frauen viel weniger tödliche Unfälle verursachen als Männer. Und das heißt: Die Weiba kennan bessa foan!
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